Handwerk im Frühjahr vom 9. März 2002 - page 8

Anzeigen
Mitten im Hunsrück, in Brücken bei
Birkenfeld, lebt und arbeitet Maler-
meisterin Tanja Hartmann. Und sie
betont, daß es für sie keinen schöne-
ren Beruf gibt und dass sie sich auch
nicht vorstellen kann woanders, bei-
spielsweise in einer Großstadt, zu le-
ben. „Hier bin ich glücklich“, sagt
die junge Meisterin, die im Januar
2001 Jahres das 1975 gegründete
Malergeschäft von ihremVater,Wal-
demar, übernahm.
„Mein Vater wollte bis zuletzt nicht
glauben, dass ich es in meinem Be-
ruf bis zur Meisterprüfung schaffe,
jetzt ist er total stolz auf mich“, so
die 28jährige. Eigentlich sei er von
Anfang an dagegen gewesen, das die
Tochter das Malerhandwerk erlernt.
‘Das ist nichts für Mädchen. Die kön-
nen nicht mit den schweren Putz-
eimern auf der Baustelle hantieren’,
hat er immer gesagt“, erinnert sich
Tanja. Als „brave Tochter“ fügte sie
sich zunächst und lernte nach der
Hauptschule Einzelhandelskauffrau.
„Das war aber nichts für mich. Ich
möchte abends sehen, was ich ge-
schafft habe“, schätzt sie ein.
Mit 23 Jahren begann sie dann ihre
Lehre im Wunschberuf beim Vater.
„In der Berufsschule waren wir zwar
nur drei Mädchen von 23 aber der Re-
spekt der Jungs war immer da. Viel-
leicht auch, weil ich schon ein ver-
hältnismäßig gesetztes Alter hatte“,
erinnert sie sich lachend. Die Ach-
tung der männlichen Kollegen war
ihr auch in der Meisterklasse sicher.
„Da gab es sogar eine Art Beschüt-
zerinstinkt“, weiß sie. Sicher lag es
aber auch an ihren guten Leistungen,
die ihr die Anerkennung ihrer Mit-
streiter einbrachte. „Der Malerberuf
ist so kreativ, und wir Frauen haben
doch in der Regel ein besonderes Fai-
ble für Farben und For-
men“, ist sich Tanja si-
cher. Als Meisterin arbei-
tet sie seit Juli 2000 mit dem
Vater Hand in Hand. Seit Januar 2001
ist Tanja die Chefin. Drei Gesellen
und ein Lehrling arbeiten im Team
mit. Hartmann Senior hat sich aus ge-
sundheitlichen Gründen zurückgezo-
gen, steht der Tochter aber jederzeit
mit Rat und Tat zur Seite. „Die Zeit
bringt Erfahrung, noch kann ich von
ihm viel lernen“, sagt sie.
Der Malerbetrieb Hartmann bietet
alle anfallenden Malerarbeiten an,
von anspruchsvollen Innenarbeiten
bis zur Fassadengestaltung. Für die
Zukunft kann sich Tanja gut vorstel-
len, mit anderen Gewerken zu fusio-
nieren, um den Kunden einen Kom-
plettservice, alles aus einer Hand,
anbieten zu können. Ständige Wei-
terbildung ist ihr ebenso wichtig. Im
Moment ist sie am Erstellen einer ei-
genen Homepage. Zusätzlich zu ih-
ren vom Vater übernommenen will
sie ebenso neue Kunden gewinnen.
„Ich möchte auch in puncto neuer
Ideen Farbe bekennen“.
Frauen im Vormarsch
12% der Betriebe werden von Frauen geführt
17.500 Handwerksbetriebe haben derzeit ihren Sitz im nördlichen Rheinland-
Pfalz. Jeder achte Betrieb, das sind 12 Prozent, wird von Frauen geführt. Die-
se Zahl ist in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gestiegen. 1981 leiteten
lediglich 8 Prozent Frauen einen Handwerksbetrieb.
Bei den von Frauen geführten Betrieben dominieren die Friseurunternehmen
und Schneidereien. Selbständige Meisterinnen gibt es auch in Berufen, die
lange Zeit völlig den Männern vorbehalten waren. Dazu gehören das Kfz-
Handwerk, Installateur- und Heizungsbauerhandwerk, Tischler-, Gebäude-
reiniger-, Glaser- und Fotografenhandwerk.
