Handwerk Special Nr. 152 vom 3. September 2011 - page 21

Ausbildung: Ulrich Bomm erklärt, worauf es
bei der Fachwerkrestaurierung ankommt.
Foto: privat
Generationen: Werner und Ulrich Bomm (v.l.)
unter dem Gewölbe der Bendorfer Kirche.
Foto: privat
Akzente: Die Innenraumgestaltung mit Far-
be und Formen schafft Atmosphäre.
Foto: privat
Farbige und Farbe gebende Tradition in Meisterhand
21
Nr. 152
3. September 2011
Blick für alte Bauwerke geschärft – Sechs Zimmerer sind jetzt auch Restauratoren im Handwerk
„Ich würde den Kurs jederzeit wieder machen“, so
Zimmerermeister Jürgen Schmitt aus Dünfus. „Ich
habe viel dazugelernt und auch meinen Blick für
das alte Bauwerk geschärft. Es sind Werte, die uns
verloren gehen und die wir nur mit dem nötigen
Fachwissen und entsprechender Sensibilisierung
erhalten können. Ich sehe die Fortbildung als wich-
tigen Baustein zur Qualitätssicherung.“
Schmitt gehört zu den sechs Zimmerern, die erstmalig in
Rheinland-Pfalz bei der HwK Koblenz ihre Prüfung zum
Restaurator im Zimmererhandwerk erfolgreich abgelegt
haben. Die Qualifikation zählt zu einer der höchsten, die
man nach der Meisterprüfung auf der handwerklichen
Ebene erreichen kann. In neun Monaten erwarben die
Zimmerermeister in Theorie und Praxis das nötige Wis-
sen, um sich als fachkundige Partner der Denkmalpflege
und bei der Sanierung von Altbauten zu qualifizieren.
Die erfolgreich bestandene Prüfung zum Restaurator im
mit historisch wertvoller Bau-
substanz behandelt. Eine kleine
Fachwerkscheune in Herrstein
dientealsÜbungsbaustelle.Von
derSchadenskartierungüberdie
Maßnahmenplanungbis hinzur
statischen Sicherung und der
DurchführungvonReparaturen
konnte der Lehrstoff dort pra-
xisnah vermittelt werden.
Der nächste Kurs startet
am 1. Dezember, umfasst
in Teilzeit 420 Unterrichts-
stunden und findet alle zwei
Wochen von Donnerstag bis Samstag statt. – Infor-
mationen und Anmeldung beim HwK-Zentrum für Res­
taurierung und Denkmalpflege Herrstein, Tel.: 06785/
9731-761, Fax: -769, E-Mail:
Name Bomm: eine Marke
„Der Name Bomm ist ein Markenname und
deshalb ist es unser Anspruch, immer ein
Stück besser zu sein als die Mitbewerber“,
sagt Maler- und Lackierermeister Ulrich
Bomm, Geschäftsführer der Bomm Maler-
werkstätten in Weitersburg. Und er sagt
es selbstbewusst und nicht ohne Stolz. Zu
Recht, denn die Malerwerkstätten Bomm
feiern in diesem Jahr ihr 125-jähriges Fir-
menjubiläum.
125 Jahre Spitze im Maler- und Lackiererhandwerk
Steckbrief: Bomm GmbH, Weitersburg
Gegr.1886 | 20Mitarb.(1Meister,4Lehrl.) | Komplett-Service,Fassa-
den-Check, Designstudio | Tel.: 02622/ 12050 |
dies eine glückhafte Symbiose
aus Verstand, Herz und Hand
ist, die man beim Streben nach
Vollkommenheitgleichermaßen
einsetzen muss.
Ehrenamtliches Engagement
zählt dazu. So arbeitet auch
Ulrich Bomm wie sein Vater,
Maler- und Lackierermeister
Werner Bomm, der 2011 mit
dem Goldenen Meisterbrief
geehrt wurde, in zahlreichen
Gremien mit. Sei es als Mitglied
der Vollversammlung der HwK
Koblenz, als Vorstandsmitglied
derMaler-undLackierer-Innung
Mittelrhein-Mosel-Eifel oder
im sozialpolitischen Ausschuss
des Landesinnungsverbands.
„Ich kann etwas bewegen und
bekomme Informationen aus
erster Hand.“
1886 fiel der Startschuss
für den Malerbetrieb
„Gott schütze das ehrbareHand-
werk!“, ist für den Firmenchef
alles andere als eine Plattitüde.
