Handwerk im Frühjahr vom 10. März 2001 - page 3

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Facelifting in
Velour
Gut behütet bei einer der wenigen Modistinnen in Rheinland-Pfalz
„Finden Sie nicht, dass er das beste Facelifting
für die Dame ist?“, fragt Marianne Geisert
und zeigt auf ihren fantasievollen Hut. Der
weiche Velourhut in Altrosa mit dekorativ ge-
wundener Seidengarnitur schmei-
chelt ihrem Gesicht und ist abso-
luter Blickfang. Die Trä-
gerin hat ihn selbst
gearbeitet.
Marianne Gei-
sert ist Modisten-
meisterin. Ihr Hut-
modengeschäft in
Bad Neuenahr ist das
einzige in der Region.
Schon als Kind habe sie sich an „Hut-
salons die Nase platt gedrückt und die Hüte
hinter den Schaufenstern bestaunt“, erinnert
Die Arbeit mit dem Hut setzt Kraft und Ge-
schicklichkeit voraus. Ein wunderschöner
weiblicher Beruf.“
Marianne Geisert, seit 50 Jahren
Hutmacherin
Steckbrief: Modistin Marianne Geisert
Herstellung und Aufarbeitung von Damen- und Herrenhüten selbstständig seit
1964 sucht NachfolgerIn Bad Neuenahr-Ahrweiler Tel.: 02641-24638
sie sich. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht.
Vor 50 Jahren machte sie ihr Hobby zum Be-
ruf. Als Meisterin eröffnete sie 1964 ihr er-
stes Geschäft. Aus familiären Gründen übte
Marianne Geisert ihren Beruf einige Jahre
nicht aus, bevor sie als Angestellte Mitte der
80er Jahre einen Neuanfang in einem Bonner
Hutsalon wagte. „Das war eine gute Zeit. Viele
Politikergattinnen wollten zu bestimmtenAn-
lässen ihre ganz individuelle
Kopfbedeckung“, sagt die Putz-
macherin.
„Die Arbeit mit dem Hut setzt Kraft
und Geschicklichkeit voraus. Ein wun-
derschöner weiblicher Beruf“, schwärmt
Marianne Geisert, die sich 1991
wieder auf eigene Füße stellte
und den Hutsalon in Bad
Neuenahr übernahm. Etwa
150 Hüte in fast allen Far-
ben hat sie in ihrem Salon,
von poppig-flippig bis hin
zu klassisch-elegant. Neben
eigenen Kreationen führt sie
auch Hüte von Modegurus. Das
Anpassen an die jeweilige Kopfform ge-
hört zu ihrem Handwerk. Auch für Männer
hat sie die passende Kopfbedeckung.
Allerdings haben sich die
„Hutzeiten“ geändert. In den
20er und 30er, aber auch in
den 50er Jahren hatten
dieModisten ihren Hö-
hepunkt. Kaum eine
Dame ging ohne
Hut auf die Stra-
ße. „Heute sind
Hüte weniger gefragt“, so Ma-
rianne Geisert und bedauert
das sehr. „Ein Hut ist einfach
gut und steht jeder Frau. Er
unterstreicht ihren Typ,
die Persönlichkeit. Er ist
einmalig und man sieht
mit jedem Hut anders
aus. Allerdings erfordert
das Tragen eines Hutes
auch Selbstbewusstsein“.
Etwas wehmütig denkt die Modistenmeisterin
an die Nachfolge in ihrem Geschäft. „Ich bin
ja schließlich im Rentenalter“, sagt sie augen-
zwinkernd. „Doch ich bringe es einfach nicht
übers Herz, deshalb den Salon einfach zu
schließen.“
Eine Nachfolgerin ist derzeit noch nicht in
Sicht. „Vielleicht kommen Hüte ja wieder groß
in Mode“, geht die Handwerksmeisterin das
Nachfolgeproblem optimistisch an.
Modisten-
meisterin Ma-
rianne Geisert
bietet zur Zeit mehr
als 150 Hüte an, die sie
auf Wunsch auch der indi-
viduellen Kopfform ihrer Kun-
den handwerklich anpasst.
