Handwerk Special 57 vom 11.09.1997


Kraft aus der Sonne

Viva Solar auf Expansionskurs

Norbert Mülligann

Die Sonne strahlt über den drei Unternehmern, die sich Anfang der 90er Jahre mit einem kleinen Betrieb für Solartechnik selbständig machen: Werkzeugmachermeister Norbert Mülligann aus Ahrweiler, Kaufmann Hans-Jürgen Schmitz-Rech aus Neuwied und Kaufmann Alfred Töpper aus Stemwede bei Osnabrück. Jeder für sich folgt seinem sonnigen Ideal und trifft doch bald auf den Gleichgesinnten, bis sie sich im Einsatz für eine umweltverträgliche Energieversorgung zusammentun. Sie gründen 1993 als gleichberechtigte Gesellschafter die Firma Viva Solar mit Sitz in Koblenz. Jeder hat seinen Kompetenzbereich ganz nach Neigung und Werdegang, und doch packen sie alle da an, wo es Arbeit gibt. Die ersten Geschäftsjahre nach dem Zusammenschluß verlaufen gut, sie machen sich einen Namen bei den Banken. Und als das "Jahrhunderthochwasser" sie heimsuchte, lassen sie sich rheinabwärts treiben ins Andernacher Industriegebiet II, wo sie jetzt ihren Firmensitz bauen.

"Wir zeigen die Möglichkeiten umweltverträglicher Energien auf", formuliert Mülligann die Firmenphilosophie von Viva Solar. Und das neue Gebäude ist voll davon: Solarstromanlage, die aus 50 m² Modulfläche eine Leistung von 5 kW holt, Solarwärmeanlage mit 35 m² Kollektorfläche für 16.000 kWh Energie. Das Rapsöl betriebene Blockheizkraftwerk schaltet bei Bedarf zu und ist für 20 kW elektrische und 30 kW thermische Leistung gut. Grasbewachsen ist das Dach isoliert, ergänzt durch Cellulosedämmung. Zum Erdreich hin tut’s "geschäumtes Altglas", ein noch exotischer Baustoff, der sich durch hohen Wärmedämmwert und Druckfestigkeit auszeichnet. Die Isolierung für die Fußbodenheizung verzweigt sich in die Wände zu insgesamt 800 m² Heizfläche. Selbstverständlich werden die Firmenfahrzeuge mit Rapsöl oder Sonne betankt.

Das Sonnen-Haus bietet einen großen Ausstellungsraum für Energietechnik und Regenwassernutzung, große Lagerflächen und die Möglichkeit, in die Produktion von Solarmodulen und -kollektoren einzusteigen. Verständlich, daß der Öko-Bau beträchtliche Investitionen erfordert, aber auch klar, daß die Solar-Profis die Förderung von regenerativen Energieanlagen durch das Land nutzen. Die KGG-Handwerk ist mit einer Bürgschaft dabei. Die großen Ziele haben ein gesundes Fundament, die Einweihung ist noch in diesem Jahr. Handwerker Norbert Mülligann, der Anfang des Jahres eine Prüfung als Zentralheizungs- und Lüftungsbauer im Teilgebiet "Einbau von Solarspeichern nach DIN 1988" bei der HwK ablegte, ist sicher, daß sich die Solartechnik durchsetzen werde. Er sieht ein neues Berufsprofil entstehen: "Der Solaranlagentechniker muß etwas verstehen vom Elektriker-, Heizungsbauer-, Sanitär- und vom Dachdeckerhandwerk." Unter der Sonne Andernachs expandiert nicht nur Viva Solar sondern auch das Handwerk.