Handwerk Special Nr. 86 vom 17. April 2002 - page 5

Abgefahren: Wohnerlebnis Bahnhof / Alter Förderturm mit Zukunft
17. April 2002
Nr. 86
Thema Denkmalpflege
Info-Tel.: 06785/9731-0
Zum Thema Restaurierung
und Denkmalpflege bietet
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Moderne Metallgestal-
tung im Treppenhaus.
Ein Bahnhof als Wohnhaus:
Nach dem Einbau von neuen
Schallschutz- und Isolierglas-
fenstern aus Holz, Türen, einem
neuen Dach und hochwertigem
Innenausbau entstanden drei
Wohnungen mit 294 m² Wohn-
fläche. Mittelpunkt und Treff-
punkt für Familie und Freunde
ist die großeWohnhalle mit inte-
grierter Küche und Arbeitszim-
mer im Erdgeschoss. „Das vor-
Zwei Ansichten, ein Gebäude: Die Front aus Glasbausteinen und Entlüfter wich einem
großen Fenster, dass sich harmonisch in die Gesamtarchitektur einpasst.
Vorsicht an der
Bahnsteigkante: Der
Umbau beginnt
Wohnerlebnis im Moselweißer Bahnhof
handene, an der Fassade „kle-
bende“ Dach des Anbaus wurde
abgerissen und durch ein Flach-
dach ersetzt. So entstand eine
großzügige nach Süden orien-
tierte Terrasse. DieWohnung im
zweiten Obergeschoss erhielt an
gleicher Stelle einen Balkon“,
erklärtArchitektJensTernes.Die
filigrane Stahlkonstruktion des
Balkons bildet einen wohltuen-
denKontrast zudemhistorischen
Gebäude. „Neu und Alt an Bau-
substanz und in der Materialaus-
wahlwerdengegenübergestellt.“
Anforderungen an hand-
werkliches Können
Maurermeister Hans Schäfer aus
Koblenz setzte zum Teil neue
Fensteröffnungen in das teilwei-
se bis zu 60 Zentimeter starke
Bruchsteinmauerwerk ein. Der
Maurermeister, der mit seinen
zweiMitarbeiternaufUmbauund
Baurenovierung spezialisiert ist,
hat dengesamten Innenraumdes
Bahnhofs entkernt. Dabei wur-
den zugunsten einer offenen
Wohnstruktur Wände und De-
cken teilweise abgerissen. So
ermöglichte der Abbau eines
Deckenfeldes die Verbindung
vonErd- undObergeschoss über
eineGalerie.OffeneStahlprofile
bilden Stürze und Abfangun-
gen vertikaler Lasten sowie die
Konstruktion einer Empore mit
Galerietreppe. „Diese Bauteile
vermitteln eineLeichtigkeit, die
sich angenehm vom massiven
Bestand abhebt“, beschreibt
Schäfer die Veränderung.
Die Haustechnik wurde kom-
plett neuorganisiert. Elektriker-
meisterGerdGerolstein ausKo-
blenz erinnert sich, dass die
Elektroinstallation vor allem im
Dachgeschossauchfarblichdem
Gebälk angepasst waren.
„Arbeiten in einem denkmalge-
schützten Gebäude stellen im-
mer besondere Anforderungen
an den Handwerker, sind aber
auch eine Herausforderung. So
wurden die Kabel auf Putz, eng
am Balken entlang verlegt“, er-
klärt Gerolstein.
Mit seinen 21Mitarbeitern, dar-
unter drei Lehrlinge, ist das
Unternehmen oft bei Altbausa-
nierungen tätig.
BesonderenWert legte der Bau-
herr auf eine ökologisch sinn-
volle Heizungsinstallation.
Durch den Einbau einer Fußbo-
denheizung und großflächiger
Wandheizkörper wurde die In-
stallation einer Gas-Brennwert-
Heizzentrale möglich. Zentral-
heizungs- und Lüftungsbauer-
meister Benno Riehl aus Rübe-
nach, der seit Jahren im Bereich
der Solartechnik und Niedrig-
temperaturheizanlagen tätig ist,
war hier gefragt.
Heute strahlt der „Bahnhof“wie-
der im neuen Glanz. Bauherr
und Architekt sind sich einig:
Hier lässt es sich gut wohnen.
Auch wenn es die Fahrkarten
jetzt am Automaten neben den
Gleisen gibt, wird jeder Reisen-
de vomaltenSchriftzug „Mosel-
weiß“ amGiebel des Hauses be-
grüßt. So wie in alten Tagen, als
hier tatsächlich noch ein Bahn-
hof war.
Eiserner Zeuge sucht
neue Aufgabe
Förderturm an der A3 für Tourismus öffnen
Erhaben grüßt der Förderturm
der stillgelegtenGrubeGeorg als
letzter Zeuge einer eisernenVer-
gangenheit weit ins Land hinein.
FürMillionenAutofahrer ist die
Silhouette des Förderturms an
der A3 bei Willroth im Kreis Al-
tenkirchen ein vertrauter An-
blick.
In den 60er Jahren fiel die 1811
entstandene Grube Georg der
Strukturkrise zum Opfer. Nach-
dem zeitweise mehr als 500 Be-
schäftigte jedes Jahr rund sechs
Millionen Tonnen Eisenerz aus
bis zu 850 Meter Tiefe geholt
hatten, wurden die Räder der
Grube im März 1965 endgültig
angehalten.
Der Georg-Turm ist das einzige
erhaltene Zeugnis des Bergbaus
im Siegerland, dass in den 90er
Jahren für knapp drei Millionen
Mark, überwiegend vom Land
finanziert, restauriert wurde.
Die größte Chance, das industri-
ell-kulturelle Erbe zu bewahren,
liegt in einer sinnvollen Nut-
zung. Dabei ist die touristische
Nutzung naheliegend und war
bei der Ideenfindung von An-
fang an dabei. Diskutiert werden
derzeit verschiedene Möglich-
keiten: Die Vorschläge reichen
von einer Nutzung als Kunst-,
Kultur- und Kommunikations-
zentrum bis zur Produktpräsen-
tation einheimischer Betriebe.
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