Handwerk Special Nr. 172 vom 31. August 2013 - page 4

Europäisches Miteinander
Zukunft für die Jugend
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Nr. 172
31. August 2013
„Sprechen wir Klartext!“
Es war eine lebhafte Dis-
kussion um nationale und
internationale Energiepo-
litik, den Wirtschafts-
standort Deutschland und
die künftige Entwicklung
des Handwerks, eine Ver-
zahnung vieler Themen,
die ein System antreiben.
EU-KommissarGüntherOettin-
ger nahm sich viel Zeit und ging
auf alle Fragen und Meinungen
ein, die sich aus dem Dialog mit
demVorstandderHwKKoblenz
und einigen Obermeistern erga-
ben. Neben der Kammerspitze
um Präsident Werner Wittlich
und Hauptgeschäftsführer Ale-
xander Baden nutzten auch
der Kölner HwK-Präsident
Energie und Wirtschaft: EU-Kommissar Oettinger beim Handwerk
mehrere Stellmechanismen, die
sich auswirken. „Der klassische
Handwerksbetriebwendetfürdie
Produktion Energiekosten auf,
kauft Ausgangsmaterial an, in
dem bereits auch Energiekosten
enthalten sind und bietet seine
Produkte einem Kunden an, der
wegen steigender Energieko-
sten weniger Geld für andere
Investitionen in der Tasche hat“,
machte der EU-Kommissar eine
Rechnungauf, aus der sich schon
bei einfacherBetrachtungsweise
eine Dreifachbelastung für den
Mittelstand ergibt.
Was, so die Erfahrung der
anwesenden Handwerker, na-
türlich Auswirkungen auf die
Wirtschaftskraft gerade der
energieintensiven Betriebe hat:
Höhere Energiekosten bedeuten
wenigerGeld für denAusbaudes
eigenen Unternehmens, was auf
Produktivität, Modernität und
auchBeschäftigung undAusbil-
EU-Kommissar Günther Oettinger beim Handwerk. Neben
dem HwK-Vorstand mit Präsident Werner Wittlich nahm
auch der Kölner Präsident Hans Peter Wollseifer teil (v.r.).
Das bundesweite Interesse an
den spanischen Jugendlichen in
deutscher Handwerkslehre ist
groß, die HwK Koblenz hat mit
ihrem Pilotprojekt europaweit
Neuland betreten. Zusammen
mit deutschen und spanischen
Regierungsstellen, regionalen
und überregionalen Partnern
Auch der spanische Botschafter
findet bei der HwK lobende
Worte: „Das, was wir hier heute
erleben, ist ein ganz besonderer
Tag im Sinne des europäischen
Gedankens.WirEuropäer helfen
uns, rücken damit näher zusam-
men! Wenn ich dann höre und
sehe, wie gut meine spanischen
Landsleute hier aufgenommen
werden, bleibtmir nichts anderes
übrig,alsallenzudanken!“Pablo
Garcia-Berdoy weist darauf
hin, dass alle Neuland betreten
haben, auch sein Land, „denn
wir sind sehr interessiert am
dualen Ausbildungssystem, wie
es in Deutschland durchgeführt
wird und freuen uns auf die Er-
fahrungen, die wir Spanier auf
diesemWeg sammeln können“.
Jugendlichen im Kfz-Hand-
werk aus. Beide Seiten sind
sehr zufrieden mit Verlauf und
Fortschritt.“Das größteProblem
stellen Sprachbarrieren dar.
„Deshalb haben wir bereits in
Spanien Deutschkurse durchge-
führt“,berichtenHwK-Präsident
Werner Wittlich und Hauptge-
schäftsführer Alexander Baden.
„Auchdas steht für einekreative,
vorbildliche und ergebnisorien-
tierte Einrichtung wie die Hand-
werkskammer Koblenz“, lobte
der Bundestagsabgeordnete Dr.
Michael Fuchs, der das Projekt
mit angestoßen hat. In einem
PressegesprächmitUlrikeMohrs
(Arbeitsagentur Koblenz-Ma-
yen), Rainer Probst (Carl-Benz-
Schule) und den Jugendlichen
tauschen sie sich über die ersten
Koblenzer Erfahrungen aus.
