Handwerk Special Nr. 109 vom 4. Februar 2006 - page 8

I
nfos
Koblenzer Karneval
und Handwerk sind in
diesem Jahr zwei Sei-
ten derselben Medail-
le. Mit „Prinz Sven I.
Dä Bäck vom Eck“
führt ein Handwerks-
meister aus der traditi-
onsreichen Bäcker-
familie Hommen die
Narrenschar durch die
Session.
An Aschermittwoch ist längst
nicht alles vorbei. Im Gegen-
teil, bereits seit Mitte Februar
2005 laufen die Vorbereitun-
gen für den Karneval 2006 in
den Vereinen und im Prinzen-
gefolge auf Hochtouren. Natür-
lich müssen auch Familie und
Betrieb mitziehen, wenn sich
der Juniorchef einer Backstube
mit 120 Mitarbeitern und 17
Filialen auf acht Wochen
„Fremd-Bestimmung“ durch
den Narrenfahrplan einlässt.
Der Prinz &
der Manager
Bäckermeister, Konditor, Be-
triebswirt desHandwerks: Nach
seiner Lehre bei Bäckermeister
Franz-Josef Hommen in Ko-
blenz bereitete sich Sven Holz-
mann gründlich auf seine heuti-
gen Managementaufgaben vor.
„Mitarbeiter führen,Arbeitspro-
zesse organisieren, Probleme
schnell lösen und dabei Ruhe
und Gelassenheit wahren - die
Aufgaben im Betrieb und im
Karneval liegen gar nicht so-
weit auseinander“, zieht der 36-
Jährige Parallelen.
„ImPrinzengefolge sindwirwie
eine große Fußballmannschaft
mit 85 Spielern auf verschiede-
nen Positionen, inklusive Aus-
wechselspieler. Mit Hofmar-
schall Detlef Börner und Com-
modore Otto Hellinger haben
wir bewährte Teamchefs. Auch
wenn es um den Spaß an der
Freud’ geht, ist der Karneval
auch Brauchtumspflege und
Kulturgut. Und damit durchaus
auch eine sehr ernste Angele-
genheit mit ausgefeiltem höfi-
schem Protokoll. Nicht zu ver-
gessen: die 5. Jahreszeit als
Wirtschaftsfaktor, von dem
Nahrungsmittelhandwerke und
Handwerk und Karneval – zwei Seiten einer Medaille
4. Februar 2006
Nr. 109
Dä Bäck vom Eck
Bäckermeister Sven Holzmann regiert die Koblenzer Narren
Gastronomie profitieren, wenn
die Gäste alleine beim Rosen-
montagszug die Einwohnerzahl
von Koblenz verdoppeln.“
Leben und arbeiten
an Rhein & Mosel
Stadt und Region ziehen hier an
einem Strang und das Hand-
werk ist mitten dabei. „Ich bin
ein regional denkender
Mensch“, sagt seine Tollität
Prinz Sven I. über sein Engage-
ment. Initiativen wie eine
Rednerschule für den Bütten-
nachwuchs gehören genauso
dazu wie die Einbindung von
Partnern aus Handwerk und
Wirtschaft. Auch die Unterstüt-
zung der „Koblenzer Tafel“ im
Rahmen der Sozialarbeit der
Backstube Hommen gehört
dazu. Ein wenig Stolz klingt
mit, wenn der Handwerksmeis-
ter sagt, „wir dürfen dort leben
und arbeiten, wohin andere in
Urlaub fahren“.
Sven Holzmann selbst ist in
mehreren Wellen an Rhein und
Mosel angelandet, seine Wur-
zeln liegen in einer Bäcker-
familie in Gummersbach. Die
Lehre wollte er bewusst nicht
im eigenen Haus durchlaufen,
„umselbstständiger zuwerden“.
Sein Vater Jürgen fragte den
früheren Obermeister Bernhard
Oster - sie kannten sich aus dem
ehrenamtlichenEngagement im
Bäckerverband - nach einem
geeignetenLehrbetrieb. So kam
Sohn Sven erstmals in den Fa-
milienbetrieb Hommen nach
Koblenz - und lernte dort auch
Tochter Sabine kennen.
