Betriebe, Kammer, Bund: Gemeinsam aktiv für mehr Ausbildung
3. November 2006
Nr. 114
Gute Adresse für Lehrlinge
Wintergärten-Spezialist gibt jungen Metallbauern eine Chance
Einen Betrieb zu füh-
ren, der keine Lehrlin-
ge ausbildet? Für Ma-
schinenbauermeister
Matthias Weißenfels
unvorstellbar. Jahr für
Jahr stellt der Chef
der Neuwieder „Wei-
ßenfels GmbH“, die
auf den Bau von Win-
tergärten spezialisiert
ist, im Sommer einen
neuen Lehrling ein.
Und weil er das auch in den
Jahren 2003 bis 2006 so gehal-
ten hat, kommt es, dass in sei-
nem Betrieb derzeit gleich vier
junge Menschen eine dreiein-
halbjährige Lehre zum Metall-
bauer machen. Der älteste Lehr-
ling ist im vierten, die drei an-
deren sind im dritten, zweiten
und im ersten Lehrjahr. Und
sogar eine junge Frau ist unter
denAuszubildenden,was in die-
sem Handwerk nach wie vor
nicht alltäglich ist.
MatthiasWeißenfels ist sich der
sozialen Verantwortung be-
wusst, Jugendlichen nach der
Schule eine berufliche Chance
zu geben. Doch nicht allein die-
ser Aspekt hat ihn dazu bewo-
gen, regelmäßig junge Metall-
bauer auszubilden. „Unsere Ar-
beit ist anspruchsvoll und sehr
speziell“, unterstreicht der 50-
Jährige. „Wenn sie von Hand-
werkern ausgeführt wird, die
Nach der Schule auf Anhieb eine Lehrstelle finden, ist
längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Wenn aber
bereits besser qualifizierte Jugendliche oft Schwie-
rigkeiten haben - welche Perspektiven haben dann
Lehrstellensuchende, die mit einem schlechten
Hauptschul-, Sonderschul- oder gar keinem Ab-
schluss die Schule verlassen?
„Die Sorge um junge Menschen und eine entsprechende Qualifi-
kation, die ihnen eine berufliche Zukunft ermöglicht, hat uns
schon oft zusammengeführt“, begrüßte HwK-Hauptgeschäfts-
führer Dr. h. c. mult. Karl-Jürgen Wilbert jetzt eine sechsköpfige
Delegation aus demBundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und
dem Bundesministerium für Bildung und Familie (BMBF) im
Metall- und Technologiezentrum. Zweck der Begegnung: Nach-
dem das Bildungsinstitut, das Ministerium und die HwK Koblenz
bereits in der Vergangenheit in verschiedenen Projekten erfolg-
reich zusammengearbeitet hatten, wollten sich die Gäste aus Bonn
diesmal über die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU)
in den Werkstätten der Koblenzer Kammer informieren.
Lob für HwK-Ausbildungsengagement
Arbeit überzeugt
diese bereitswährend ihrer Leh-
re kennen lernten, dann kann
das für unseren Betrieb nur gut
sein“, erklärt er.
Lieber Geselle oder
Hilfsarbeiter werden?
Was die Zukunft der von ihm
ausgebildeten Handwerker be-
trifft, so lautet Weißenfels’ De-
vise: „Wer gut ist, kann auch
bleiben.“Der 21-jährigeMetall-
bauer Peter Rull etwa legte erst
vor wenigen Monaten die Ge-
sellenprüfung ab und ist bei
Weißenfels nun nicht mehr als
Lehrling, sondern als Geselle
mit deutlich besserem Einkom-
men angestellt. Seine konstant
guten Leistungen machten es
dem Meister einfach, ihn nach
der Lehre in seinem Betrieb
weiterzubeschäftigen.
