Handwerk Special 97 vom 07.02.2004


Im Netz der unbegrenzten Möglichkeiten

Handwerksbetriebe zeigen, wie das Internet Marktchancen verbessern kann


Mechthild Schaab (links) küm-mert sich gemeinsam mit Monika Neumann um die Abwicklung des Online-Shops.

Architekt Tino Fein und Zimmerermeister Björn Fein aus Rothenbach wissen, dass das Internet ihre Kunden wichtiges Informationsmedium ist.

Nach den Ergebnissen des (N)ONLINER-Atlas 2003, einer Studie über die Internetnutzung in Deutschland von TNS Emnid und Partnern, nutzt zurzeit etwa jeder zweite Erwachsene das Internet. Das heißt, regelmäßig surfen rund 30 Millionen Bürger im Netz. Die Bedeutung des E-Commerce als Wirtschaftszweig des Internets wächst: Im Durchschnitt besuchen 61,3 Prozent aller privaten Internetnutzer mindestens 1 x pro Monat eine Webseite, auf der eine Transaktion möglich ist. Im Durchschnitt bauen 30 Prozent der User pro Monat dabei eine erfolgreiche sichere Verbindung auf, was laut TNS Emnid ein Indiz für einen Kaufabschluss darstellt.

Auch das Handwerk hat die Chancen der weltweiten Vernetzung für sich entdeckt: Über 70 Prozent aller Handwerksbetriebe sind im Internet aktiv: ob als reine Selbstdarstellung mit speziellen Downloadbereichen und einer Liste aus Frequently Asked Questions (meistgestellten Fragen) oder mit eigenem Online-Shop, wie ihn Konditormeister Ernst-Georg Schaab aus Bad Neuenahr unter www.confiserie-schaab.de anbietet.

Impuls aus Frankreich

Obwohl man ihm von den Chancen des Internets vorschwärmte, war Konditormeister Ernst-Georg Schaab aufgrund von Negativschlagzeilen über den Umsatz im Internet dem neuen Medium gegenüber äußerst skeptisch. Doch das änderte sich auf einer Reise nach Frankreich: „Dort haben alle Autos mit Werbeschriftzügen auch die Internetadressen aufgeführt. Das hat mich stutzig gemacht, vor allem weil ich aus Erfahrung weiß, dass uns die Franzosen immer ein bisschen voraus sind“, erzählt Schaab. Die Auswertung einer Statistik, bei der herauskam, dass gerade die Hauptzielgruppe des Konditors, nämlich Senioren und Rentner, Computer für ihr alltägliches Leben entdeckt haben, gab die Initialzündung für die ersten Schritte im Web. Wichtig war dem Konditormeister, auf seinen eigenen Internetseiten weniger für seinen Betrieb, sondern vielmehr für seine Produkte zu werben und sie auch gleich zum Kauf anzubieten. „Weil man auf den Internetseiten leider noch nichts riechen kann, ist der optische Eindruck unserer Pralinen, Torten und Gebäcke entscheidend. Deshalb mache ich auch die Fotos fürs Internet selber, damit den Besuchern das Wasser im Munde zusammenläuft.“ Die finanziellen Chancen im Internethandel schätzt der Unternehmer positiv ein. „Noch ist es kein Riesengeschäft, aber wir haben uns für dieses Jahr vorgenommen, den Internethandel weiter auszubauen und dann wird sich das Online-Geschäft auch richtig lohnen.“ Was er anderen Handwerksbetrieben mitgeben kann? „Es ist einfach toll, wenn uns Kunden anrufen und erzählen, dass sie vorher noch nie eine Bestellung im Internet gemacht haben und jetzt mit der einfachen Abwicklung und den zugestellten Produkten hoch zufrieden sind.“

Suchmaschinen

Wichtigster Aspekt bei einem eigenen Internetauftritt ist, Aufmerksamkeit zu erregen und dafür zu sorgen, dass möglichst viele Besucher auf die neuen Seiten gelockt werden. Das gelingt am besten mit der Eintragung in Suchmaschinen. Die Handwerkskammer Koblenz bietet ihren Kammermitgliedern unter www.hwk- koblenz.de eine kostenlose Möglichkeit zur Eintragung in ihre Handwerkersuche. Eine ähnliche Möglichkeit besteht unter www.handwerk.de. Außerdem sollte jede weitere Möglichkeit genutzt werden, um den eigenen Internetauftritt bekannt zu machen. Handwerksbetriebe, die im Kammerbezirk Koblenz ansässig sind, können sich zum Beispiel um die „Webseite des Monats“ bewerben. Unter www.hwk-koblenz.de werden monatlich besonders gelungene Internetseiten vorgestellt und diese dürfen dann das Logo der „Webseite des Monats“ als Qualitätssiegel führen.

Mehr Zugriffe

So wurde die Homepage der Holzbau Fein GmbH aus Rothenbach- Obersayn aus den bereits
prämierten Internetauftritten im vergangenen Jahr zur „Webseite des Jahres“ der HwK Koblenz gewählt. Die Auszeichnung wurde unter großem Medieninteresse auf der MESSE AM RHEIN: Handwerksmesse Koblenz im Mai 2003 verliehen. „Nach der Prämierung erhöhten sich die Zugriffe auf unsere Webseite drastisch um das Fünffache“, erzählt Tino Fein, der die Betreuung des Internetauftrittes im Unternehmen übernommen hat. Die Seiten sind von einer Agentur gestaltet worden, die auch die weitere Pflege und Aktualisierung übernimmt. Die ursprüngliche Idee war, mit einem eigenen Internetauftritt sehr kostengünstig und dauerhaft zu werben. Dass die Investitionen sich gelohnt haben, davon ist Tino Fein überzeugt. „Wir wissen von Interessenten, die über das Internet auf uns aufmerksam geworden sind und dann sogar mehr als 100 km Fahrstrecke auf sich genommen haben, um sich vor Ort einen Überblick über unsere Leistungen zu verschaffen. Außerdem haben wir festgestellt, dass wir sehr viele Anfragen über Datenbanken bekommen, in denen wir mit unserem Angebot eingetragen sind. Günstigere Werbung gibt es nicht. Wer heute nicht die Chancen des Internets nutzt, hat die Zeit verschlafen!“ Mehr unter www.holzbau-fein.de

Datenbanken

Datenbanken sind nicht nur für die Holzbau Fein GmbH, die hier für sich werben, eine extra Chance, an Aufträge heranzukommen. Auch umgekehrt boomt das Geschäft zwischen Anbieter und Kunde. Mittlerweile gibt es im Internet nämlich umfangreiche Datenbanken, in denen Betriebe gezielt nach Ausschreibungen aus privater oder öffentlicher Hand recherchieren können. So hat der Online-Dienstleister „handwerk.de“ in Kooperation mit der Handwerkskammer Koblenz und weiteren Kammern und Verbänden ein bundesweites Beschaffungsnetzwerk aufgebaut, das Ausschreibungen von privaten Bauherren, Architekten und Generalauftragnehmern abbildet. Über www.hwk-koblenz.de/aktuelles/bauauftraege/start.php oder unter www.handwerk.de können bereits über 90.000 Bauaufträge deutschlandweit abgerufen werden. Registrierte Nutzer sparen sich so das Durchforsten von mehr als 1000 verschiedenen Publikationen. Kleine und mittelständische Betriebe können sich so schneller und vor allem kostengünstiger über Ausschreibungen informieren und so auch ihren Umsatz steigern.