Handwerk Special 58 vom 07.11.1997


Warme Romantik zur kalten Jahreszeit

Kachelofenbauer: Edle, funktionelle und individuelle Öfen sind stark im Kommen

Wer sitzt nicht gerne in einem Raum, der angenehm warm ist und genießt es, wenn draußen nasse Herbstwinde den Kampf gegen die letzten Sonnenstrahlen gewinnen und im Hintergrund das Holz im Kachelofen knistert und knackt. Dann kann der Winter kommen.

Kachelöfen genießen eine ungebrochene Popularität. Die nachwachsende Energiequelle Holz ist unabhängig von Öl und Gas. Das eigentümliche Knistern und Knacken beim Verbrennen des Holzes ist romantischer als das Surren einer Gasheizung. Die Wäme, die aus dem Kachelofen strömt, ist außerdem angenehm, da sie reguliert aus dem Körper des Ofens entweicht und lange nachstrahlt. Zudem ist sie gesund, da die Luftfeuchtigkeit im Raum erhalten bleibt und somit die Schleimhäute nicht austrocknen. Auch die Zimmerpflanzen und Holzmöbel werden für mehr Luftfeuchtigkeit dankbar sein.

Was für den Körper und die Umwelt gut ist, muß aber nicht für die Augen und die Geldbeutel schlecht sein. Heute gibt es Kachelöfen für jeden Geschmack und in jeder Preisklasse. Die Palette reicht von bäuerlich rustikal, über klassisch, verspielt, bis modern.

Andreas Kloos
            und Wolfram Kaul
Der Lehrling und sein Meister: Andreas Kloos und Wolfram Kaul sind Kachelofen- und Luftheizungsbauer, ein nicht alltägliches Handwerk mit Zukunft.

Kachelöfen sind sicher nichts Alltägliches, deswegen ist der Kachelofen- und Luftheizungsbauer ein "exotischer" Beruf. Zwei dieser "Ausnahmehandwerker" sind der Lehrling Andreas Kloos und sein Meister Wolfram Kaul aus dem Betrieb "Ofenbau des Brüderhauses". "Das Besondere an unserem Beruf ist die Vielfalt, Abwechslung und handwerkliche Tätigkeit. Ich möchte auf keinen Fall im Büro arbeiten. Vor der Lehre habe ich ein Praktikum als Maurer absolviert, was mir zwar einige brauchbare handwerkliche Fähigkeiten vermittelte, aber nicht mein Ding war. Das Praktikum hier hat mir viel mehr Spaß gemacht, so kam es dann auch, daß ich übernommen wurde", freut sich der 17jährige Auszubildende.

Auch jetzt noch ist sein Meister mit ihm sehr zufrieden und denkt daran, ihn zu übernehmen. Auf die Frage, warum der Beruf nicht in Mode ist, bemerkt der Mitinhaber des Betriebs Wolfram Kaul: "Wir arbeiten in keinem Trendberuf - Kachelofenbauer sind relativ selten. Ein Auto nennt jeder sein eigen, ein Kachelofen ist immer noch etwas besonderes."

Das zeigt sich auch im Wandel "geheimgehaltener" Güter - ein "Wertewandel" ganz besonderer Art. Es ist heute nicht der edle Sportwagen oder die teure Designerjacke, die "öffentliche" Freude bereitet. Immer mehr liegen innere Werte in den eigenen Wänden im Trend. Ein original Biedermeiersekretär, ein edles Badezimmer mit tollen Fliesen und Blick in den Himmel oder ein Kachelofen können die Herzen der Luxusliebhaber höher schlagen lassen - Werte, in die der einzelne investiert, die er auch für sich allein in Anspruch nimmt und ganz privat genießen möchte.

Obwohl Kachelöfen eine jahrhundertelange Tradition besitzen, liegt die Technik im Trend: Kachelöfen können mit allen Wärmeerzeugern kombiniert werden. Es spielt keine Rolle ob Öl-, Gaskessel, Solaranlagen oder Elektroheizungen im Haus installiert wurden - die Versorgungskreisläufe können heute längst kombiniert werden. Das Handwerk des Kachelofenbauers beweist, daß moderne Technik und Handwerk kein Widerspruch sind.

Siehe auch:Wärme muß nicht teuer sein