Handwerk Special Nr. 177 vom 22. Februar 2014 - page 7

Intensiver Dialog schafft nachhaltige Kundenbindung
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Nr. 177
22. Februar 2014
„Die Geschichte der Region bewahren“
Die Eifelhöhen oberhalb
des Moseltales trugen
bereits in der Römerzeit
wichtige Verkehrsverbin-
dungen, an denen sich
das Wirtschafts- und
Kulturleben entfaltete. Bis
heute zeugt davon wert-
volle Handwerkskunst,
um die sich auch so man-
che Legende rankt.
So erzählt eine mündliche
Übe r l i e f e r ung von dem
Bauernschreiner Bartholomäus
Hammes aus Alflen, der um
1670 den kunsthistorisch bedeu-
tenden „Bitter-Leidens-Altar“
für die Wallfahrtskirche Mater
Dolorosa in Lutzerath-Driesch
geschaffen hat, auf dem in elf
HolzreliefsdieLeidensgeschich-
te Jesu dargestellt ist. Schriftlich
findet sich der älteste Beleg für
das Schreinerhandwerk seiner
NachkommenaufeinerSchrank-
türausdemJahr1888.DasMöbel
wäre nach heutigen Maßstäben
das Meisterstück des Nikolaus
HammesausAlflen,Urgroßvater
des im nahe gelegenen Faid täti-
gen Tischlers Thomas Hammes,
in dessenBüro der Schrank noch
immer genutzt wird.
War auch Großvater Josef
Hammes noch der landwirt-
schaftliche Schreiner, der vor-
nehmlich für den eigenenBedarf
Bei der Tischlerei Hammes in Faid reichen tiefe Wurzeln in die Zukunft
Schreinerei und Bestattungen Hammes, Faid
Gegr. 1888 | 4 Mitarbeiter | Möbel- u. Bauschreinerei, Sonderanfertigungen,
Restaurierung,Bestattungen | Tel.02671/7324 |
gearbeitet hat, entwi-
ckelte sich das Unter-
nehmen mit Vater Alois
Hammes zur Bau- und
Möbeltischlerei. Zudem
hilft seither das Bestat-
tungsinstitut bei der
Vorsorge, Betreuung,
Beratung und Beiset-
zung im Trauerfall. Seit
einem Jahr ist Thomas
HammesalleinigerInha-
ber, nachdem er bereits
seit 1998 in diese Auf-
gabe hineingewachsen
ist. Sein Handwerk hat
er beim Vater erlernt,
dann ein Ingenieurstudi-
um der Holztechnik im
bayerischen Rosenheim und ein
Wirtschaftsingenieurstudium in
München angeschlossen.
Leistungen, die nur das
Fachhandwerk erbringt
Für seine Diplomarbeiten hat er
Erfahrungen in anderenTischle-
reiengesammelt.„DieMenschen
in der Alpenregion leben eine
viel intensivere Verbundenheit
mit dem Werkstoff Holz“, ver-
weist der 46-Jährige beispielhaft
auf die mit Schindeln verklei-
deten Gebäude. „Das schlägt
sich inAufträgen für vielfältigen
Innenausbau oder Möbel nie-
der.“DiesenMarktsiehtThomas
Hammes auch in der eigenen
Region. „Wir verfügenüber sehr
viel historische Bausubstanz.
Die zu bewahren, mit ihr auch
die Geschichte unserer Region,
das sehe ich als unsere Zukunft,
wennwir alteTechnikenneuund
wirtschaftlich anwenden.“
Mit Erfolg, denn so manchen
Winzerhof an der Mosel hat er
Bruder Eugen und
zwei Gesellen – aus-
und umgebaut und ge-
mütliche Vinotheken
darin gestaltet. Als
Haustischler in der
Reichsburg Cochem
sind sie regelmäßig
tätig und restaurieren
oder fertigen nach
historischen Vorla-
gen. Ob Alt- oder
Neubau, die Klassi-
ker Fenster, Türen
und Treppen gehören
beim Hammes-Team
selbstverständlichzum
Angebot: „Wir verste-
hen uns auch auf die
Anforderungen der
energetischen Gebäu-
desanierung oder die
Passivhaustechnik“,
versichert Thomas
Hammes.
Es geht aber auch
In seinem Büro nutzt Thomas
Hammes noch immer den
Schrank, den sein Urgroßvater
Nikolaus 1888 gefertigt hat.
Die Ein-
zelele-
mente
des
Bücher-
regals,
dessen
Form
dem
Gehäu-
seauf-
bau des
frühen
Super-
rechners
Cray1
folgt,
werden
montiert.
Für die Reichsburg Cochem fertigt die Tischlerei Hammes neue
Eichentüren. Sie machen das alte Gemäuer wieder wetterfest,
geben ihm aber auch ein einheitliches Erscheinungsbild, das bei
früheren Umbauten und Ersetzungen verloren gegangen war.
Für eine
Wohnanlage
in der Main-
zer Ober-
stadt hat die
Tischlerei
Hammes in
Koopera­
tion mit dem
Denkmalamt
Haustüren
in Eiche her-
gestellt und
eingebaut.
Besonder-
heit dabei
die über-
schobenen
Füllungen
und die
hinter den
Schutz-
gittern zu
öffnenden
Fens­
terflügel.
Foto: Thomas Hammes
gemeinsam mit seinen Fach-
kräften – das sind sein jüngerer
ganz exklusiv: Aktuell baut er
mit seinen Leuten an einem
frei stehenden, begehbaren
Bücherregal, dessen Form dem
Gehäuse des Superrechners
„Cray1“ aus dem Jahr 1983 – er
steht im Deutschen Museum in
München – nachempfunden ist.
„Der Kunde besucht uns regel-
mäßig in der Werkstatt, schaut
nach den Fortschritten, spricht
mit uns auch über Änderungen,
die einfließen sollen. Hieraus
erwachsen echte Kundenbezie-
hungen. Das gibt’s nur beim
Fachhandwerk!“, betont der
Unternehmer,dersichbereitsseit
vielen Jahren ehrenamtlich als
Lehrlingswart der Tischler-In-
nung Cochem-Zell und für den
Meisterprüfungsausschuss der
Handwerkskammer engagiert.
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