Nicht nur backen -
auch verkaufen
Während seiner Lehr- undWan-
derjahre im Bergischen Land
mit einer zweiten Ausbildung
zum Konditor und der Meister-
prüfung als Bäcker hielt er Kon-
takt zu den Hommens - bis „es
schließlich Klick machte“. Seit
1994 gehört er nicht nur zum
Betrieb, sondern auch zur Fa-
milie.
Der frisch gebackene Schwie-
gersohn des Chefs Franz-Josef
Hommen und Produktionslei-
Gegr. 1949 120 Mitarbeiter, 10 Lehrlinge 17 Filialen ca. 300
versch. Artikel Tel.: 0261/ 88418-0
Steckbrief: Backstube Hommen, Koblenz
ter entschied sich, „denBetriebs-
wirt des Handwerks in Vollzeit
durchzuziehen“. „Es genügt
nicht, Brötchen zu backen, man
muss sie auch verkaufen. Bei
unserer Unternehmensgröße
kannmandie umfangreiche Pro-
duktpalette nicht mehr aus dem
Bauch heraus kalkulieren“, er-
läutert er seine Motivation zu
der Zusatzqualifikation. Und
damit ist er wieder mitten im
Karneval, dem „Unternehmen
5. Jahreszeit“, das mit dem
Prinzengefolge als Mitarbeiter
und den zahllosen Feiern als
Produkte den ganzen Unterneh-
mer fordert ...
Traditionsreicher Familienbetrieb auch beim Enga-
gement der Hommens im Alt-Herren-Corps (v.l.):
Bäckermeister Franz-Josef Hommen mit den
Töchtern und Schwiegersöhnen Sabine und Sven
Holzmann sowie Eva und Eric Eierstock.
HwK-Prinzenempfang: „Dä Bäck vom Eck“ kehrte nach 20 Jahren in die HwK-
Ausbildungswerkstatt zurück. Präsident Karl-Heinz Scherhag (r.) begrüßte
Prinz Sven I. und Confluentia Daniela, die wie Kreishandwerksmeister Detlef
Börner (2.v.l.) und andere aus dem Gefolge im Handwerk verwurzelt sind.
Vorgestellt
HwK = Handwerk will Karneval
Mit ihrer Lieb-
lichkeit Con-
fluentia Danie-
la steht seiner
Tollität Prinz
Sven I. ein
„waschechtes
Kowelenzer
Schängelsche“
zur Seite.
Anfang der 1990er war sie
Prinzenpage im Gefolge
von „Prinz Detlef I. vom
Flieseneck“ (Börner), der
in der laufenden Session
alsHofmarschall denHof-
staat führt. Ihre ersten be-
rufliche Sporen verdiente
sichDanielaMerz-Balmes
nach ihrem Architektur-
studium im Zentrum für
Restaurierung und Denkmalpflege der HwK Koblenz in Herr-
stein. Heute arbeitet sie im elterlichen Unternehmen Planbau
Merz-Hellinger. Bereits imAlter von 5 Jahren bereicherte sie als
Funkenmariechen des Alt-Herren-Corps (AHC) den Koblenzer
Rosenmontagszug.
Hofmarschall Detlef Börner ist Inhaber des gleichnamigen
Fliesenfachbetriebes in Koblenz. Ehrenamtlich engagiert er sich
als Kreishandwerksmeister und Obermeister der Fliesenleger-
Innung Mittelrhein. Er gehört dem Vorstand der HwK Koblenz
an und ist von ihr öffentlich bestellter und vereidigter Sachver-
ständiger. Im AHC ist er seit 1976 Mitglied, seit 1983 Vor-
standsmitglied und Zeugmeister.
Mit Ehrenkreishandwerksmeister Bernhard Oster, Ehren-
obermeister Heinz Börner (Ehrencommodore im AHC), Raum-
ausstattermeister Peter Alfter, Bäckermeister Franz-Josef
Hommen, seiner Tochter Konditormeisterin Eva Eierstock,
Elektroinstallateurmeister Markus Gohl sowie Kfz-Elektriker-
meister Manfred Zacharias (Adjutant ihrer Lieblichkeit) enga-
gieren sich weitere Handwerksmeister imAHC-Prinzengefolge.
Mehr zu den närrischen Handwer-
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