Handwerk Special 59 vom 28.11.1997


Erfahrungen nutzen

Krzysztof Wyzdak über die Wirtschaftskammer Schlesien

Krzysztof Wyzdak

Gast bei der HwK Koblenz: Krzysztof Wyzdak, Geschäftsführer der Überregionalen Wirtschaftskammer Schlesien. Er informiert sich über die Arbeit in den verschiedenen HwK-Referaten und -Dezernaten. Für Handwerk special gibt er Einblick in seine Arbeit:

Nach dem Krieg funktionierte in Polen ein ähnliches Kammersystem wie in Deutschland. 1950 wurden aber alle IHK als 'klassenfremd' aufgelöst und das Vermögen verstaatlicht. Die Handwerkskammern als Selbstverwaltungsorgane dienten mehr als früher der Kontrolle der Selbständigen in der Planwirtschaft. Seit 1989 gibt es ein neues Gesetz, in dem die Kammern als Firmenvertretung und 'Unternehmergewerkschaft' zu verstehen sind. Sie sind weder territorial noch branchenorientiert begrenzt. Zur Gründung reichen wie bei anderen Gesellschaften 15 Mitglieder, finanzielle Zuschüsse gibt es nicht. Um eine Interessenvertretung für die Betriebe 'ganz unten' zu bekommen, gründeten einige schlesische Handwerker und kleine Produzenten mit Unterstützung des Parlamentsabgeordneten Helmut Pazdzlor die Interwoiwodschaft (überregionale) Wirtschaftskammer Schlesien. Unsere Kammer zählt heute 296 Mitgliedsbetriebe. Die Mehrheit hat bis zu zehn Beschäftigte, die stärkste Branche sind die Tischler, vor allem Fensterbauer und Möbelschreiner.

Die Arbeit der Kammer konzentriert sich auf Felder, in denen es einzelnen Unternehmern an Erfahrung, Zeit oder Kontakten fehlt. Sie führt Schulungen und Seminare durch und informiert über neue Vorschriften in den Bereichen Steuer, Zoll oder Arbeitsrecht, die von häufigen Gesetzesänderungen betroffen sind. Zwangsläufig ergibt sich als weiteres Thema die Anpassung an die Realität der Europäischen Union. Nachholbedarf beobachten wir in den Bereichen Organisation, Recht und Schutz vor Vertragsbetrug.

Die technische Ausstattung unserer Betriebe aus der Holzbranche ist schon auf europäischem Niveau. Die Metallbranche ist aufgrund ihrer starken Bindung an die Industrie, die zur Zeit nicht so floriert wie früher, und aufgrund der Finanzpolitik mit Zinssätzen von rund 30 Prozent, noch nicht so stark mit modernster Technik ausgestattet. Dieser Sachstand verlangt von den Mitarbeitern ein hohes Maß an Qualifikation, und die ist in Schlesien durchaus vorhanden. Eine andere Schiene der Arbeit für die Mitglieder sind Messeinformationen und -besuche. Ab 1999 steht auch ein Engagement der Betriebe unserer Kammer auf der Handwerksmesse Koblenz fest auf dem Plan.

Einen wichtigen Bestandteil der Tätigkeit bildet die Kooperation. Persönliche Kontakte nach Deutschland alleine führen noch nicht zu guten Kenntnissen des Wirtschaftslebens in der Europäischen Union. Unsere Aufgabe ist, Interessenten beider Seiten die Realität der jeweils anderen vorzustellen und zu verstehen helfen. Unsere Betriebe verfügen über gute Marktkenntnisse in Polen und sind an der Zusammenarbeit mit Deutschland interessiert.