Handwerk Special 66 vom 27.01.1999


Kraftprotz per Knopfdruck

Maschinenbauer Durwen haucht Gabelstaplern Leben ein

Durwen

Wird ein Gabelstapler zum „Muskelprotz", geht es nicht nur um Kraft, sondern auch um „Köpfchen". Ein kompaktes Muskelwerk - die Hydraulik - überträgt die Kraft auf die Hubgabeln, diese können so per per Knopfdruck tonnenschwere Lasten heben. Ein Unternehmen, das Gabelstaplern so Leben einhaucht, kommt aus Plaidt.

In der Bims-Grube „nebenan" fing´s an: Nikolaus Durwen aus Plaidt baute in seiner Schmiedewerkstatt Anlagen zur Gewinnung des Baustoffes. Ausrüstungen für Seilbahnen und Baggerschaufeln gehörten dazu. Das war zwei Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs.

CAD
Alles unter´m Durwen-Dach: Am Computer entworfen, setzen Handwerker die Ideen um. Mit Anbauanlagen für Gabelstapler haben die Plaidter Handwerker eine Marktlücke gefunden, in der sie heute eine bundesweite Top-Adresse sind.
Anwendung

Aus dem Betrieb mit einer Handvoll Mitarbeitern ist in den vergangenen 50 Jahren ein beeindruckenendes Maschinenbauunternehmen geworden: 40 Angestellte, Kunden in ganz Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz. Ein umfangreicher Maschinen- und Anlagepark steht in den drei Hallen am Ortsrand von Plaidt, unmittelbar an der A 61: vom CAD-Zeichentisch über riesige Kantbanken, konventionelle Schweiß- und Schneideinrichtungen bis zur CNC-Maschine reicht das Inventar. Das einzige, was sich in all den Jahren nicht änderte, ist der Name des Unternehmens: Durwen.

Mit Klaus Durwen, 36 Jahre, steht heute die dritte Generation am Ruder und hält den Familienbetrieb auf dem richtigen Kurs. Da geht es nicht nur darum, voran zu kommen - die Richtung ist entscheidend. Das wußte auch Heinz Durwen, 69jähriger Maschinenbauermeister und Schlossermeister. Als Sohn des Firmengründers und „Steuermann" der zweiten Generation setzte er in den siebziger Jahren zu einer sanften Wende an: Mit der Spezialisierung auf Anbaugeräte für Gabelstapler wurden neue Ziele angepeilt. Heinz Durwen wußte dabei recht genau, wo die Reise hinführen sollte. Heute ist der Betrieb einer von acht Top-Unternehmen in Deutschland bei der Herstellung von Hubgeräten für Gabelstapler aller Größenordnungen. Abnehmer sind Händler von Gabelstaplern. Sie wissen, was die Abnehmer brauchen und arbeiten eng mit den Plaidter Handwerkern bei der Umsetzung zusammen. Hubanlagen für mehrere Euro-Paletten in Getränkemärkten, Papierhersteller oder Umschlaghäfen gehören zu den künftigen Einsatzorten. Und auch dort haben Klaus Durwen und seine Mannen, zu denen sieben Lehrlinge gehören, ein wachsames Auge für ihre Arbeit, mit der sie nicht nur die Verantwortung über wertvolle Lasten, sondern auch für die Menschen, die damit arbeiten, übernehmen. Ein Firmenbereich ist ausschließlich für Wartung, Reparatur oder Umbau verantwortlich.

"Wir bilden selber aus"

Hydraulikzylinder, Staplergabeln oder spezielle Greifarme bis hin zur kompletten Hydraulikanlage unter einem Dach produzieren. Die anspruchsvolle Produktpalette verlangt nach einem handverlesenen Mitarbeiterstamm. „Unseren Nachwuchs bilden wir deshalb selbst aus und übernehmen die Lehrlinge, wenn sie die verlangten Leistungen erbringen." Eine Philosophie, die für Arbeitgeber und auch Arbeitnehmer aufgeht, denn viele der Mitarbeiter arbeiten seit vielen Jahren im Unternehmen und sorgen mit den gesammelten Kenntnissen für kontinuierliche Qualität. In Sachen Ausbildung hat Klaus Durwen auch bei sich selbst die Meßlatte hoch gelegt: Zusätzlich zu seinem Studium zum Diplom-Ingenieur im Bereich Maschinenbau hat er bei der Handwerkskammer Koblenz den Lehrgang zum „Betriebswirt im Handwerk" absolviert - „eine optimale Ergänzung zum Studium im kaufmännischen Bereich."

Zukunftskurs liegt an

Daß auch künftig eine Handbreit Wasser unter dem Kiel des „Familiendampfers Durwen" für eine sichere Fahrt sorgen wird, dafür haben Vater und Sohn gesorgt. Die Auftragslage bezeichnen beide als „Gut". Stolz sind sie auf das Geleistete, und trotzdem bescheiden geblieben. Die Zeichen des Erfolges lassen sich eher im Neubau des Firmengebäudes als in den Worten der Unternehmer erkennen: Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren die Produktionsfläche erweitert, neue Büroräume auf die Halle „draufgesetzt".

„Jenseits der Straße haben wir ein weiteres Grundstück gekauft", faßt der 69jährige Handwerksmeister Heinz Durwen seine Gedanken für die Zukunft in Worte. Daß ein Durwen auch künftig am Ruder des Familienunternehmens stehen wird, ist theoretisch möglich. Doch noch interessieren sich die sieben- und fünfjährigen Söhne eher für die Materie unter dem Kiel: Der „Ältere" möchte Meeresbiologe werden. „Reinreden will ich bei der Berufswahl nicht, das werden die Kinder selber entscheiden. Eine Unternehmensnachfolge in der Familie wäre natürlich schön...", schmunzelt Klaus Durwen.