Handwerk im Sommer vom 03.07.2004


Hier tickt’s richtig

Meister Fröschner sorgt dafür, dass die Uhr sich weiter dreht

Für einige sind es Zeitmesser, für Jürgen Fröschner ein Lebensinhalt: Uhren.
Der Chronometermachermeister bringt sie, manche älter als 300 Jahre, wieder zum Laufen.

„Chronometer sind Uhren, die sehr genau laufen. Im 18. Jahrhundert dienten die Präzisionsuhren zur Navigation der Schiffe“, erzählt Jürgen Fröschner aus Linz. Er ist Chronometermachermeister. „Chronometerteile werden nur von Hand gefertigt“, sagt er nicht ohne Stolz und fügt hinzu: „Auch heute müssen Chronometer auf Schiffen mitgeführt werden, sodass bei einem Ausfall der automatischen Navigation sich der Standort bestimmen lässt.“

Nicht nur Präzisionsuhren wartet und repariert Fröschner in seiner Ladenwerkstatt in der Linzer Altstadt. Uhren haben es ihm generell angetan, besonders alte Stücke, die einen nostalgischen und sentimentalen Reiz ausüben. Seit der Reparatur der Turmuhr im Linzer Rathaus 1988 fühlt er sich zur bunten Stadt am Rhein hingezogen.

Uhren, die sprechen

Das älteste Stück, das in Fröschners Werkstatt repariert wurde, stammt aus dem 16. Jahrhundert. Es war eine Renaissance-Uhren um 1530. Fleißarbeiten gibt es auch. Er spricht von einer bergischen Standuhr, die zunächst irreparabel aussah. Nachdem er den Rost entfernt und die defekten Teile neu gefertigt hatte, lief sie wieder wie vor 200 Jahren. Kunde und Meister waren gleichermaßen zufrieden. Uhren mit einem Wert von 20 bis 40 Tausend Euro wieder instand zu setzen, ist für ihn keine Seltenheit.

Auch kuriose Stücke hat er repariert. Fröschner erinnert sich an eine sprechende Uhr. „Die Uhr ist mit einem Grammofon, welches stündlich die Zeit ansagt, ausgestattet“, erklärt er. „Die Generalüberholung der Uhr war sehr aufwändig“, erinnert er sich. Er erzählt, dass die Grammofonnadel in die richtige Spurrille des Zelluloidestreifens positioniert werden musste. Dieser wurde mit einem speziellen Filmkleber restauriert. Darüber hinaus erneuerte Fröschner beide Zugfedern des Grammofonwerkes. Die Ersatzteile fertigt er in seiner Werkstatt nach alten Vorlagen in aufwändiger Handarbeit an, denn als Original sind sie längst nicht mehr erhältlich.

„Mysteriöse“

Nicht allein bei Reparaturen von Uhren ist Fröschner Fachmann, er konstruiert sie auch. „1997 habe ich meinem Vater zum 75. Geburtstag eine Mysteriöse gebaut. Mysteriöse sind Uhren, an denen man die Zeit ablesen kann, jedoch nicht sieht, wie die Zeiger bewegt werden.“ Anders als bei antiken Stücken, bei denen Zeigerwellen durch Glasrohre ersetzt und nicht sichtbar sind, ist der Zeiger bei Fröschner selbst Uhrwerk. „Das sich im Gegengewicht des Zeigers befindliche Quarzwerk ist mit dem Stundenrad im Zeiger befestigt und dreht sich einmal in 12 Stunden um sich selbst.“

Bereits seit 17 Jahren tüftelt er an einem Meisterstück, einer astronomischen Uhr, die kurz vor der Vollendung steht und in seiner Ladenwerkstatt zu sehen ist. Das Zifferblatt zeigt den sichtbaren Teil des Himmels über Linz. Eine filigran ausgesägte Platte mit über 600 Sternen zieht zeitgenau über den sichtbaren Horizont, sodass auch die Sterne, die zurzeit über Linz zu sehen sind, abgelesen werden können.

Kunden aus Übersee

Erst kürzlich habe er einen Regulator von 1900 aus den USA repariert, erzählt Fröschner. Der Kunde hat ihn über seine Internetadresse gefunden. „Alles lief völlig problemlos, vom Kostenvoranschlag über den Versand bis zur finanziellen Abwicklung“, weiß Fröschner.

„Ohne Liebe zum Beruf geht es nicht“, erklärt Fröschner. „Wir sind Individualisten, brauchen für die Präzisionsarbeiten an winzig kleinen Rädchen, Spiralen und Hebelchen viel Geduld und Ruhe“, betont er. In seiner Werkstatt ist er momentan allein. Drei Lehrlinge hat er bisher ausgebildet.

Steckbrief: Uhren Cabinett Fröschner, Linz
gegründet 1978 | Meister des Uhrmacherhandwerks | Verkauf - Reparatur - Restauration | Tel.: 02644/ 596-0 | Internet: www.uhrencabinett.de


Kleine Uhren-Geschichte

Bereits um das Jahr 5000 v. Chr. wurden in Ägypten Sonnenuhren verwendet. Aus China sind Sonnenuhren aus der Zeit um 3000 v. Chr. bekannt. Mechanische Uhren gibt es seit dem 13. Jahrhundert. Sie gehören zu den ältesten Erzeugnissen moderner Technik. Heute sind sie fast völlig von ihren elektronischen Nachfolgern verdrängt.