„Stolz, eine
Fleischerin
zu sein!“
Krise auch immer eine Chance: Fleischermeisterin Pia Hillen sucht gemeinsam mit den Kunden ihren Weg
Steckbrief: Fleischerei Pia Hillen
Fleisch- und Wurstwaren & Partyservice selbstständig seit 1984 10 Mitar-
beiter, 1 Lehrling Neuwied Tel.: 02631/73363
Vor dem Thema BSE
verstecke ich mich
nicht. An den närri-
schen Tagen stand ich im
Kuh-Kostüm hinterm Tresen...“
Pia Hillen, Fleischermeisterin in
vierter Generation
genteil diejenigen, die durch Information, Be-
ratung und „traditionelle Handwerkskunst“
neuesVertrauen schaffen und gesunde Produk-
te anbieten können. „Die Kunden wissen,
woher das Fleisch kommt, das sie bei uns kau-
fen. Wir verarbeiten nur ganze Tiere oder kau-
fen Einzelstücke gezielt dazu - immer mit dem
Wissen der Herkunft.“
Alle angebotenen Fleisch- und Wurstwaren,
ob mit oder ohne Rindfleisch, sind aus eige-
ner Produktion - und immer frisch. Natürlich
hat auch Pia Hillen in der jüngsten
Zeit einzelne Rezepturen ver-
ändert: „Gemeinsammit un-
seren Kunden, die meisten kennen wir seit
Jahren, sprechen wir über unserAngebot, über
das, was sie bei uns kaufen möchten. Das kann
man ja nicht von oben verordnen.“Auch wenn
es beim Thema Fleisch heute sprichwörtlich
um die Wurst, um so manche Existenz geht,
hat Pia Hillen ihren Humor noch lange nicht
verloren. An den närrischen Tagen stand sie
imKuh-Kostüm als „erster und einziger BSE-
Fall in Rheinland-Pfalz“ hinter der Theke und
unterstrich damit, dass die Ware gesund ist.
Was sie tut, macht sie aus Überzeugung und
gern: Pia Hillen, Fleischermeisterin in
Neuwied-Irlich und stellvertretende Ober-
meisterin ihrer Innung, lebt und liebt ihren
Beruf, der seit vier Generationen in ihrer Fa-
milie verankert ist. Bei aller Sorge, die ihr die
aktuellenLebensmittelskandalemachen, ist sie
sich sicher, dass „der kleineHandwerksbetrieb
immer die Kraft hat, als Sieger aus einer Kri-
se hervor zu gehen.“
Sie spürt bei ihren Kun-
den, dass sie ganz
genau wissen:
Nicht die Flei-
scher sind die
Verursacher
der gegenwär-
tigenVerunsi-
cherung. Sie
sind im Ge-
Frühlingsrezept:
Pute „Smorky Turkey“
Meistervorbereitung
im Fleischerhandwerk
Der nächste Meistervorbereitungskurs imFlei-
scherhandwerk beginnt bei der Meisteraka-
demie der Handwerkskammer Koblenz am 7.
September in Vollzeit, am 12. Dezember be-
rufsbegleitend in Teilzeit. Beide Kurse finden
in Koblenz statt.
Informationen und Anmeldung bei
der Meisterakademie der HwK Ko-
blenz, Tel.: 0261/398-400, Fax: -990,
Email:
Internet:
Fleisch aus der Putenoberkeule ohne Kno-
chen in einer Gewürzlake aus Weiswein,
Essig oder Dunkelbier mit Gewürzen und
Gemüsestücken einlegen. Im eigenen Saft
75 Minuten bei 170° C backen.
Zwiebeln und Karottenjuliann in Margari-
ne anschwitzen, mit Sahne auffüllen; mit
Salz, Pfeffer, Safranfäden und Zitronensaft,
Basilikum und grünem Pfeffer verfeinern,
evtl. abbinden.
Woher BSE kommt, weiß keiner so genau.
Doch lässt das Kürzel seit Monaten die Ver-
braucher erzittern. HwK-Präsident Karl-Heinz
Scherhag sowie weitere CDU- Bundestagsab-
geordnete trafen Obermeister der Fleischer-
Innungen aus dem nördlichen Rheinland-
Pfalz und sprachenmit ihnen über Sorgen und
Probleme und Forderungen an die Politik.
