Handwerk Special Nr. 159 vom 28. April 2012 - page 3

Konjunktur & Meisterbrief / 30 Jahre HwK-Zentrum Bad Kreuznach
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Nr. 159
28. April 2012
Handwerk gut aufgestellt
Die Beurteilung der Ge-
schäftslage im Handwerk
des nördlichen Rhein-
land-Pfalz fällt für das
erste Quartal 2012 weiter
positiv aus. Die Konjunk-
tur zeigt sich stabil auf
hohem Niveau. Das Hand-
werk unterstreicht damit
weiter die Beständigkeit
der wirtschaftlichen Sta-
bilität in Deutschland.
Aktueller Konjunkturbericht: Lage auf hohem Niveau stabil
Nachgefragt
zu Meisterbrief & Konjunktur
Über600JungmeisterinnenundJungmeis­
ter erhalten morgen ihre Meisterbriefe im
RahmenderHwK-Meisterfeierundschlie­
ßen damit einen wichtigen persönlichen
und beruflichen Entwicklungsprozess ab.
Viele haben bereits ein Unternehmen ge­
gründet oder übernommen, andere planen
dies für die nächste Zeit – das in Zeiten
einer stabil günstigen Konjunkturlage. Im
Interview geht HwK-Präsident Werner
Wittlich auf die jüngsteMeistergeneration
ein wie auch auf die aktuelle Wirtschafts­
lage im Handwerk.
Herr Wittlich, die Wirtschafts­
lage im Handwerk ist sehr gut – eine Steilvorlage für
Jungmeister auf dem Weg zum Unternehmer?
Die Rahmenbedingungen stimmen und natürlich motiviert ein
solches positives Umfeld in der Frage einer Unternehmensgrün­
dung. Doch weder die gute Wirtschaftslage noch die Chancen,
die sich mit dem Meisterbrief für die junge Meistergeneration
verbinden, sind uns zugeflogen. Dahinter steckt harte Arbeit und
wir wissen, dass auch in konjunkturell angespannten Zeiten das
Handwerk ein stabiler Wirtschaftsfaktor ist und der Meisterbrief
nicht nur in Schönwetterperioden eine solide Grundlage für
erfolgreiches Unternehmertum bietet. Das macht die Gründung
eines Handwerksbetriebes zusätzlich interessant.
602 Meisterbriefe werden morgen vergeben. Wie ist diese
Zahl einzuordnen?
WirbewegenunsdamitaufeinemhohenNiveau.Dochnichtnurdie
Zahl der Absolventen ist beeindruckend. Jeder dritte Jungmeister
führt bereits einen Betrieb oder plant dies für die nächste Zukunft.
DieserWert ist imVergleich zumVorjahrmassiv gestiegen. Auch
die Meister in Anstellung weisen Zahlen vor, die beeindrucken:
57 Prozent von ihnen haben bereits Verträge als Meister unter­
schrieben. Die Nachfrage nach Fachkräften ist bekanntermaßen
hoch und Handwerker mit Meisterbrief sind begehrt.
Gibt es den „typischen“ Jungmeister?
Nein. 602 Meisterbriefe bedeuten 602 individuelle Erfolgsge­
schichten. Der jüngste Absolvent – eine Frau – ist 19, der älteste
53. Insgesamt erkennen wir einen Trend, den Meisterbrief sehr
früh in der beruflichen Entwicklung abzulegen. Auch der Anteil
der Handwerkerinnen steigt – und das ganz ohne Quotenregelung
odergesetzlicheVorgaben.FrauerkenntdieChancenimHandwerk
und nutzt diese konsequent. Jeder sechste Meisterbrief wurde
durch eineHandwerkerin abgelegt,was für die „Wirtschaftsmacht
von nebenan“ spricht.
Der Meisterbrief hat Tradition und offenbar nichts an
Attrakti­vität verloren. Woraus resultiert das starke Interes­
se der jungen Handwerker?
Die überzeugendsteAntwort gebendie 602 Jungmeisterinnenund
Jungmeister des Jahrganges 2011 selbst, die viel Zeit, Energie
und auch Geld in dieMeistervorbereitung investiert haben. Wenn
man sich mit ihnen unterhält – und einige berichten ja auch in
dieser Ausgabe über ihre Erfahrungen und Motive – stellt sich
schnell heraus: Die Inhalte der Meistervorbereitung in Theorie
und Praxis orientieren sich an den aktuellen Herausforderungen
der Wirtschaft und bereiten beispielsweise auch auf künftige
technische Entwicklungen vor. Der Meisterbrief bietet also beste
Voraussetzungen für eine erfolgreicheZukunft imHandwerk – ob
nun als Selbstständiger oder Angestellter. Mit ihm verbindet sich
einhohesNiveau inderArbeitsausführungwie auch inAusbildung
oder Personalführung. Und er bietet auch die Möglichkeit eines
Hochschulzuganges. LautDeutschemQualitätsrahmenDQRwird
der Meisterbrief zukünftig auf einer Stufe mit dem Abschluss
eines Bachelorstudiums stehen. Zusammenfassend lässt sich
also feststellen: Der Meisterbrief kann nicht nur auf eine lange
Tradition verweisen – ihm gehört auch die Zukunft!
