Jedes Foto eine Herausforderung

Zwei Millionen Bilder in 50 Jahren: Fotografenmeister Herbert Gauls

Welcher Fotograf schafft es, 900 Personen auf einem einzigen Foto zu zeigen? Und das ganz ohne Computer? Keine Frage, Fotografenmeister Herbert Gauls hat gerade solche Herausforderungen gerne angenommen. Und er betont auch heute, nachdem die Firma in den Händen seines Sohnes liegt: "Fotografieren ist mein Hobby." Damit meint er allerdings die Arbeit vor der Umstellung auf die digitale Fotografie und die elektronische Bildbearbeitung. Die überläßt er lieber der jüngeren Generation.

Vor fast einem halben Jahrhundert hat sich Herbert Gauls nach seiner Lehre mit 20 Jahren 1951 in Koblenz mit einem Fotohandel, Fachlabor und Ansichtskartenverlag in der Koblenzer Altstadt am Münzplatz selbständig gemacht. Nächste Station war ab 1966 der größere Betrieb in der Carl-Mand-Straße, dem 1977 der Neubau in der August-Horch-Straße folgte. Seit 1989 ist Gauls als Obermeister der Fotografen am Mittelrhein tätig.

Fotografenmeister Herbert Gauls ist ein leidenschaftlicher Fotograf und in seiner Arbeit ein Perfektionist. Nichts überläßt er dem Zufall. Von ihm stammen die ersten Fotos von den Koblenzer Operettenfestspielen im Jahr 1950. Und von ihm stammen ungezählte Lieblingsmotive der Koblenzer wie das Deutsche Eck und spannende Architekturaufnahmen, die zu seinen Favoriten zählen. Keine Leiter wackelt ihm zu sehr, keine Position ist ihm zu unsicher, wenn es um den optimalen Standort für ein Foto geht. Sein umfangreiches Negativ-Archiv hat er der Koblenzer Stadtbibliothek schon vor einiger Zeit zum 150. Geburtstag geschenkt. In einer Zeit der starken Umstrukturierung im Fotografenhandwerk zieht sich der 68jährige der Werbe-, Industrie- und Architekturfotografie aus seiner Firma zurück und übergibt an seinen Sohn Torsten, ebenfalls Fotografenmeister. Der Betriebsneubau, den er selbst noch mitinitiiert hat, beeindruckt bereits von außen. Die hier verwendeten Formen, Farben und Baustoffe stehen für Klarheit, Helligkeit und Offenheit. Das Gebäude trägt die konzeptionelle Handschrift von Torsten Gauls, aber die Handschrift des Vaters ist überall sichtbar. Auch wenn sich die Struktur der Aufträge verändert, selbstverständlich steht Herbert Gauls auf Abruf bereit, wenn der Sohn ihn braucht. Fotografieren ist und bleibt eben sein Hobby.