Handwerk Special Nr. 130 vom 30. Mai 2009 - page 21

Traditionsreiches Kfz-Handwerk: Von Blechrollern und Goggos
Nr. 130
30. Mai 2009
PS im Blut
„Mit 15 Jahren habe ich mir den ersten Motorroller ge-
kauft. Seitdem bin ich fasziniert vom Benzingeruch
und dem unbeschreiblichen Freiheitsfahrgefühl auf
zwei Rädern“, so Andreas Wrobel aus Koblenz.
Der gelernte Industriemechaniker hat im ver-
gangenen Jahr seine Werkstatt „worb5 scooter-
parts“ in der Rhein-Mosel-Stadt eröffnet und
sich auf Instandhaltung und Reparatur von
Motorrollern aus Blech spezialisiert. Start
seiner Geschäftsidee war bereits 2001. Da
dienten allerdings noch die Keller-
räume im Elternhaus als Werkstatt.
Heute steht eine große Anzahl von
Motorrollern in den mit modernen
Mess- und Prüfgeräten ausgestat-
teten Werkräumen und warten auf
Reparatur oder Umbau.
Die Roller der Marken Vespa und Lambretta, in den 50er bis
90er Jahren von einem italienischen Hersteller auf der ganzen
Welt vertriebenen Fahrzeuge, sind inzwischen echte Oldtimer.
Hier fand der 38-Jährige eine Marktlücke und machte sein
Hobby zum Haupterwerb. „Es gibt zahlreiche Freaks, die ihren
Motorroller reparieren lassen möchten oder auf der Suche nach
Ersatzteilen sind“, weiß Wrobel. „Wir realisieren in unserer
Werkstatt auch Sonderwünsche“, betont er. Wrobel verweist
beispielsweise auf den Umbau eines Lenkers zur Aufnahme
einer Handbremspumpe oder diverse Schweißarbeiten. „Wider
vielem Geschwätz lässt sich so gut wie alles schweißen“, sagt
er und nennt unter anderem Lenker, Lenkerunterteile, Zylin-
derköpfe oder Motorgehäuse. An die 6.000 Kunden nutzen den
Service von „worb5 scooterparts“. „Erst vor kurzem haben wir
einen Motor in die USA verschickt“, erzählt der Firmenchef.
„Natürlich sind wir auch Ansprechpartner für Kunden, die ihren
Motorroller moderner Bauart instand gesetzt haben möchten. Die
Verkleidung besteht dann aus Plaste statt aus Blech“, erklärt er
den Unterschied.
„Es gibt viel zu tun“, freut sich Wrobel. Bei der Handwerks-
kammer Koblenz hat er den Ausbildereignungsschein erworben
und bildet einen Lehrling zum Zweiradmechaniker (Motorrad-
technik) aus. „Ich möchte eigenen Nachwuchs heranbilden, der
das ‚Stück Freiheit’ in unserem Beruf lebt, also mit Herzblut
dabei ist“, begründet er seine Entscheidung auszubilden. Für sich
und sein Team kann er das in Anspruch nehmen. In seiner Frei-
zeit nimmt er aktiv an der Deutschen Blechrollermeisterschaft
(DBM) teil. Die Renndistanz von einer Viertelmeile gewann er
2008 im Sprint auf seiner
Lambretta Li 150. Seine
Kollegen sind auf
Rundstreckenkursen
unterwegs.
Pfingsten startet die
nächste
DBM-Veranstal-
tung am Bodensee.
A.Wrobel setzt auf „Nostalgie ausBlech “
Als die Goggos anrollten
„Ich sehe immer noch
die Transporter mit den
Goggos hier ankommen,
zwölf Stück, sechs oben,
sechs unten, die standen
dann bei uns auf dem
Hof und waren meist
binnen kurzem verkauft.“
EinbisschenNostalgie schwingt
mit, wenn Kfz-Meister Hans
Schüßler sich an die Anfangs-
zeitendesvonseinemVaterWilli
1949 gegründeten Betriebes
erinnert.
Begonnen hatte alles unter
schwierigsten Bedingungen
zunächst mit Motorrädern.