30 Jahre HwK-Berufsbildungszentrum Bad Kreuznach
Die regionale Nähe zum Handwerk, eine moderne, praxisorien­
tierte Aus- und Weiterbildung, Beratungsleistungen für das
Handwerk vor Ort – das spiegelt sich in der dezentralen Aus-
richtung der Handwerkskammer Koblenz mit ihren Einrich-
tungen in der Fläche wider. Eine Ausrichtung, die vor über 30
Jahren begann und für die auch das HwK-Berufsbildungszen-
trum in Bad Kreuznach steht, das im Mai 1982 eröffnet wurde.
Exakt 76.003 Teilnehmer von
Schulungsmaßnahmen hat
das HwK-Zentrum mit seinen
heute 22 Mitarbeitern seitdem
gezählt, darunter etwa 25.000
Lehrlinge aus der Nahe-Re­
gion, die hier im Rahmen der
Überbetrieblichen Lehrlingsun­
terweisungquasi vor derHaustür
einen Teil ihrer Ausbildung
absolvieren konnten. Ein Drittel
der Fortbildungsteilnehmer ha­
Foto: P!ELmedia
HwK-Präsident
Werner Wittlich
Auch die Erwartungen für das
nächste Quartal sind im Kam­
merbezirk positiv – so lässt sich
dieaktuelleBefragungderHand­
werkskammer (HwK) Koblenz
unter2.800Handwerksbetrieben
zusammenfassen.
Nach der aktuellen Frühjahrsbe­
fragung schätzen 83 Prozent der
Betriebsinhaber ihre Geschäfts­
lage als gut oder befriedigend
ein, im Vorjahr waren es 82
Prozent. „Wir freuen uns über
diese Ergebnisse, wohl wis­
send, dass wir zukünftig großen
Herausforderungen gegenüber­
stehen, sei es im Bereich der
Sicherung der Nachwuchskräfte
für das Handwerk, demWandel
in der Energiepolitik oder der
weiterhin angespannten euro­
päischen Schuldensituation.
Daher ruhen wir uns nicht auf
Vergangenheitsergebnissenaus,
sondern stellen das Handwerk
für die Zukunft innovativ und
zukunftsfähigauf“,stellenHwK-
Präsident Werner Wittlich und
HauptgeschäftsführerAlexander
Baden fest.DieHandwerkskam­
mer steht den Unternehmen mit
ihrenLeistungen inBildung, Be­
ratung und Service zur Seite und
stellt sich gemeinsam mit ihnen
diesen Zukunftsaufgaben.
Die Ergebnisse der Konjunktu­
rumfrage im Handwerk zeigen
zufriedenstellendeWerte einzel­
ner Konjunkturindikatoren wie
Auftragsbestand, Betriebsaus­
lastungundUmsatzentwicklung.
Dagegen sind Investitionstätig­
keitundBeschäftigungsentwick­
lung leicht rückläufig.
In den einzelnen Branchen
schwankt die positive Beur­
teilung der Geschäftslage im
Frühjahr 2012 in einer Band­
breite von 68 bis 91 Prozent.
Bei denAusbauhandwerkenwie
Tischler,Maler,Installateureund
Heizungsbauer, Elektrotech­
niker oder Fliesenleger geben
91 Prozent (Vorjahreswerte in
Klammern: 84%) eine gute oder
zufriedenstellende Geschäftsla­
ge an.Dies ist aktuell der höchste
Wert im Handwerk.
Von den Betrieben personen­
bezogener Dienstleistungen
wie Friseure, Fotografen oder
Schneider melden 71 Prozent
(76 %) eine gute oder zufrie­
denstellendeGeschäftslage.Von
denBefragten derNahrungsmit­
telhandwerke melden dies nur
68 Prozent (76 %). „Mit dem
vor der Vollendung stehenden
Zentrum für Ernährung und
Gesundheit greifen wir europa­
weit einmalige Entwicklungen
und Möglichkeiten in diesen
Bereichen auf. Damit setzen wir
Impulse für die Nahrungs- und
Gesundheitshandwerke, die sie
unternehmerischvoranbringen“,
zeigt sich die HwK-Spitze
überzeugt.
Der ausfühliche Konjunktur-
bericht ist online nachzulesen
unter
ben etwa 40 Seminare, Kurse
undLehrgängeindividuelloder
geschlossen als Firmenschu­
lung belegt.
Zu den Teilnehmern der Fort-,
Weiter- und Berufsbildungs­
maßnahmen zählen beispiels­
weise Schüler und Ganztags­
schüler imRahmenderBerufs­
orientierung,Arbeitssuchende,
die durch Praxiskurse in Bau,
Holz, Metall oder Schweißen
ihreChancenamMarktverbes­
sernmöchten, Zeitsoldaten, die
sich auf den (Wieder-)Eintritt
in das Zivilberufsleben vorbe­
reiten, Metallfachkräfte, die
eineEURO-Schweißerprüfung
benötigen, Gesellen, die sich
auf die Meisterprüfung im
Handwerk vorbereiten, Abi­
turienten, die einen Teil der
gefordertenGrundpraktika vor
Studienbeginn in Lehrgangs­
formabsolvierenoderMeister,
die sich zum „Betriebswirt des
Handwerks“ qualifizieren.
Seinen30.Geburtstagfeiertdas
ZentrumambundesweitenTag
des Handwerks am Samstag,
15. September, mit einem Tag
der offenen Tür.
Das HwK-Berufsbildungszentrum Bad Kreuznach ...
... und seine Mitarbeiter.
1,2 4,5,6,7,8,9,10,11,12-13,14,...24
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