Handwerk Special Nr. 60 vom 11. Februar 1998 - page 4

Kreatives Handwerk
Wenn harte Natursteine beim Steinmetz weich werden
Es war ein erhabenes Ge-
fühl, als 4,6 Tonnen Engel
durch die Luft gehoben wur-
den“, so der Koblenzer Stein-
metz- und Steinbildhauermei-
ster Arnold E. Kimmig. Gern
erinnert er sich an die Rekon-
struktion des Engelkopfes an
der Fassade des Görreshauses.
Voran gingen sechs Wochen
Präzisionsarbeit. Als Vorlage
diente lediglich ein altes Foto.
Arnold E. Kimmig, der in die-
sem Jahr auf 30 Meisterjahre
zurückblickt, führt seit 1981
die 1844 gegründeteFirmaNa-
tursteinwerk Pabst als Fami-
lienbetrieb. Sohn Sascha hat
gerade dieGesellenprüfung als
Steinmetz- und Steinbildhauer
abgelegt, Ehefrau Renate und
Tochter Jessica arbeiten im
kaufmännischen Bereich des
Betriebes. Der Steinmetz- und
Steinbildhauermeister und sei-
neMitarbeiter (außer Sohn Sa-
scha noch sechs Gesellen und
ein Lehrling) decken die ge-
samte Angebotspalette ihres
Handwerks ab. Von Bildhau-
erarbeiten über Grabmale bis
Sakralbauten undArbeiten der
Außen- und Innenarchitektur.
„Die unbegrenzte Vielfalt des
Natursteins ermöglicht es, daß
er mit allen Materialien har-
moniert, deshalbbeliebigkom-
biniert werden kann
und dennoch seine
Einmaligkeit beibe-
hält“, erklärt Kim-
mig die vielfältigen Gestal-
tungsmöglichkeiten.
Seit 1993 bestimmt Naturstein
die Arbeit des Steinmetz und
SteinbildhauermeistersUllrich
Korth aus Bonefeld im
Westerwald, der den1960
gegründeten Betrieb in
zweiter Generation führt.
Handwerkliche Spitzen-
leistungund spritzige Ide-
en-mitdiesemRezepthat Hand-
werksmeister Korth seit Jah-
ren Erfolg bei seinen Kunden.
Wer glaubt, Natursteine die-
nen ihm ausschließlich zur
Herstellung von Grabsteinen,
der irrt. Neben den Grabstei-
nen hat sich der Handwerks-
meister beim Anfertigen von
Möbeln und Treppen aus Gra-
nit und Marmor sowie im ex-
klusiven Innenausbau einen
Namen gemacht. Zeitlose Ele-
ganz und individuelles Flair
geht von seinen Kreationen
aus, die private Kunden über
die Landesgrenzen hinaus in
Auftrag gaben.
Unter seinenHänden erhält der
harte Stein weiche fließende
Formen. „Steine sind Symbol
für die Ewigkeit, Ausdruck des
Unvergänglichen. Mich faszi-
niert beimStein das Verborge-
ne zu entdecken, ihn zum Le-
ben zu erwecken. Stein wird
nie langweilig“, so Korth. Er
betont, daß „der Stein aber auch
eigene Gesetze hat.“ So ist die
„Entscheidung über die Form
immerendgültig.VomRohling
bis zum fertigen Produkt müs-
sen alle Bearbeitungsschritte
sorgfältig geplant werden.“ In
seiner Werkstatt gehören des-
halb High-tech wie die vollau-
tomatische Brückensäge, die
Handstichsäge und der Kan-
tenschleifautomat ebenso zur
Ausrüstungwie die traditionel-
lenWerkzeuge Meißel, Knüp-
fel oder Kröndel . „Alle Arbei-
ten sind Unikate“, sagt Ullrich
Korth. Je nach Gewicht wird
die Küchenplatte oder das
Möbelstück vor Ort fachge-
recht zusammengesetzt.
50 Prozent der Arbeit des Stein-
metz und Steinbildhauermei-
sters Andreas Reinhard aus
Rengsdorf sind phantasievol-
le Brunnen aus Naturstein, die
er für private Kunden und öf-
fentliche Auftraggeber anfer-
tigt. Reinhard, seit 1987 selb-
ständig, war zunächst haupt-
sächlich auf Grabsteine spe-
zialisiert. „Ich war es leid, im-
mer nur zum traurigen Anlaß
gefragt zu sein. Ich wollte et-
was vonBestand schaffen, daß
Freude macht“, erklärt er die
Erweiterung seiner Angebots-
palette. Er verarbeitet Diabas
aus Nordhessen, Basalt und
Basalt-Lava sowie Sandstein
aus der Eifel. Die Granite be-
zieht er weltweit. Die Natür-
lichkeit seiner Brunnen spricht
die Menschen an. Es scheint,
als erzählten sie eineGeschich-
te. Zahlreiche Aufträge gin-
gen 1997 nach der Handwerks-
messe Koblenz, an der er re-
gelmäßig teilnimmt, ein.
Große Bedeutung mißt der
Meister dem Dialog mit dem
Kunden bei. „Die Gestaltung
fängt bei der Beratung an. Zu-
erst sehe ich mir an, wo der
Brunnen später stehen soll.
Dann wird ein Vorentwurf ge-
macht, danach gegebenenfalls
ein Modell erstellt“, erklärt er.
Insgesamt 198 Stein-
metz- und Steinbild-
hauerbetriebe gibt es
im nördlichen Rhein-
land-Pfalz, 65 Jugend-
liche, darunter ein
Mädchen, werden zur
Zeit in ihnen ausgebildet.
Infos zur Ausbildung und
zu freien Lehrstellen bei der
HwK-Ausbildungsberatung,
Tel.: 0261/398-323, Fax: -
Und sie dreht sich doch! Einen
Anblick wie aus dem Weltall
Die Welt neu gestaltet:
Andreas Reinhard
Edel und
zeitlos:
Marmor-
bad,
angefer-
tigt durch
den
Bonefelder
Hand-
werksmei-
ster
Ullrich
Korth.
Auch das gehört
zum Berufsbild
des Steinmetz-
und Steinbild-
hauerhandwerks:
Die Rekonstrukti-
on diese Rosette
an der Koblenzer
Pfarrkirche St.
Josef hat der
Koblenzer
Handwerksmei-
ster Arnold E.
Kimmig
durcgeführt.
Ullrich Korth „klopft“ das spröde
Naturmaterial mit High-tech
„weich“. In seiner Werkstatt
entstehen verschiedenste Produkte,
von der Marmorküchenplatte bis
zur kompletten Badeinrichtung.
beschert
Steinmetz
und
Stein-
bildhauer-
meister
Andreas
Reinhold mit
seinen
Brunnen-
kreationen. Der Granitball dreht
sich in einem „Wasserbett“, die
Kontinente sind handgearbeitet.
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