„Überall herrschte Knappheit
an Material, da waren hand-
werkliches Können und Impro-
visationstalent doppelt gefragt,
wennman fehlende oder defekte
Teileselbernachbauenodereben
irgendwie ersetzen musste“, er-
klärt der 68-Jährige. Der mobile
Fortschritt ließ sich trotzdem
nicht aufhaltenundnahmbei den
Schüßlers, die mittlerweile von
Auto Schüßler startete damals in den mobilen Fortschritt
Steckbrief: Auto Schüßler, Simmertal
Gegr. 1949 | 4 Mitarbeiter, (2 Meister) | Wartung, Reparaturen,
TÜV, Unfallinstandsetzung | Tel.: 06754/ 259
Steckbrief: worb5 scooterparts, Koblenz
Gegr. 2008 | 10 Mitarbeiter, (1 Lehrling) | Instandsetzung, Repara-
tur von Motorrollern | Tel.: 0261/ 9639782 |
der Garage an ihren
jetzigen Standort an
der B 41, in die
Binger Stra-
ßeinSim-
m e r t a l
umgezo-
gen wa-
ren, mit den
„Goggos“ sei-
nenLauf.Diewa-
ren1954 auf der
Internationalen
Fahrrad- und
Motorrad-
messe erst-
mals vor-
g e s t e l l t
w o r d e n
und wur-
d e n a b
1955 se-
rienmäßig
produziert.
Inderfürrund
3.500 Mark zu
habenden,biszu90Stundenkilo-
meterschnellenBasisversionmit
250KubikzentimeternHubraum
durften sie auch mit Motorrad-
führerschein gefahren werden.
„DaswarfürdieKundenwichtig,
die meisten hatten noch keinen
Autoführerschein.“
Kleinwagen.Die sindauchheute
im Autohaus Schüßler, das seit
1965 Renault Service Betrieb
ist, wieder ein großes Thema.
DieAbwrackprämie,meintHans
Schüßler, der 1955 bei seinem
Vater lernte und 1963 seinen
Meister machte, habe sich schon
recht positiv ausgewirkt, „aber
was die Kunden gekauft haben,
waren schon fast ausschließlich
eher preiswerte Fahrzeuge“.
Das sei jetzt erst einmal für die
nächsten Jahre erledigt; in der
WerkstattwerdesichderWegfall
der älterenFahrzeuge gleichfalls
noch bemerkbar machen.
Wie geht es nach den 60 Jahren
weiter? Sein Sohn Frankmöchte
den Betrieb übernehmen, „aber
ich weiß momentan gar nicht,
ob ich ihm das unbedingt raten
würde“. Denn einfach sei die Si-
tuation imKfz-Bereich wirklich
nicht. „Für mich war es immer
selbstverständlich, zwölf Stun-
den am Tag zu arbeiten und nur
wenig Urlaub zu machen - aber
das muss sich auch auszahlen.“
Andreas Wrobel an seiner Lambretta Li
150, mit der er an den Deutschen Blech-
rollermeisterschaften teilnimmt.
Ein
Lambretta-
Oldtimer.
Das Autohaus von Hans
Schüßler kann auf eine 60-jäh-
rige Betriebsgeschichte
zurückblicken.
HwK-Besuch beim Zentrum Innere Führung in Koblenz
Zusammen mit den HwK-
Führungskräften besuchte
Hauptgeschäftsführer
Alexander Baden (M.) vor
kurzem das Zentrum Innere
Führung der Bundeswehr in
Koblenz. Begleitet wurde
die Delegation von Hans-
Joachim Benner, Leiter des
Beratungszentrums Bundes-
wehr-Wirtschaft. Bei dem
Zusammentreffen mit dem
Kommandeur, Brigadegene-
ral Alois Bach (r.), betonten beide Seiten die Wichtigkeit der Verbindung zwischen Handwerk und
Bundeswehr für die Weiterqualifizierung von ausscheidenden Bundeswehrsoldaten und deren Ein-
stieg in die zivile Arbeitswelt. Auch in Zukunft soll die Verbindung und gegenseitige Ergänzung von
militärischen und zivilen Ausbildungsgängen weiter vertieft werden. – Infos beim Beratungszentrum
Bundeswehr-Wirtschaft, Tel.: 0261/ 398-127, Fax: -934, E-Mail:
1...,10,11,12-13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24
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