Handwerk Special 58 vom 07.11.1997


Wärme muß nicht teuer sein

Lebenqualität durch gesundes Heizen

"Die Leistung, die eine Heizanlage erbringen muß, hängt vom Heizwärmebedarf eines Hauses und von den Nutzungsgewohnheiten seiner Bewohner ab. Der Wärmebedarf berücksichtigt die Isolierwerte von Türen, Fenster und Mauerwerk. Wärme muß nicht teuer sein", so Gerhard Horn, Obermeister der Zentralheizungs- und Lüftungsbauer-Innung. Um Heizkosten zu sparen, empfiehlt der Fachmann die jährliche Wartung der Heizung. Dabei werden Kessel- und Brennereinstellung inspiziert, die Kesselflächen gereinigt, und die zentralen Regelungs- und Steuerungsfunktion überprüft. Veraltete Heizungen sind Energieverschwender. Horn rät zu modernisieren, "wenn der Heizkessel älter als 15 Jahre ist oder mit konstant hohen Vorlauftemperaturen betrieben werden muß. Temperaturen über 20 Grad im Heizungsraum oder Abgasverluste von über 10 Prozent sind Indizien dafür, daß die Heizung unwirtschaftlich arbeitet. Eine moderne Heizung entlastet die Umwelt und steigert den Wert des Hauses." Horn setzt auf die Nutzung von Sonnenenergie zur Brauchwassererwärmung, Heizungsunterstützung und Stromerzeugung. "50 Prozent der Heizenergie, die zur Zeit in meinem Haus verbraucht wird, decke ich mit Solarenergie ab", berichtet er aus eigenen Erfahrungen.

Der Einbau umweltfreundlicher und energiesparender Solaranlagen in selbstgenutztem Wohneigentum wird seit 1. Januar ‘96 durch die "Öko-Zulage des neuen Eigenheimzulagengesetzes" gefördert. Wird eine Solaranlage eingesetzt, erhalten Hausbesitzer zwei Prozent der Kosten, maximal 500 Mark im Jahr als Zuschuß vom Finanzamt. Der Förderzeitraum beträgt acht Jahre. Unabhängig davon gewähren KEVAG und RWE Energie für ihre Tarifkunden mit den Sonderprogrammen "Sonne aktiv" und "KESS SOLAR" für thermische Solaranlagen Förderungen von 2000 Mark im Einfamilienhaus und im Mehrfamilienhaus von 1.000 Mark pro Wohneinheit.

Der Heizungsfachmann muß sich in Umwelttechnik auskennen. Im HwK-Metall- und Technologiezentrum lernen die angehenden Handwerker im Rahmen der ÜLU die neuesten Brennertypen kennen.

"Mit der Brennwerttechnik, dem Ausnutzen der Abgaswärme, hat sich eine weitere Energiesparmöglichkeit am Markt bewährt", so die EVM Koblenz. "Brennwertgeräte brauchen selbst im Vergleich zu modernen Kesseln ohne diese Technik 10 bis 15 Prozent weniger Energie und ist beim Einsatz von Erdgas besonders interessant. Weil die Abgase mehr Wasserdampf enthalten als bei anderen Brennstoffen, kann besonders viel Kondensationswärme gewonnen werden. Das zahlt sich nicht nur bei den Heizkosten, sondern auch für die Umwelt aus." Diese Auffassung teilt auch Versorgungsingenieur Thomas Spahl, von der Firma Spahl aus Koblenz. In der Warmwasserzentralheizung mit Öl- oder Gasfeuerung sieht Spahl das Heizsystem mit der höchsten Komfortstufe. Er rät zu einer Flächenheizung, bei der der Strahlungsanteil hoch und die Luftbewegung gering ist und verweist auf einen zusätzlichen Service des Zentralheizungsbauerhandwerks: "Künftig können Störmeldungen von Heizungsanlagen des Kunden per Modem über das Telefonnetz an eine PC-Fernüberwachungsstation übertragen werden."

Eine bahnbrechende Entwicklung scheint den Forschern des Instituts für wirtschaftliche Ölheizung auf dem Gebiet der Heizölverbrennung gelungen zu sein. Sie stellten einen Öl-Strahlungsbrenner vor, der das Heizöl über einen speziellen Flammkopf gasförmig und fast rückstandsfrei verbrennt. Die Markteinführung wird voraussichtlich 1998/99 erfolgen. Jörg Velten, Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger aus Puderbach, erklärt, daß bis zum 31. Dezember ‘97 laut Heizungsanlagenverordnung sämtliche Heizkörper in Wohngebäuden mit Zentralheizung über Thermostatventile verfügen müssen: "Bei richtigem Umgang mit dem Ventil kann man eine individuelle Raumtemperatur ohne Energieverluste erreichen." Außerdem empfiehlt er Brennwertkessel mit modulierenden Strahlungsbrennern, die für extrem niedrige Schadstoffemissionen sorgen. "Damit werden alle Verordnungen zur Luftreinhaltung deutlich unterschritten."

Siehe auch:Warme Romantik zur kalten Jahreszeit