"Die Lehrtstellendiskussion 1997 ist wie eine Eisfläche, auf der viele ihre Pirouetten drehen. Gezählt werden aber nicht Dreifachsprünge, sondern Ausbildungsplätze", kommentieren Karl-Heinz Scherhag, Präsident der Handwerkskammer Koblenz, und Hauptgeschäftsführer Karl-Jürgen Wilbert die anhaltende Hektik um die Berufsausbildung. Mehr Ruhe und Sachlichkeit, so die HwK Koblenz, würde den Lehrlingen und denen, die jetzt noch oder schon für später einen Ausbildungsplatz suchen, deren Eltern wie auch den Betrieben gut bekommen. Noch sind Lehrstellen selbst für 1997 frei, erfahrungsgemäß werden der HwK Koblenz zum Start des neuen Ausbildungsjahres nochmals unbesetzte Plätze gemeldet.
"Vorgezogene Panikmache jenseits der aktuellen Zahlen", so HwK-Präsident und Hauptgeschäftsführer, "erleichtert weder unsere Arbeit, noch wird damit jungen Menschen geholfen." Gezählt, mahnt Wilbert vorgezogene Erfolgsstatistiken an, wird immer am 31. Dezember des Jahres. Bis dahin gibt es noch viel Bewegung durch An- und Abmeldungen sowie Umorientierungen oder Studienaufnahmen. Der sich früh im Jahr 97 abzeichnende und früh vorausgesagte Trend scheint sich zu bestätigen: Das Handwerk ist ein traditioneller und wichtiger Ausbilder in der Region. Auch 1997 ist das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ausgewogen.
Die Bereitschaft der Handwerksbetriebe auszubilden ist trotz der seit 1992 anhaltend hohen Ausbildungszahlen weiter groß. Einen Abbau von Ausbildungsplätzen wird es nicht geben, so die HwK. Die Zahl der neueingetragenen Lehrverträge bis zum 30. September 97 entspricht der zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Besonders erfreulich ist es, daß sich viele Jugendliche für eine Ausbildung in einem der Nahrungsmittelhandwerke entschieden haben. Während im Bau- und Holzgewerbe leicht rückläufige Ausbildungszahlen zu verzeichnen sind, wird im Metall- und kaufmännischen Bereich wieder mehr ausgebildet. Insgesamt begannen bis jetzt in diesem Jahr 4.400 Jugendliche ihre Lehre im Handwerk.
Das Handwerk selbst bietet seit 1997 mit seiner Lehrstellenoffensive einen verstärkten Ausbildungsservice, an dem sich mit der Kammer die Kreishandwerkerschaften und auch die Innungen als regionale Organisationen des Handwerks beteiligen. Die Handwerksorganisationen greifen in die Lehrstellenbemühungen aktiv ein: Die Lehrstellenbörse´97 wird ständig aktualisiert und kann telefonisch (Tel.: 0261/398-332, Fax: -989), per e-mail: pa@hwk-koblenz.de , wie auch im Internet abgerufen werden.
Fast 10 Mio. Mark
bringt
das Handwerk im nördlichen Rheinland-Pfalz 1997 für Gebäude,
Personal und Lehrgänge im Bereich der beruflichen Bildung auf, dabei
insbesondere für die Qualifizierung von Lehrlingen in der überbetrieblichen
Lehrlingsunterweisung (ÜLU) als Teil der praktischen Ausbildung. Der
Betrag, seit fünf Jahren konstant, setzt sich aus Gebühren der
Handwerksbetriebe sowie Teilen des Kammerhaushalts der HwK zusammen, öffentliche
Zuschüsse von Bund und Land nicht mit eingerechnet. "Eine Menge Geld,
das Betriebe und Kammer in die Zukunft Jugendlicher investieren", so
Karl-Heinz Scherhag, "und sicher eine finanzielle Belastung, die sich
jedoch unterm Strich auszahlt. Hier zu sparen wäre kurzsichtig, der
Wirtschaft würde der qualifizierte Nachwuchs ausgehen, Jugendliche wären
ohne berufliche Zukunft und kosten die Gesellschaft anderswo Millionen."
Junger, qualifizierter Nachwuchs stellt ein Kapital für die Betriebe dar,
daß sie jahrelang nutzen können. Scherhag, selbst Handwerksmeister
und Unternehmer, bildet seit Jahren aus, "in diesem Jahr haben wir fünf
neue Lehrverträge unterschrieben - mehr als in den Vorjahren."
Fast 200 Lehrlingswarte
der Innungen helfen ehrenamtlich mit ihrer
Arbeit sowohl bei der Lehrstellensuche, bei den ersten Schritten in der
Handwerkslehre bis hin zur Vorbereitung auf die Prüfungen. Ihre Arbeit "vor
Ort" sorgt seit über 40 Jahren für eine praxisbezogene und
unkomplizierte Hilfe für junge Menschen beim Weg ins Handwerk. Sie sind
Mitglieder im Vorstand der Innungen. Sie sind Betriebsinhaber und kennen sich in
allen spezifischen Berufsfragen bestens aus. Sie sind Ansprechpartner für
alle, die eine Ausbildung in ihrem Handwerk anstreben. Informationen und die
Liste der Lehrlinswarte gibt es über die HwK oder die
Kreishandwerkerschaften.
Die
HwK-Ausbildungsberatung
hat ihre Arbeit in den Betrieben
intensiviert, monatlich greifen 400-450 Betriebe auf den HwK-Service in Sachen "Lehrstelle"
vor Ort zurück. Die Ausbildungsberater werden in diesem Jahr über
4.000 Betriebe beraten - eine Rekordzahl, die die hohe Bedeutung des
Lehrstellenengagements bei der HwK belegt. Die Ausbildungsberater informieren
die Jugendlichen über die Handwerksberufe, stehen bei allen Fragen mit Rat
und Tat zur Seite. Sie motivieren die Handwerksbetriebe zur Bereitstellung von
zusätzlichen Ausbildungsplätzen.