Die Handwerkskammer Koblenz unterstützt Existenzgründerinnen durch ein
umfassendes Informations-, Beratungs- und Qualifizierungsangebot. In einem
persönlichen Gespräch werden betriebswirtschaftliche Fragen, z. B. zur Er-
stellung des Unternehmenskonzeptes, Möglichkeiten der Inanspruchnahme
öffentlicher Fördermittel, betriebliche und private Versicherungen erörtert.
Infos: Tel.: 0261/398-257, Fax: -994, E-Mail:
Internet:
Frauen
im Handwerk
Malermeisterin Tanja Hartmann
und ihr Lehrmeister undVater
Waldemar Hartmann.
Steckbrief: Hartmann Malerbetrieb
1975 als Familienbetrieb gegründet anspruchsvolle Innenarbeiten bis zur Fassa-
dengestaltung drei Gesellen, 1 Lehrling Brücken/Hunsrück Tel.: 06782/56 17
Meisterkurs im
Malerhandwerk
„Kick“Meisterin
Roswitha
Memmesheimer
mit HwK-Präsi-
dent Karl-Heinz
Scherhag (MdB)
und HwK-Haupt-
geschäftsführer
Karl-Jürgen
Wilbert.
Roswitha Memmesheimer, Kerami-
kerin aus Oberelz/Eifel, erhält neben
ihrem Meisterbrief, noch eine ganz
besondere, bisher nicht vergebene
Ehrung. Sie ist die Meisterin mit
„Kick“, die sich zusätzlich durch ihr
persönliches, berufliches und gesell-
schaftliches Engagement auszeich-
net.
Entwicklungshilfe in Afrika
„Angefangen hat alles mit der Ke-
ramikmalerei“, erinnert sich Roswi-
tha Memmesheimer. In einem kera-
mischen Betrieben in Höhr-Grenz-
hausen machte sie ihre Lehre und
verbrachte ihre Gesellenzeit. In die-
ser Zeit lernte sie ihren späteren Ehe-
Sie hat den
Dreh
raus
Roswitha Memmesheimer; Kerami-
kerin, ist die Meisterin mit „Kick“
mann kennen. Im Rahmen eines Ent-
wicklungshilfeprojekts ging sie mit
ihm mehrere Jahre nach Uganda in
Afrika. „Diese Jahre haben mich
menschlich geprägt. Die Schönheit
des Kontinents aber auch die beschei-
dene Lebensart der Menschen, die
fremde Kultur kann man nicht ver-
gessen. Ich habe viel mitgenommen
für mein privates und berufliches
Leben“, erzählt sie.
Familie und Beruf unter
einem Hut
Als sich Mutterfreuden einstellten,
hieß es erst einmal zu pausieren. Die
Keramik lies sie jedoch nicht los. An
der Fachschule für Keramikge-
staltung erwarb sie 1985 den Ab-
schluss als staatlich geprüfter Gestal-
ter. Neben den Pflichten als Hausfrau
und Mutter entwarf sie Keramiken
mit eigenem Design, bildete sich im
Töpfern weiter.
Engagement für andere
Vor fünf Jahren gründete sie ihre ei-
gene Werkstatt. Ihr Anspruch ist es,
den Menschen in ihrer Heimat ein
Stück Lebenskultur zu vermitteln.
Dazu lässt sie sich bei derArbeit über
die Schulter sehen.
Sie töpfert mit Kindern in Kindergar-
ten und Schule, bringt ihnen ihr
Handwerk nah.
Infos zu allen Fragen rund um
die Meisterprüfung bei der
HwK, Tel. 0261/398-111, Fax: -
Tanja Hartmann, Malermeisterin, 28 Jahre
Für Maler und Lackierer, Fachrich-
tung Fahrzeuglackierer, bietet die
Meisterakademie der Handwerks-
kammer Koblenz Meistervorbe-
reitungskurse in Teilzeit ab 23.
August in Koblenz.
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie: Tel.:
0261/398-400, Fax: -990, E-
Mail:
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12
Powered by FlippingBook