Handwerk Special 107 vom 15.10.2005


Branchenbuch des Handwerks mit Unterhaltungswert

Im Gespräch mit Verleger Walterpeter Twer über die „Rhein-Zeitung“ und „Handwerk Special“

Der Mann hinter der „Rhein-Zeitung“, über die das HwK-Magazin „Handwerk Special“ zu den Lesern kommt: Verleger Walterpeter Twer.
Der Mann hinter der „Rhein-Zeitung“, über die das HwK-Magazin „Handwerk Special“ zu den Lesern kommt: Verleger Walterpeter Twer.

Die Rhein-Zeitung gehört für viele zum morgendlichen Frühstück. Doch wer steht eigentlich hinter dem Blatt? Man kennt, wenn überhaupt, nur den Zeitungszusteller, kaum die Redakteure, noch viel weniger die Mitarbeiter der Technik. Und den “Obermacher” am Ende der Kette? Walterpeter Twer? Der Herausgeber der Rhein-Zeitung und Geschäftsführer des Mittelrhein-Verlages ist für Otto Normalleser eher unbekannt. Doch als Verleger lenkt er die Geschicke der Rhein-Zeitung.

Im Interview erfahren wir, wie er die veränderte Medienlandschaft der letzten 20 Jahren einschätzt, wo er die Zukunft der Zeitung sieht, wie er über Handwerk Special, das gemeinsame Produkt von Handwerkskammer Koblenz und Rhein-Zeitung, denkt. Er verrät aber auch private Leidenschaften, für die ihm beim Fulltimejob zu wenig Zeit bleiben.

„Handwerk Special ist ein unterhaltsames Branchenbuch des Handwerks“, so Twer. „Wenn das Magazin am Erscheinungstag einmal nicht in der Zeitung liegt, vermissen es die Leute“, weiß er. „Sie rufen an und fragen nach. Das bewerte ich als Zeichen dafür, dass das Magazin bereits eine lieb gewordene Gewohnheitslektüre und ein fester Begriff für unsere Leser geworden ist.“ In zahlreichen Gesprächen mit unterschiedlichsten Menschen spüre er immer wieder, „dass HandwerkSpecial im Beliebtheitsgrad unter den jährlich 3.200 verschiedenen Beilagen der Rhein-Zeitung ganz oben steht. Sowohl der Endverbraucher als auch der Handwerker selbst zieht aus der Lektüre seinen Nutzen“, ist der Verleger überzeugt. „Handwerk Special ist nicht nur informativ, sondern auch ansprechend in der Form“, so sein Urteil.

Medienlandschaft im Wandel

In den 20 Jahren der Zusammenarbeit durch Handwerk Special hat sich die Medienlandschaft grundsätzlich verändert. „Vor 20 Jahren waren wir überzeugt, dass die Zeitung immer existieren wird, inzwischen wissen wir, dass auch eine Zeitung nicht unendlich ist. Andere Informationsquellen rücken stärker in das Blickfeld der Verbraucher“, so der Verleger. Er betont, dass die Zeitung zu zwei Dritteln vom Werbekuchen lebt und verweist darauf, dass „die RZ in den letzten drei Jahren weit über 100 Anzeigenkunden verloren und damit einen Verlust im Anzeigengeschäft von 12 bis 15 Millionen Euro hinnehmen musste“. Er nennt die „gestiegenen Papierkosten und die in den letzten Jahren veränderte Gesetzgebung, beispielsweise bei der Entlohnung der Zeitungsausträger, die die Zeitung unter starken Druck gesetzt haben, sodass viele Zeitungen in Deutschland heute rote Zahlen schreiben“. Für ein Magazin wie Handwerk Special sieht der Verleger aber auch in Zukunft einen festen Platz, „weil es eine glückliche Symbiose zwischen Information und Anzeigenvolumen ist, die sich wirtschaftlich trägt. Hier treffen die Interessen von Anzeigenkunden und Endverbraucher aufeinander“, betont er.

Zeitung ist Lebenshilfe

Nach der Zukunft der Zeitung gefragt, wünscht sich Twer „eine Glaskugel, in der ich lesen kann. Fakt ist, dass die RZ jährlich 4.000 Abonnenten verliert“, so Twer. „Zeitung hat etwas mit Gewohnheit zu tun, aber die Gewohnheiten, so das Zeitungslesen beim Frühstück, schmelzen und die Leser werden weniger“, fügt er hinzu. „Wir Zeitungsmacher nehmen das aber so nicht hin und werden mit neuen Ideen dagegen kämpfen“, betont er.

„Wir wissen, dass sich die Lesebedürfnisse verschoben haben. Zeitung muss Lebenshilfe sein.“ Nicht mehr ausschließlich der Bereich Lokales stehe bei der Tageszeitung an erster Stelle, sondern Panorama. Die Leser erwarteten spannende Geschichten, Alltagstipps und fairen Journalismus. „Die Leser müssen darüber hinaus mehr Nutzen von der Zeitung haben, der sich rechnet.“ Er nennt beispielsweise die sich im Gespräch befindende RZ-Card, mit der Leser Vorteile bei diversen Käufen haben sollen und attraktive Angebote, beispielsweise bei Versicherungen, bekommen können.

Walterpeter Twer ist nicht nur Verleger der RZ, sondern auch in anderen Firmen beteiligt. Bleibt ihm im Fulltimejob noch Zeit für Hobby und Familie? „Wenig“, gibt er zu. Wenn er allerdings abends nach Haus komme, gehe er gern mit seinen beiden Hunden noch durch die frische Luft an seinem Pferdestall vorbei. „Wenn mich die Pferde anschauen, vergesse ich alle bösen Menschen“, lacht er.

Er bekennt seine Jagd- und Angelleidenschaft, die er allerdings in der letzten Zeit eher selten ausübt. Er spricht von einer Ranch in Kanada und einer Finca in Andalusien, die er in altem andalusischen Stil wieder aufbauen möchte und dabei sehr detailverliebt ist. Twer räumt ein, dass er mit den Kräften haushalten muss, aber alles auch eine organisatorische Frage ist. Wenn der Verleger von seinem 18 Monate alten Enkel spricht, leuchten seine Augen: „Mein ganzer Stolz.“

RZ-Geschichte

Die erste Ausgabe der Rhein-Zeitung erscheint 1946 in einer Auflage von 52.000 Exemplaren. Heute ist sie eine der größten Regionalzeitungen Deutschlands. Sie zählt rund 220.000 Abonnenten. Fast 680.000 Leser werden erreicht. Ihr Verbreitungsgebiet ist das nördliche Rheinland-Pfalz sowie die Stadt Mainz, wo seit 1987 die Mainzer Rhein-Zeitung erscheint. In den einzelnen Dienstleistungsfirmen der Rhein-Zeitung arbeiten heute mehr als 950 Menschen. Hinzu kommen 3.300 Zusteller, die die Zeitung zu den Menschen bringen. Für die Belieferung der rund 2.900 Verkaufsstellen sorgt das Presse-Grosso.