„Als Meister erwarte ich ein-
fach, dass sich unsere Lehrlinge
bei der Arbeit anstrengen“, be-
tontWeißenfels.Undwenndoch
mal ein angehenderMetallbauer
darunter ist, der nicht richtig
mitzieht, so hilft oft ein klären-
des Gespräch. „Willst du dein
Geld später einmal als Geselle
oder als Hilfsarbeiter verdie-
nen?, frage ich den betreffen-
den Lehrling dann.“ Die Ant-
wort war bislang immer diesel-
be: Alle haben sich für eine
Zukunft als Geselle entschie-
den. Und sich anschließend
dementsprechend ins Zeug ge-
legt.
Weiterbildung
Betriebsassistent
Info-Tel.: 0261/398-113
Meister Matthias Weißenfels zeigt seinen Lehrlin-
gen, wie sie die Fensterelemente für den Bau ei-
nes neuen Wintergartens zuschneiden müssen.
Dominic Eiden (links) ist im ersten, Andrea Heil-
mann (rechts) im zweiten und René Schütz im drit-
ten Lehrjahr bei der Weißenfels GmbH. Das ge-
meinsame Ziel: ein guter Metallbauer werden.
I
nfos
Lehrlinge, die bereits nach
ihrer Ausbildungszeit die
betriebswirtschaftlichen,
rechtlichen und pädagogi-
schen Teile III und IV der
Meisterprüfung in der Ta-
sche haben wollen, sollten
sich für den Kurs „Betriebs-
assistent im Handwerk“ an-
melden. Gelernt wird immer
samstags, der Einstieg ist je-
derzeit möglich.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Ausbildungsberatung:
E-Mail:
„ÜLU-Besuch“ bei der HwK: Mitarbeiter des
Bundesbildungsministeriums informierten sich
über Ausbildungschancen im Handwerk.
Dass dort und in anderen Qualifizierungsmaßnahmen der HwK
auch so genannte „Problemfälle“ eine Chance bekommen, erfreu-
te die Gäste besonders. Vor allem berufliche Förderprogramme
wie „EQJ“ (Einstiegsqualifizierung für Jugendliche), die Initiati-
ve „Chancengarantie“ oder die HwK-Ausbildungskampagne be-
zeichneten BIBB-Mitarbeiter als „beispielhaft“. Bernd Hammes,
Leiter der Pädagogischen Anlaufstelle der HwK Koblenz, hatte
verschiedene Maßnahmen der Kammer zur Förderung junger
Lehrstellensuchenden zuvor vorgestellt. Hammes: „70 Prozent
der jungen Leute, die nach der Schule zunächst leer ausgegangen
waren, dann aber im Rahmen von EQJ ein Berufsvorbereitungs-
jahr absolvierten, fanden anschließend einen Ausbildungsplatz.“
In weiteren Kurzvorträgen stellten HwK-Geschäftsführerin Bar-
bara Koch, der Leiter des Metall- und Technologiezentrums, Dr.
Friedhelm Fischer, der Leiter des Bauzentrums, Hans-Ulrich
Brink und weitere HwK-Mitarbeiter die vielfältigen Projekte und
Einrichtungen der Koblenzer Kammer vor. Dabei im besonderen
Fokus der Besucher: Das neue Kompetenzzentrum für Gestal-
tung, Fertigung und Kommunikation, das amMontag, 6. Novem-
ber, eingeweiht wird. „Ohne die großzügige Förderung von Seiten
des BIBB und des Bildungsministeriums“, hob Wilbert in Gegen-
wart der Kammergäste noch einmal hervor, „hätten wir dieses
Projekt niemals stemmen können.“ Insgesamt sechs Millionen
Euro, das sind rund 50 Prozent der Gesamtkosten, hat der Bund für
den Bau des Kompetenzzentrums zur Verfügung gestellt.
... zur Lehre bei der HwK-Ausbil-
dungsberatung, Tel.: 0261/ 398-323
Gegr. 1987 Wintergärten, Fenster, Türen 10 Mitarbeiter, 4
Lehrl. Tel.: 06781/ 22461
Steckbrief: Weißenfels GmbH, Neuwied
