Handwerk Special Nr. 147 vom 12. März 2011 - page 9

Moderne Metallgestaltung schafft einzigartige Lösungen
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Nr. 147
12. März 2011
Kreatives Design trifft auf Gegebenheiten
„Ich lasse mich auf die
Kunden ein und entwerfe
für sie Balkone, Geländer
und Tore, die eine Symbi-
ose eingehen mit vorhan-
denen Gegebenheiten“,
betont Metallgestalter und
Kunstschmied Thomas
Schneider aus Seibers-
bach bei Rheinböllen.
Der 50-Jährige ist Geschäfts-
führer der Schneider GmbH und
hat sich auf die Herstellung von
Produkten aus Metall speziali-
siert, die „den Zeitgeist treffen
unddochzeitlos“ sind. „Ich laufe
keinem Trend nach, berück-
sichtige aber Veränderungen in
Stilfragen. Ich beobachte, wie
sich die Natur oder Strömungen
in der Architektur entwickeln
und nutze dies dann für meine
Arbeit“, erklärt der Schmiede-
und Schlossermeister.
Platz im „MetallDesign
international“
Der Erfolg gibt seiner Philoso-
phie recht. Das belegt unter an-
derem die Aufnahme der Firma
in das Jahrbuch „MetallDesign
international“ 2011. Die Jahrbü-
cher aus demVerlag Hephaistos
gehören zur weltweit umfang-
reichsten und unvergleichlichen
Bibliothek zeitgemäßer Metall-
gestaltung. Abgebildet ist unter
anderemeinBalkon, der an einer
Trag­skulpturhängt,diekurzüber
derHausnummeraneinemPunkt
mit der Betondecke über der Ga-
rage befestigt ist. Das diagonale
Tragband leitet das Gewicht
ab. „Mit der Statik war ich acht
Wochen befasst“, so Schneider.
„Vom Kunstschmieden klas-
sischer Prägung, in dem er groß
geworden ist, hat sich Thomas
Schneider in den zurücklie-
genden 15 Jahren immer weiter
entfernt, seine kreative Stärke
liegt vor allem in individuell ge-
stalteten Objekten, die in dieser
Art nirgendwo von der Stange
zu bekommen sind. Gestaltung
mit System – das ist Programm
inder SeibersbacherWerkstatt“,
heißt es im Jahrbuch .
Schneiders Offenheit für Neues,
die sich in der Gestaltung
seiner einzigartigen Arbeiten
widerspiegelt, wurde weltweit
honoriert. So gewann er 1990
Preisgekürter Metallgestalter aus Seibersbach verwirklicht innovative Ideen aus Metall an Häuserwänden
Steckbrief: Schneider GmbH, Seibersbach
Gegr.im19.Jh. | 5Mitarb.(1Meister,1Lehrl.) | Metallgestaltung,Bal-
kone,Geländer | Tel.:06724/3606 |
Meister!
Von Österreich nach Koblenz
Keramikermeis­
terin Elisabeth Mi-
nichbauer aus dem
österreichschen
Stockerau bei Wien
müsste 840 Fahr-
kilometer auf sich
nehmen, um ihren
Meisterbrief per-
sönlich in Empfang
zu nehmen. Ihr
Weg gehört damit
zu den weitesten.
Foto: privat
I
nfos
Die 38-Jährige
Mutter einer
zwei Jahre
jungen Toch-
ter sieht den
deutschen Meis­terbrief als Qualitätssiegel und als
soliden Startpunkt für ihre selbstständige Arbeit als
Baukeramikerin. „In Österreich gibt es keine adä-
quate Ausbildung“, so Elisabeth Minichbauer, die an
der Staatlichen Fachschule für Keramikgestaltung in
Höhr-Grenzhausen die Qualifikation zum Keramikge-
stalter erwarb.
„Der erfolgreiche Abschluss an der Fachschule bein-
haltet die Teile zwei bis vier – Fachtheorie, Betriebs-
wirtschaft, Recht, kaufmännische Grundlagen sowie
Berufs- und Arbeitspädagogik – der Meisterprüfung
im Keramikerhandwerk. Lediglich der Teil eins, die
Fachpraxis, muss danach noch außerhalb des Fach-
schulunterrichts abgelegt werden“, erklärt sie ihren
beruflichen Werdegang. Elisabeth Minichbauer hat
diesen wahrhaft meisterlich im Sinne des Wortes ab-
gelegt. Sie schloss als Beste in ihrem Handwerk ab!
... zu den Meisterkursen, Tel.: 0261/ 398-415,
E-Mail:
beim Internationalen Kunst-
schmiedetreffen in der Tsche-
chischen Republik den ersten
Preis. 1985 durfte er als einer
vonvierdeutschenSchmiedenan
einer Weiterbildung in Venedig
im „Europäischen Zentrum für
Berufe in der Denkmalpflege“
teilnehmen. Maßgeblich beein-
flusste seine Arbeit der Kontakt
zu dem 2008 verstorbenen
Professor Alfred Habermann,
einemderwohleinflussreichsten
Kunstschmiedemeister des 20.
Jahrhunderts. „Er hat in mir das
Feuer für moderne Metallge-
staltung geweckt“, erinnert sich
Schneider. Dieses Feuer glüht,
seiner Leidenschaft, Unikate zu
schaffen, ist er treu geblieben.
„Ich schaue mir im Beisein des
Kunden das Haus an, bevor ich
für ihn eine plastische Zeich-
nung, beispielsweise des neuen
Balkons, entwerfe. Ist der Auf-
traggeber einverstanden, wird
das Produkt in der Firmenwerk-
statt angefertigt und mit einer
hochmodernenelektrostatischen
Anlage lackiert“, erklärt der
Metallgestalter. Dabei entste-
hen Spezialbeschichtungen mit
eigens für den Kunden kreierten
Farbnuancen.Charakteristisches
Merkmal der Seibersbacher
Werkstatt ist der Einsatz von
Stahlträgern. „Ich arbeite gern
dreidimensional. In den U- und
T-Profilen zeigt sich eine Licht-
und Schattenwirkung.“
Die Kunden von Aschaffenburg
bisDarmstadtundLudwigshafen
trifft er auf Messen oder lernt sie
durchMund-zu-Mund-Werbung
kennen. Dabei stellt er einwach-
sendes Qualitätsbewusstsein
fest. „Die Konsumenten gehen
den Weg vom Baumarkt zum
Handwerker“, freut er sich.
Der Apfel
fällt ...
... nicht weit vom Stamm:
Sohn Fabian macht derzeit eine
Lehre beim Vater. Bei Praktika
schnuppert er auch in anderen
Betrieben und will nach der
Lehre auf die Walz gehen, um
nicht betriebsblind zu werden.
Auch hier gleicht er seinem Va-
ter, der sich ebenfalls in anderen
Ländern Anregungen für seine
Arbeit holt.
Für Metallbauer beginnt am
14. Juni ein Vollzeit-Meis­
terkurs in Koblenz. Der
Unterricht findet montags
bis freitags von 8 bis 15.30
Uhr statt. Der Kurs umfasst
insgesamt 620 Unterrichts-
stunden à 45 Minuten.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
E-Mail:
Meisterkurs
Metallbauer
Info-Tel.: 0261/ 398-415
Foto: privat
Metallgestalter und Schmiedemeister
Thomas Schneider entwirft individu-
elle Objekte, die er kreativ den jewei-
ligen Gegebenheiten des späteren
Einsatzortes anpasst.
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