Handwerk Special 59 vom 28.11.1997


Holz macht Schule

120 Pfalzfelder Kinder lernen im Holzhaus

Grundschule in Pfalzfeld

"Unsere Schule in Pfalzfeld ist die einzige in Rheinland-Pfalz, die ganz aus Holz besteht. Die Eingangstür ist rot. Wenn man durch diese Tür hereinkommt, sieht man links und rechts blaue Säulen. Auch die Klassenraumtüren sind farbig: Gelb, rot, blau. Das Lernen ist gar nicht langweilig", schreibt die 10jährige Carina in ihrem Aufsatz zum Thema: "Unsere neue Schule." Und ihr Mitschüler Hendrik schreibt: "Mir gefällt, daß wir so eine schöne Aussicht auf Norath haben. Toll ist auch, daß das Holz aus dem Hunsrück kommt und das Skelett für die Schule in nur 11 Tagen aufgebaut wurde." Mike findet es schon jetzt sehr schade, daß sie die Schule im nächsten Jahr verlassen wird, weil sie auf das Gymnasium wechselt. Auch Schulleiterin Carmen Dany schwärmt von der "Schönheit und Lebendigkeit" des Schulbaus. "Holz wird nicht als Fremdkörper empfunden, es faßt sich gut an und vermittelt eine kindgerechtere Atmospäre und viel Wohlbefinden."

Seit Beginn des Schuljahres 1997/98 lernen 116 Kinder in "Ihrem Holzhaus". Bauherr der zweizügigen Grundschule in Pfalzfeld/Hunsrück, die Platz für 240 Schüler hat, ist die Verbandsgemeinde Emmelshausen. "Die Hälfte der 14.000 Hektar Verbandsgemeindefläche ist Wald, der zu 85 Prozent den Ortsgemeinden gehört. Was liegt näher, den von der Natur geschenkten, mit geringstem Energieaufwand bereitgestellten Baustoff zu veredeln und seine dekorative Wirkung als architektonischen Blickfang zu genießen", begründet Hans-Günter Thilen, ehemaliger Verbandsbürgermeister, die Holzrahmenbauweise. "Ausschlaggebend war in diesem Zusammenhang natürlich auch die Kostenersparnis gegenüber herkömmlichen Bauweisen. Darüber hinaus sind 15 Prozent aller Handwerksbetriebe im Kreis dem Holzgewerbe zugeordnet", fügt er hinzu.

Kostengünstig

Das bestätigt Eberhard Strobel, für den Schulneubau zuständiger Architekt und Mitglied im Beratungsbüro der Arbeitsgemeinschaft Holz e.V., Düsseldorf. "Bauen mit Holz hat viele Vorteile. Die Holzbauweise ist weitgehend von der Witterung unabhängig. Das bedeutet rasche Montage, kurze Bauzeiten und niedrige Transportkosten. Außerdem fordert Holz wie kein anderer Baustoff die Kreativität des Architekten."

So wurde die Schule in Pfalzfeld "gefühlvoll" in den Hang eingebunden. "Sie steht nicht protzig da, sondern paßt sich der durch Wald- und Agrarstruktur geprägten Landschaft des Hunsrücks an. Auch ihre Farben wurden den historischen Gebäuden dieses Landstrichs nachempfunden", erklärt Strobel und verweist bespielsweise auf das dunkle Grau des Titan-Zink-Daches, das hervorragend mit dem holzfarbenen Fachwerk harmoniert. Durch die großzügig gewählten Dachüberstände entstand eine wettergeschützte Fassade. "Ein Metalldach ist langlebig. Als belebendes Gestaltungselement hat es in der modernen Architektursprache einen hohen Stellenwert", erklärt Klempnermeister Klaus Falkenburg von der Firma Wittlich in Kurtscheid. Er führt dies auch auf die Harmonie von Zink mit anderen Werkstoffen zurück. Die Firma Wittlich gehört zu den 15 rheinland-pfälzischen Handwerksunternehmen, die aus dem Ödland in kurzer Zeit eine blühende Schullandschaft entstehen ließen.

"Die Zahl der Holzhausliebhaber steigt sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich. Elastizität, geringes Gewicht, leichte Bearbeitung und hohe Festigkeit zeichnen diesen Werkstoff aus", so Zimmerermeister Walter Kastor aus Oberwesel. "Die kurze Bauzeit spricht genauso für das Holz wie die geringe Aufheizzeit, wenig Wärmeverlust und ein guter k-Wert von 0,2-0,18. Der Standard liegt derzeit bei 0,45. Holz ist ein Baustoff, der höchste Anforderungen der Wärmedämmung erfüllt", ergänzt er. Zum Heizen der Schule reichen zwei Heizkessel mit je 30 Kilowatt Leistung aus. Die Grundschule Pfalzfeld ist die erste Schule in Rheinland-Pfalz in Niedrigenergiebauweise. Die Holzkonstruktion, inklusive Wände und Dach, wurde in nur 11 Tagen montiert. Das Trägerrost der Decken- und Dachkonstruktion wurde in kammergetrocknetem Kantholz hergestellt. Die Gesamtkosten betrugen 4,1 Millionen Mark. Pro Kubikmeter sind das 462 Mark statt 550 bis 600 Mark für einen herkömmlichen Betonbau.

"Sparsamer geht’s nicht", so Architekt Strobel. "Holz ist der Baustoff, bei dem wir uns einfach wohl fühlen - in welcher Form auch immer".