Projektpartner sind neben dem
Berufsbildungszentrum Xabec
in Valencia auch die Aufsichts-
und Dienstleistungsdirektion
und die Zentrale Auslands- und
Fachvermittlung (ZAV) der
Bundesagentur für Arbeit.
Willkommen im Handwerk!
Zwischen ihrer spanischen Heimatstadt Valencia und Koblenz liegen 1.400 Kilo-
meter. Und doch sind die 15 jungen Spanier hier bereits ein Stück heimisch
geworden. Die Menschen in der Region Mittelrhein haben sie freund-
schaftlich aufgenommen. Das strahlen sie auch beim Besuch
ihres Botschafters in Koblenz aus: Pablo Garcia-Berdoy
erlebt in den HwK-Ausbildungswerkstätten gut ge-
launte, lachende Landsleute. Inzwischen sind
sie auch in ihren deutschen Ausbil-
dungsbetrieben angekommen.
15 spanische Jugendliche herzlich am Mittelrhein empfangen
Strahlende Gesichter in den
HwK-Ausbildungswerkstätten
beim Treffen der 15 spanischen
Jugendlichen mit ihrem Botschaf-
ter in Deutschland Pablo Garcia-­
Berdoy und den Projektpartnern.
Foto: P!ELmedia
wie der Agentur für
Arbeit Koblenz-Ma-
yen oder der Be-
rufsbildendenSchule
Technik„Carl-Benz“
in Koblenz, weiteren
Handwerksorgani-
sationen und den
Handwerksbetrieben
wurde seit 2012 an
einem einzigartigen
Projekt gearbeitet:
Die jungen Spani-
er wurden auf ihre
Handwerkslehre am
Mit Kfz-Obermeister Mark
Scherhag kann ein selbststän-
diger Handwerksmeister beim
Empfang bereits Erfahrungen
einbringen: „Wir bilden seit
Oktober 2012 einen spanischen
Fortsetzung auf Seite 5
dung durchschlägt. Und das in
einemEU-Marktumfeld, in dem
die Konkurenz bei wesentlich
besseren Rahmenbedingungen
ihre Leistungen abieten kann.
„Hier erwarten wir wesentlich
mehr Fingerspitzengefühl der
EU-Verantwortlichenundfragen
uns,wannBrüssel die nationalen
Entwicklungen wahrnimmt, die
sich aus regionalen Vorgaben
ergeben“,wiesDachdecker- und
Kreishandwerksmeister Kurt
Krautscheid auf die Wichtigkeit
desAustauschesvonEU-Verant-
wortlichenmit derBasis hin. „Es
wird keine starke EU mit einem
schwachendeutschenHandwerk
geben“, war man sich einig. Der
Einfluss des Handwerks als na-
tionaler „Wirtschaftsmacht von
nebenan“ auf die Wirtschafts-
und Finanzstärke Deutschlands
alsStabilitätsfaktorinnerhalbder
EU wirke sich längst bis in den
letzten Winkel Griechenlands
oder Spaniens aus.
Mittelrheinvorbereitet –vonder
Kennenlernphase über Sprach-
kurse und Praktika, persönliche
Betreuung auch ihrer Familien
bis hin zur Bereitstellung von
Unterkünften und Hilfe bei der
Organisation der vielen kleinen
und großen Dinge des Alltages.
Doch bei aller Gestaltung op-
timaler Rahmenbedingungen:
„Deneinen,großenSchrittmuss-
ten die Jugendlichen schließlich
selber gehen“, zollen ihnen die
Projektpartner Anerkennung.
Hans Peter Wollseifer und der
Bundestagsabgeordnete Dr.
Michael Fuchs die Möglich-
keiten einer solchen Runde.
Klarer Tenor: Nicht der einzelne
Betrieb, eine Region oder ein
Land könnten isoliert vor dem
Hintergrund einer EU-weiten
Wirtschafts- und Energiepoli-
tik betrachtet werden. Es sind
Foto: P!ELmedia
Hauptgeschäftsführer Alexander
Baden gratuliert Elektronikerlehrling
Jesús Barón zum 21. Geburtstag.
Mit
einem
Grund-
lehr-
gang
Metall
starten
die spa-
nischen
Ju-
gend-
lichen
in ihre
Lehre.
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