Handwerk Special 59 vom 28.11.1997


Festtagstafel deck' dich!

Nahrungsmittelhandwerke sorgen für leckeren Weihnachtsschmauß

Sie decken an 365 Tagen im Jahr mit leckeren Köstlichkeiten den Tisch: die Meister und ihre Mitarbeiter des Fleischer-, Bäcker- und Konditorhandwerks. Zu den Festtagen am Jahresende tischen sie mit besonderen Ideen auf - einige sogar sonntags. "Handwerk special" berichtet über traditionelle Betriebe genauso, wie über junge Handwerker, die in ihrem Fach bundesdeutsche Spitze sind und über Lehrlinge, die im Nahrungsmittelhandwerk ihre berufliche Zukunft gefunden haben.

"Der Neue": Er heißt Frank Lehnen, ist 27 Jahre jung und seit Oktober für die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung des Fleischernachwuchses bei der HwK Koblenz zuständig. Mit ihm kommt frischer Wind in die Lehrgänge, denn solange liegt die Ausbildung des Vaters von zwei Kindern noch nicht zurück, daß er nicht wüßte, wie man auf junge Leute von heute zugehen muß.
Konditormeisterin Doris Warnicke (Mitte) mit ihren Schützlingen Diana Jounaux, erste Bundessiegerin der Konditoreifachverkäuferinnen (links) und der Viertplazierten Stephanie Grützner.
Arnulf Becker ist Bäcker: Der Handwerksmeister aus Alken sorgt auch sonntags für frische Brötchen.

115 Jahre Familiensache

Angefangen hat alles 1882: Friedrich Merscher eröffnet seine Fleischerei in Idar-Oberstein. Um die Jahrhundertwende baute Friedrich Merscher am heutigen Standort in der Idar-Obersteiner Weierbacher Straße ein neues Gebäude. Nach dem zweiten Weltkrieg übernahmen die Gebrüder Albert und Jakob Merscher die Metzgerei. Albert Merscher feierte kürzlich das 95. "Wiegenfest". Die dritte Generation trat 1968 an. Die Verkaufsräume wurden umgebaut. Margret Merscher besuchte zahlreiche Seminare und Messen. Konsequenz: Die Fleischerei wurde durch einen Partyservice ergänzt. Verdienter Lohn: 1987 erhielt die Chefin im Rahmen eines Plattenwettbewerbes die Auszeichng in Gold und Silber für die schönsten Schauplatten.

Mit dem jüngsten Sohn Joachim und seiner Familie wird die Metzgerei nunmehr in der vierten Generation geführt. Durch die Teilnahme an der Aktion "Rindfleisch in Rheinland-Pfalz" informiert Joachim Marscher - der übrigens auch als Koch in renommierten Häusern arbeitete - seine Kunden exakt über die Herkunft der Tiere und genießt deshalb das Vertrauen seiner Kunden.

Alles "knusper"

Sie sind frisch, sie sind zum Anbeißen, sie sind knusprig, es gibt sie in vielen Geschmacksrichtungen und auch sonntags zu haben. Es geht ums frische Sonntagsbrötchen, das sich in immer mehr Bäckereien der Region durchsetzt.

Schon um fünf Uhr morgens steht der Bäcker Arnulf Becker aus Alken auf, um seinen Kunden das Frühstück schmackhaft zu machen. Zweimal Frische kommt auf den Ladentisch: Um acht - wenn die Bäckerei öffnet - und um neun Uhr kommen Lieferungen an Rosinen-, Sesam, Schoko-, Mohn-, Käse- und Zwiebelbrötchen, "normale" Brötchen, Hörnchen und Croissants.

Die "Sonntagsrenner" bei den Kunden sind Brötchen und Croissants. Für Diabetiker und Kalorienbewußte werden Roggen- und Mehrkorngebäcke angeboten. Und wer hätte es gedacht! Die häufigsten Frühaufsteher sind joggende Familienväter, die am Sonntag morgen eine Quote von bis zu 90 Prozent erreichen. Zu seinen Kunden darf der Lehrlingswart der Bäckerinnung Mayen-Koblenz auch die Burg Pyrmont und den Sportverein Nörtershausen zählen. Im Sommer wollen sogar die Touristen an der Untermosel Beckers "Goldstücke" genießen.

Die Zukunft für die Sonntagsbrötchen sieht Becker in seinem Laden "knusprig". Ob sich die Sonntagsarbeit für seine Bäckerkollegen lohnt, mag der Handwerker nicht einzuschätzen. Arnulf Becker: "Wichtig bei diesem Service ist ist ein fester Kundenstamm. Ohne diese Kunden würde das Sonntagsgeschäft zum Risiko".

Süße Nummer 1

Geht es um den besten deutschen Nachwuchs als KonditoreifachverkäuferIn, blicken alle Augen nach Koblenz: Diana Jounaux hat ihre Ausbildung zwischen süßen Leckereien im Koblenzer Betrieb des Konditormeisterehepaars Doris und Jean Warnicke, Eigentümer des "Cafe Baumann", absolviert. Beim Bundesentscheid des Praktischen Leistungswettbewerbs im norddeutschen Wolfenbüttel zeigte sie der bundesweiten Konkurrenz, wie man in der Rhein-Moselstadt dekoriert, schmückt und berät. Was eine Nummer 1 in ihrem Handwerk beherrschen muß? "Vieles - von der Schaufenstergestaltung über dekoratives Verpacken bis zur Beantwortung nach Zutaten unserer Produkte und die Verkaufspsychologie. Ich bin in einem abwechslungsreichen Beruf zu Hause, an dem ich den ständigen Kontakt mit Menschen genauso liebe, wie die süßen Leckereien aus der Konditorei." Doch auch nach ihrem Erfolg will sich die 19jährige Handwerkerin aus Gau-Algesheim nicht zurücklehnen, inzwischen ist sie auf der Walz und lernt andere Betriebe und deren "süße Konditorengeheimnisse" kennen. Dafür, daß im Koblenzer Ausbildungsbetrieb die jungen "Superhandwerker" nicht ausgehen, sorgt inzwischen Stephanie Grützner: Die 20jährige belegte in der Endrunde des diesjährigen Leistungswettbewerbs den vierten Platz und bringt bereits Berufserfahrungen mit. In Rostock aufgewachsen erlernte sie ihr Handwerk in Kiel.