Handwerk im Winter vom 20.11.2004


Abschiednahme ist wichtiger Bestandteil der Trauerarbeit

Bestatter sind Ansprechpartner für die Hinterbliebenen

Ein Familienbetrieb, der Trauerarbeit zu seinem Inhalt gemacht hat: Juliane, Bianca und Peter Kolling (v.l.) konzentrieren sich auf das Spezialgebiet der Thanatologie im Bestatterhandwerk.
Ein Familienbetrieb, der Trauerarbeit zu seinem Inhalt gemacht hat: Juliane, Bianca und Peter Kolling (v.l.) konzentrieren sich auf das Spezialgebiet der Thanatologie im Bestatterhandwerk.

„Um den Tod eines geliebten Menschen zu begreifen, ist Abschiednahme notwendig. Sie gehört zur Trauerarbeit. Den Schmerz der Angehörigen kann man nicht nehmen, wohl aber dem Verstorbenen durch eine würdige Aufbahrung die letzte Ehre erweisen“, so Peter Kolling aus Vettelschoß. Er führt den von seinem Großvater als Tischlerei gegründeten Betrieb in der 3. Generation.

Der Tischlermeister, der auch Betriebswirt des Handwerks ist, arbeitet als Thanatologe. Er ist einer der beiden international anerkannten Thanatologen in Rheinland-Pfalz. In Deutschland üben 50 Personen diesen Beruf aus.

Ein Thanatologe führt spezielle Arten der Totenversorgung aus und ist ein eigenständiger Beruf in der Bestatterbranche. Tochter Bianca steht ihm zur Seite. Die studierte Kommunikationswirtin, möchte später ebenfalls die Qualifizierung zur Thanatologin machen.

„Trauerarbeit ist ein ganz normaler Prozess, den man zulassen muss, um einen Sterbefall zu verarbeiten“, ist Kolling überzeugt. Für ihn gehört der Tod zum Leben. „Abschiednahme ist wichtig, um sich dann wieder aktiv dem Leben zuzuwenden.“

Die Versorgung der Verstorbenen ist für Kolling eine Dienstleistung für die Angehörigen und den Toten, die über das „Übliche“ hinausgeht. „Es ist immer wieder das menschliche Verständnis von Geburt und Sterben, Leben und Tod, Freude und Trauer“, schätzt er ein.


Die Arbeit des Thanatologen

Seine Arbeit als Thanatologe erklärt Peter Kolling so: „Durch die Injektion einer präventiven formaldehydhaltigen Flüssigkeit in das Arteriensystem des Verstorbenen, die nicht nur Bakterien tötend wirkt, sondern außerdem ein aseptisches Milieu schafft, wird bewirkt, dass eine offene Aufbewahrung bis zum Bestattungstermin über einen längeren Zeitraum ohne Einschränkungen möglich ist. Es wird nicht beabsichtigt, den Leichnam für die Ewigkeit zu konservieren, sondern ihn bis zur Bestattung in würdiger Weise zu bewahren.“

Aus Erfahrung weiß Kolling, dass Bestattungen heute oftmals nicht mehr innerhalb weniger Tage nach dem Tod stattfinden, da Familien nicht mehr zusammen an einem Ort wohnen. Auch durch die Mobilität unserer Gesellschaft müssen Überführungen über eine längere Distanz stattfinden. Viele ausländische Mitbürger möchten in der Heimat bestattet werden. Bei Auslandsüberführungen besteht Konservierungspflicht. In Katastrophengebieten wird die Arbeit von Thanatologen zur Eindämmung von Seuchen wie Diphtherie, Typhus und Cholera notwendig. Zum Aufgabengebiet gehört auch die restaurative Totenversorgung von Unfallopfern. „Unsere Aus- und Weiterbildung erfolgt durch den Verband Dienstleistender Thanatologen e.V. Die angewandte Technik entspricht internationalem Standard“, betont Kolling.