Handwerk Special Nr. 70 vom 29. September 1999 - page 5

Nachgefragt:
Vor zwei Jahren haben drei junge Meister ihren Traum vom eigenen Betrieb verwirklicht.
die Banken zu
arbeiten“, lächelt
der dreifacheMeister,
dessen Erwartungen in
den letzten zwei Jahren durch
die Realität übertroffen wurden. Einige
Schwierigkeiten musste er aus dem Weg
räumen - das gelang ihm aber aus eigener
Kraft. Außenstände für erbrachte Leistun-
gen kennt er nicht, er spricht vom guten
Gefühl, nach 1
1
/
2
Jahren Bauzeit Rech-
nungen schreiben zu dürfen, würde alles
genau so wieder anpacken.
Sein Herz hängt am Karosseriebau. Er
repariert und restauriert Oldtimer, kon-
struiert LKW-Aufbauten und behebt
Ihre Standorte lassen sich so wenig ver-
gleichen, wie die persönliche Art, in der
sie ihren jungen Betrieb geplant und
Schritt für Schritt in den Markt geführt
haben. HANDWERK SPECIAL hat sie
vor zwei Jahren als Existenzgründer
vorgestellt und jetzt nachgefragt: Alle
drei sagen, dass sie mit der bisherigen
Entwicklung zufrieden sind, vor allem
aber, dass sie den Schritt in die Selb-
ständigkeit wieder beschreiten würden.
Die Rede ist von den beiden Kfz-Meistern
Thomas Kaspers und Anton Faßbender
sowie dem Dreifachmeister (Kfz-Mecha-
niker, Karosserie- und Fahrzeugbauer,
Fahrzeuglackierer) Adil Demirates.
IN KLEINEN SCHRITTEN
Ganz bei Null hat Thomas Kaspers in
Kaisersesch angefangen; er eröffnete sein
Autohaus, als der Neubau im Industriege-
biet errichtet und Toyota als Vertragspart-
ner gefunden war. Vorangegangen waren
intensive Planungen mit Hilfe der HwK-
Betriebsberatung.
„Ich
E i n e n
M e i s t e r
und zwei Ge-
sellen beschäftigt
Faßbender in der Werkstatt,
ein Mitarbeiter verwaltet Lager und Er-
satzteile, während seine Frau halbtags das
‘Büro schmeißt’. Den ersten Lehrling, ei-
nen jungenMann, der zuvor zweimal eine
Lehre abgebrochen hatte, führte er in die-
sem Jahr zum Gesellenbrief. Gute Erfah-
rungen hat er bei der Mitarbeitersuche mit
dem Arbeitsamt gemacht.
Nach dem Motto: „Ich bin mein eigener
Chef, ich mache mir meine Probleme sel-
ber“, löst er sie auch Schritt für Schritt; in
diesem Jahr soll die lange währende Bau-
stelle endgültig verschwinden, nachdem
bereits die Neuwagenhalle fertig gestellt
ist.
„ICH BIN EIN PINGELIGER TYP“
Ganz in Eigenleistung hat Adil Demirates
seineBetriebsstätte errichtet und freut sich,
dass er im beginnenden dritten Jahr im
Plus steht: „Ichbrau-
che nicht für
Karosseriebauer aus Leidenschaft:
Adil Demirates bearbeitet hier ei-
nen Unfallschaden.
habe mein gestecktes Ziel erreicht, in der
kalkulierten Bausumme blieb genug Luft,
und bei den Neuwagen liege ich über dem
Verkaufsziel, obwohl ich die Marke in
dieser Region erst plazieren muß“, zeigt
sich Kaspers zufrieden.
Die Auslastung der Werkstatt könnte sich
noch gleichmäßiger gestalten: Die bisher
verkauften Neuwagen füllen das Herz-
stück des Kfz-Meisterbetriebes natürlich
nicht aus; dafür ist sie Treffpunkt für viele
andere Marken, die der Existenzgründer
vor allem über den persönlichen Kontakt
als Kunden gewinnt. So leitet er für sich
als Devise ab, langsam und in kleinen
Schritten zuwachsen. Mit einemGesellen
in der Werkstatt und einemMitarbeiter in
Büro und Verkauf liegt er auch personell
im Plan von 1997; im kommenden Jahr
hat er fest vor, den ersten Lehrling auszu-
bilden.
„WIR WERDEN IMMER BESSER“
An eine Verstärkung seines Teams denkt
auch Anton Faßbender in Urmitz, denn
die Präsenz inKfz-Werkstatt und Verkauf
lässt ihm zu wenig Zeit für die Kunden-
pflege und -gewinnung. Angefangen hat-
te er bereits vor fast zehn Jahren mit
einer Garagenwerkstatt. 1997 ge-
wann er Seat als Partner und in-
vestierte indieRäume für sein
Autohaus: „Was hier steht,
habe ich durchmeine täg-
liche, oft mehr als zwölf
Stunden lange Arbeit
erreicht“, stellt er sei-
nenBetriebvor.Die
größte Herausfor-
derung in dieser
Zeit waren die
Vorgaben des
Autoherstellers
und die daraus
folgenden ho-
hen Investitio-
nen.
Das Team von
Kfz-MeisterTho-
mas Kaspers (l.) im
neuen Autohaus
´´
Anton Faßbender (2.v.r.)
mit seiner Frau und
den drei Kfz’lern
inseinerWerk-
statt.
Unfallschäden: „Gerade hier kann man
ganz schnell ein Auto vermasseln. Meine
Arbeit muss 1000-prozentig stimmen“,
versichertDemirates. SeinVorhaben,Mit-
arbeiter einzustellen, hat er noch zurück-
gestellt: Er will die Gewißssheit für eine
langfristige Beschäftigung. Aber Prakti-
kanten gingen bereits durch seine Werk-
statt - ohne ihn zufrieden zu stellen, weil
sie zu wenig Zielstrebigkeit an den Tag
legten. Sein Anspruch ist hoch, auch an
seinen Sohn, der wohl bald sein erster
Lehrling sein wird: „Auch er muss hart
arbeiten, bevor er im Chefsessel Platz
nehmen darf!“
Informationen
Zur Vorbereitung auf die Exi-
stenzgründung bietet die HwK-
Weiterbildung das Seminar „Der
Wegweiser in die Selbständigkeit“.
Weitere Informationen
,
Tel.: 0261/398-110, Fax: -990
e-mail:
Die HwK-Betriebsberatung berät
Existenzgründer im individuellen
Gespräch. Tel.: 0261/398-241,
Fax: 0261/398-994,
e-mail: beratung
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