Günter Schütz, Landesinnnungsmeister und
Vorstandsmitglied des Deutschen Fleischer-
verbands, sieht seine Branche als Opfer einer
Hysterie, die die Fakten überlagere. Die Um-
satzeinbußen bei Rindfleisch schätzt er auf
etwa 60 Prozent. „Für viele handwerkliche
Fleischkauf setzt
Vertrauen
voraus
HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag (MdB) und Bundestagsabgeordnete beim Fleischerhandwerk in Koblenz
Fleischereien ist die finanzielle Belastungs-
grenze erreicht“, so Schütz. Betriebsaufgaben
und Insolvenzen werden die Folge sein. Dar-
über hinaus werde die Nachfolgeregelung in
vielen Betrieben immer schwieriger.
Auch verweist er auf erhebliche Zusatzkos-
ten, so für die Beseitigung der Schlachtabfälle
und Konfiskate. Hierbei entstehen Gebühren
bis zu 800 Mark pro Tonne. Dazu kommen
Kostenbelastung durch freiwillig durchgeführ-
te BSE-Tests, die sich auf 200 Mark pro Tier
belaufen.„Wir können und wollen die durch
BSE entstandenen Kosten nicht tragen, weil
wir nicht die Verursacher dafür sind!“
Einig sind sich Fleischermeister und
Bundestagsabgeordnete der CDU,
mit verstärkter Aufklärung und Be-
ratung das Vertrauen bei den Ver-
brauchern wieder aufzubauen. „Der
Kunde soll wieder das Gefühl ha-
ben: was er beim Fleischer um die
Ecke kauft, kann er bedenkenlos es-
sen“, so Obermeister Werner Seul
aus Koblenz. Walter Bubinger, Eh-
renlandesinnungsmeister, gibt sich
optimistisch. „Wer dreimal die Sup-
pe nur mit Schweinefleisch gekocht
hat, wird bald wieder einmal Appe-
tit auf eine richtige Suppe haben.“
CDU-Bundestags-
abgeordnete trafen
sich mit Fleischer-
obermeistern aus
demKammerbezirk
und diskutierten die
BSE-Krise, darun-
ter Karl-Heinz
Scherhag (MdB;
v.r.), Landes-
innungsmeister
Günter Schütz und
Werner Wittlich
(MdB).
HwK-Weiterbildung:
EDV-Kurse starten
Word Grundkurs
Anfängern und Fortgeschrittenen bietet die
HwK eine Vielzahl von EDV-Kursen an. Am
12. März beginnt ein Grundkurs in Word
(Montag bis Freitag, 9 bis 12 Uhr). Inhalt sind
Anwendungsbereiche der Textverarbeitung.
Word Aufbaukurs
Start ist der 19. März, Montag bis Freitag, 9
bis 12 Uhr. Der Lehrgang wendet sich an An-
wender mit Word-Grundkenntnissen. Sie ler-
nen spezielle Funktionen von Word kennen.
Inhalte unter anderem: Erstellen von Tabellen
und Diagrammen, Layoutgestaltung.
Windows-Kompaktseminar
Am 24. April beginnt einWindows-Kompakt-
seminar. Dienstags und donnerstags, 18 bis
21.15 Uhr, erlernen die Teilnehmer neben dem
BetriebssystemWindows Grundlagen der Pro-
gramme Word und Excel kennen.
Internet- Grundlagen
Start ist am 2. April (Montag und Dienstag, 9
bis 12 Uhr). Themen sind: Zugangsmöglich-
keiten, Auswahl eines Providers, Suchma-
schinen, Surfen im Internet.
Webseiten gestalten
Im HwK-Berufsbildungszentrum Rheinbrohl
startet am 24. April das Seminar „Webseiten
gestalten“ (Dienstag und Donnerstag, 18 bis
21.15 Uhr). Themen u.a.: Gestalten vonWeb-
seiten mit Frontpage und Übertragen der In-
halte zum Provider.
Infos und Anmeldung: Tel.: 0261/398-112,
1,2 4,5,6,7,8,9,10,11,12
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