Ehrbarkeit, Ehrlichkeit, Liebe
zum Beruf, Vorbildwirkung
des Handwerksmeisters. Diese
Philosophie lebt Bomm. Sie ist
ihm vererbt vom Urgroßvater,
Großvater und Vater. „Wir
Handwerker müssen uns auf
unsere Werte besinnen“, sagt
er ganz ohne Pathos. „Mein
Urgroßvater Theodor hat den
Lauf durch die Geschichte 1886
begonnen. Er gehörte zu den Er-
sten, die Bodenlegearbeiten mit
dem aufkommenden Werkstoff
Linoleumausführten.1927über-
nahm mein Großvater Josef den
Betrieb. SeinMottohieß:Decke,
Wand und Boden gehören dem
Maler und so bot er den Kunden
Service aus einer Hand. Das
bedeutete nicht nur Vorteile für
den Kunden, sondern auch eine
von der Saison unabhängige
durchgängigeBeschäftigung für
seineMitarbeiter. Silvester 1944
wurden Betrieb und Wohnung
durch Kriegseinwirkungen zer-
stört.MeinVaterwuchsmit dem
Wiederaufbau in den elterlichen
Betrieb hinein, machte dort die
Lehre und erwarb seinen Mei-
sterbrief.AlsRestaurator imMa-
ler- und Lackiererhandwerk er-
weiterte er die Dienstleistungen
der Firma um den Bereich der
Denkmalpflege“, gibt Ulrich
Bomm einen Rückblick.
Kein Wunsch
bleibt offen
Renovierung von Büro-, Ge-
schäfts- oder Gasträumen? Ge-
staltungvonFassaden, Verlegen
von Fußböden, Unterbodens-
anierung oder Bautenschutz?
Für das Unternehmen Bomm
kein Problem! „Wir rücken zu
Bomm ist überzeugt, dass man
„Spitzenleistungen im Hand-
werk“ und einen „guten Namen
für dasUnternehmen“ erarbeiten
muss. „Um einen Spitzenplatz
behaupten zu können, kann man
sich nicht auf dem Erreichten
ausruhen und nicht nur die
Früchte ernten, die die Gene-
rationen davor gesät haben“,
betont der 41-Jährige. Er führt
den Traditionsbetrieb seit 2000
in der vierten Generation.
Symbiose aus Herz
– Hand – Verstand
Weitergegeben in der Familie
Bomm wurden die hohen Qua-
litätsmaßstäbe. Weitergegeben
vomVater auf den Sohn wurden
aber auch die Erfahrungen, die
Überzeugung, dass es nichts
Schöneres gibt, als Handwerker
zu sein und das Wissen, das
jeder Tages- oder Nachtzeit
sowie amWochenende undnach
Geschäftsschluss ein, räumen
alles aus, entfernen Altes und
ersetzen es durch stimmige
Neulösungen“, erklärt der Ge-
schäftsführer.
Aktuell werden 8.500 Quadrat-
meter Fußbodenbelag im neuen
Bettenhaus des Marienhaus Kli-
nikums St. Elisabeth Neuwied
verlegt. 8.000 Quadratmeter
warenes imneuen Justizzentrum
Koblenz. Zum Vergleich: Ein
Fußballfeld ist 5.000 Quadrat-
meter groß.
Kunden im Umkreis von 100
Kilometern gehören zu denAuf-
traggebern. „Durch den Service
aus einer Hand haben wir uns
einen guten Ruf erarbeitet“,
freut sich Bomm. „Alles funk-
tioniert nur im harmonischem
Miteinander, im Team“, lobt er
seine 20 Mitarbeiter. Für deren
Weiterbildung und die Gesund-
heit wird ständig etwas getan, so
in neuen Arbeitstechniken und
-materialien oder in Kursen zu
Gesundheitsfragen und zur Ver-
meidungvonkörperlichenÜber-
beanspruchungen. Dies wurde
durch das LandRheinland-Pfalz
2006 mit einer Auszeichnung
für vorbildlichen Betriebs- und
Gesundheitsschutz honoriert.
Handwerk zeichnet den Meister
als hochqualifiziertenFachmann
aus, der den Bauherren bei der
individuellen Suche nach trag-
fähigenKompromissenzwischen
Anforderungen an den Bestand
und gewünschten Nutzungsan-
sprüchen zu unterstützen.
In einem Zeitraum von neun
Monaten sind die Teilnehmer
aus Rheinland-Pfalz und Hes-
sen alle zwei Wochen nach
Herrstein gekommen, um sich
von ausgewiesenen Dozenten
in die Fertigkeiten der denkmalgerechten Instandhaltung
historischer Fachwerkgefüge einweisen zu lassen. Neben
dempraktischenUnterrichtwurden inTheoriemodulen auch
ethischeundbetriebswirtschaftlicheAspektefürdenUmgang
Die Sicherung komplizierter Knoten-
punkte – auch unter Einsatz moderner
Geräte – gehört zu den Standardauf­
gaben eines Restaurators.
1...,10,11,12-13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24
Powered by FlippingBook