Handwerk im Frühjahr vom 16. April 2005 - page 12

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Jahrtausendtradition lebt in meisterlichem Schaffen der Stuckateure weiter
Mit dem
richtigen Gesims
auf
Meisterkurs
Mit ruhiger Hand präzise Formen
über Kopf in den Stuck bringen,
ästhetische und fachliche Ansprü-
che vereinen – darum ging es in
den 40 Stunden im praktischen Teil
der Meisterprüfung für neun Stu-
ckateure, die bei der Handwerks-
kammer Koblenz den Meisterbrief
erlangen wollen.
Die Arbeiten mit Stuck gehören zu
den ältesten handwerklichen Verfah-
ren. Bereits im 2. Jahrtausend vor
Christus haben Handwerker die Re-
zeptur, Gips, Sand, Kalk und Wasser
zu mischen, bei der Gestaltung und
Verzierung im alten Ägypten genutzt.
Die modernen Nachfahren er-
lernen noch heute zahlreiche
Techniken
in der
Arbeit
mit Stuck, setzen diese ein und ge-
ben ihr Wissen an die nächste Gene-
ration weiter. Meisterlich ging es da-
bei in den HwK-Werkstätten zu: In
freihändiger Arbeit mussten die an-
gehenden Meister ein Eckgesims als
Deckenzug bzw. einen Kamin in Tro-
ckenbauweise mit Stuckelementen
fertigen. Dabei ging es nicht nur um
die Kalkulation vor Arbeitsbeginn,
die richtige Auswahl der Rohstoffe
und handwerkliche Umsetzung, auch
die Gestaltung spielte eine wichtige
Rolle. Nach gründlicher Bewertung
durch die Prüfungskommission stand
schließlich fest: Alle haben diesen
Teil auf dem Weg zum Meisterbrief
geschafft.
Mit dem Meisterbrief
verbinden die meisten
der jungen Handwerker
die Selbstständigkeit. Wenn
alle vier Teile der Meistervorbe-
reitung bestanden sind, wird mit der
richtigen Vorbereitung dann das Un-
ternehmen „eigenes Unternehmen“
angegangen. Aktuell sind 140 Unter-
nehmen bei der HwK Koblenz für
das Stukkateurhandwerk eingetra-
gen.
Meisterkurs für
Stuckateure
Für Stuckateure startet bei der HwK-
Meisterakademie am 30. September
ein Meistervorbereitungskurs in
Teilzeit (Koblenz).
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie, Tel.:
0261/ 398-415, Fax: -990, E-
Mail:
Geschafft: Den praktischen Teil der Meisterprüfung haben die
Stuckateure vor demMeisterprüfungsausschuss abgelegt.
„Ich habe schon während meiner
langjährigen Tätigkeit als Ober-
polier einer Baufirma immer mit
der Selbstständigkeit geliebäugelt“,
erzählt der 41-jährige Maurermeis-
ter Hans Jürgen Kratz. „Der ent-
scheidende Anstoß und auch etwas
Mut, eine Existenz aufzubauen,
haben aber immer gefehlt“, be-
kennt er. Als Kratz im letzten Jahr
im Internet auf den Seiten der
Handwerkskammer Koblenz surft,
stößt er auf die HwK-Betriebsbörse
und findet das Bauunternehmen
Schausten in Cochem-Sehl.
AusAltersgründen wird es zur Über-
nahme angeboten. „Das ist es“, denkt
er, holt Erkundigungen über das Un-
ternehmen ein, informiert sich über
Referenzobjekte und Kundenstamm.
Maurermeister Kratz übernahm 100 Jahre altes Bauunternehmen
Beim
Surfen
im
Internet
Berufstraum
„gefunden“
Sehl, die Sport- und Schwimmanlage
imKloster Ebernach, zahlreiche Kin-
dergärten, Schulen, Hotels undWohn-
häuser in der Region zählen dazu.
„Hier möchte ich anknüpfen und den
Trockenausbau neu etablieren“, be-
tont Kratz. In die Zukunft schaut er
optimistisch. „Für die kommenden
vier Monate liegen Aufträge vor.
Dann sehen wir weiter. Ich denke, es
ist ein guter Start“, ist er überzeugt.
Es kommt zum Treffen mit dem Ge-
schäftsführer Franz Josef Hausmann,
der den vor 100 Jahren gegründeten
Baubetrieb leitet. „Hilfreich und för-
derlich für die Übernahme waren
auch Gespräche mit einem Betriebs-
berater der HwK. Er hat die von mir
vorgelegten Bilanzen des Unterneh-
mens geprüft und mir zahlreiche
Tipps, beispielsweise auch im Um-
gang mit den Banken, gegeben“, be-
richtet Kratz. Seit Januar dieses Jah-
res ist er Geschäftsführer des Coche-
mer Baubetriebs. Mit am Ruder ist
Maurer Hans Joachim Franzen. Das
Team besteht derzeit aus sieben Mit-
arbeitern.
Das Bauunternehmen Schausten hat
im Laufe der Jahrzehnte über 200
Gebäude errichtet. Die Kirche in
Handwerksmeister Hans
Jürgen Kratz (links) hat
ein Unternehmen mit
sieben Mitarbeitern
übernommen, das
er auf den
Internet-Seiten
der HwK
Koblenz
„gefun-
den“
hat.
Steckbrief: Fa. Schausten, Cochem-Sehl
gegründet 1905
|
7 Mitarbeiter
|
alle Neubau- und Reparaturarbeiten im
Hausbau
|
Tel.: 02671/7597
HwK-Service:
Betriebsbörse
Die HwK-Betriebsbörse führt Be-
triebsinhaber und Nachfolger zusam-
men. Gemeinsam mit den Betriebs-
beratern der HwK wird ein individu-
ell auf die jeweilige Übernahme ab-
gestimmter Ablaufplan entwickelt.
Zu den Schwerpunkten der Beratung
zählen Fragen, die unmittelbar mit
der Betriebsübernahme in Zusam-
menhang stehen. Themen wie: „Wel-
che Fördermittel gibt es? Wie kön-
nen Investitionen finanziert wer-
den?“, bilden Schwerpunkte.
Infos: Tel.: 0261/398-251, Fax:-994,
E-Mail:
Rückblick:
100 Jahre erfolgreich
Der von Maurermeister Anton
Schausten vor 100 Jahren ge-
gründete Baubetrieb übersteht
zwei Weltkriege und die Welt-
wirtschaftskrise, weil Schausten
Unternehmergeist zeigt und die
richtigen Entscheidungen trifft.
1956 übernimmt Sohn Leonard
den Betrieb und nutzt seine
Chance in der Hochkonjunktur
der Bauwirtschaft. Er verstirbt
1985 im Alter von 65 Jahren, als
die Firma in ihrer Blüte steht.
Im Januar 1986 wird die Schaus-
ten GmbH gegründet, die Mau-
rermeister Franz Josef Haus-
mann bis zur Übernahme durch
Hans Jürgen Kratz leitet.
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