Handwerk Special 57 vom 11.09.1997


Blick nach vorne

Guido Wilkes: Übernahme mit Geduld vorbereitet

Augenoptikermeister Guido Wilkes

Bereits von außen ist die wohnlich-gemütliche Atmosphäre im Augenoptikergeschäft Reisdorff in Andernach zu erkennen, das Guido Wilkes im Herbst ‘96 von seinem Ausbildungsmeister übernommen hat. Angenehm helles Licht, und für die Brillenauslage viel Holz. Sympathisch: Mitten im Laden, also auch für kurzsichtige Eltern während der Beratung gut im Blick, eine Sitzgruppe für Kinder: mit Spielzeug, versteht sich. Man spürt direkt, daß sich hier jemand schon im Vorfeld viele Gedanken zum Auftritt vor den Kunden gemacht und sie gekonnt umgesetzt hat.

Auf die Vorarbeit zur Betriebsübernahme kam es Guido Wilkes überhaupt an. Mit dem Ablegen der Meisterprüfung ‘90 verband er schon das Ziel, sich selbständig zu machen. Als Augenoptikermeister und staatlich geprüfter Augenoptiker arbeitete er jedoch zunächst als Angestellter, um Berufserfahrung zu sammeln. Er konnte seinen Arbeitgebern gute Empfehlungen vorweisen: Die Lehre bei Brillen Reisdorff schloß er ‘83 als 1. Bundessieger im praktischen Leistungswettbewerb ab, und sein Ausbilder behielt ihn gerne für weitere fünf Jahre im Betrieb, bis Wilkes die Meisterschule in Vollzeit besuchte. Sechs Jahre ließ er sich dann Zeit, bis er den Schritt in die Selbständigkeit wagte. Wichtiger Ratgeber für Guido Wilkes war die HwK-Betriebsberatung, die ihn mehr als ein Jahr bis zur Eröffnung seines Augenoptikerbetriebes begleitete. Sie half bei der Standortanalyse, besonders wichtig, da Andernach schon sechs Brillengeschäfte hat, darunter zwei Filialisten. Auch die Berechnungen zu Umsatzpotential und Investitionsvolumen leisteten die Betriebsberater, später dann konkret auf die Übernahmemöglichkeit bei Reisdorff hin: Ergebnisvorschau auf der Grundlage der Vorgängerzahlen, allgemeine Branchenzahlen, Modernisierungskosten für die Laden- und technische Einrichtung ... Bei Banken wirkt das Vorhaben solider, wenn es von einer Fachstelle wie der HwK begutachtet ist.

Es zeichnet den Profi aus, daß er sich Hilfe einholt, wo er Grenzen seiner Möglichkeiten sieht. Bevor die Neu- oder Wiedereröffnung eingeläutet war, holte sich Wilkes Rat bei einer Werbe- und Marketingagentur ein, mit der er sein äußeres Erscheinungsbild inclusive Logo und Schriftzug "reisdorff" entwickelte. Von den Formulierungen im Infobrief für die bisherigen Stammkunden über die Einladungsschreiben zur Eröffnung bis zu einem Gewinnspiel reichte die Zusammenarbeit mit den Kommunikationsspezialisten. Der Start des Existenzgründers, das läßt sich heute schon sagen, ist geglückt, und die Chancen für ein erfolgreiches Durchstarten stehen nach der geduldigen und soliden Vorplanung sehr gut. Guido Wilkes, seine Frau, die sich halbtags vor allem um die Bücher kümmert, und Senior Reisdorff, den es stundenweise an seine alte Wirkungsstätte zieht, sind guter Dinge.