Handwerk Special Nr. 141 vom 7. August 2010 - page 3

Was wäre unser Leben ...
Das ist wohl einmalig in Deutsch-
land: Alexander Baden, Hauptge-
schäftsführer der HwK Koblenz,
und seine Frau Andrea feiern ihr
ganz privates Glück, ihre Hochzeit,
unter der Flagge des Handwerks.
Ohne das Handwerk geht es nicht
– das gilt auch für eine Hochzeit und
ihr Umfeld: gekleidet nach Maß,
geschminkt und frisiert nach Persön-
lichkeit, der Gaumen verwöhnt mit
Lukullischem und optisch eingefan-
gen – natürlich vom Handwerk. Was
wäre unser Leben ohne die Liebe
– und was ohne das Handwerk?!
Partnerschaft für die Gewinnung der Fachkräfte von morgen
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Nr. 141
7. August 2010
Feuerwehr – Handwerk
Mit einem neuen Projekt für die Nachwuchsgewinnung und -schulung
beschreiten Feuerwehr und Handwerk im nördlichen Rheinland-Pfalz
Neuland: In Workshops werden junge Feuerwehrleute gezielt im hand-
werklich-technischen Bereich geschult und können ihr Zusatzwissen
in die Arbeit der Wehren einbringen und schnuppern zugleich in hand-
werkliche Berufe hinein. Zusätzlich werden sie durch die HwK-Experten
über die Berufsvielfalt und die Ausbildung im Handwerk informiert.
Neue Zusammenarbeit stärkt Nachwuchs
T
ipp
Nachgefragt
Top-Thema Ausbildung
Ein Plus von gut neun Prozent bei der Zahl der bisher
in diesem Jahr neu abgeschlossenen Lehrverträge im
Handwerk, aktuell rund 300 freie Ausbildungsplätze,
die noch zu vergeben sind und ein demografischer
Wandel, bei dem sich für die kommenden Jahre we-
niger Schulabgänger und damit potenzielle Lehrlinge
abzeichnen: Die Situation um den Nachwuchs ist ein
Top-Thema im Handwerk.
Was die Handwerkskammer, was die Betriebe bereits
heute unternehmen, um ein quantitativ und qualitativ
hohes Niveau im Ausbildungssegment zu sichern, er-
klärt HwK-Präsident Werner Wittlich im Interview.
Herr Wittlich, der Ausbildungspakt zwischen
Wirtschaft und Bundesregierung diente noch
vor Kurzem der Schaffung zusätzlicher Ausbil-
dungsplätze – nun hat sich die Situation deut-
lich verschoben und Lehrlinge werden gesucht.
Das beschreibt die Situation der vergangenen vier, fünf Jahre sehr deutlich, wobei ich
betonenmöchte,dasswiralsHandwerkerstetseinesehrhoheAusbildungsquotehatten
– auch inZeitenwirtschaftlicherAnspannung.DasHandwerk ist seinerVerpflichtung
gegenüber den Jugendlichen, gegenüber der Gesellschaft immer nachgekommen
und hat mit der Ausbildung einen wichtigen Beitrag für die berufliche – und damit
auch persönliche – Zukunft der Jugendlichen übernommen. Die Situation hat sich
aufgrund der Zahlen der Schulabgänger deutlich verändert und wird sich weiter in
dieseRichtung verschieben. Die Schaffung zusätzlicherAusbildungsplätze geht über
in eine Suche nach Lehrlingen. Jetzt geht es um die Frage, wie der Nachwuchs im
Handwerk gesichert werden kann.
Dabei steht das Handwerk nicht tatenlos da, sondern ist
sehr aktiv. Was unternimmt die Handwerkskammer?
Die Handwerkskammer hatte und hat eine ganze Reihe von Nachwuchsprojekten und
-programmen. So haben wir vor wenigen Tagen eine Zusammenarbeit mit den Feuer-
wehren inRheinland-Pfalz vorgestellt (
Beitrag links auf dieser Seite
). Handwerkund
Feuerwehr bieten gemeinsamWorkshops an, in denen sich Jugendliche der Wehren
beim Handwerk weiterbilden können. Davon profitieren Feuerwehr und Handwerk,
insbesondere aber die Jugendlichen, denen wir so ganz neue und hervorragende
Möglichkeiten der Berufsorientierung und -information bieten. Aktuell laufen die
Ferien-Workshops – ein Angebot für Schüler, die in den Ferien ihre handwerklichen
Talente und Interessen auf spielerische Art in den HwK-Ausbildungswerkstätten
ausprobieren möchten und vielleicht hier entscheiden: Das ist ein Handwerksberuf,
der meinen Interessen und Voraussetzungen entspricht. Ich nenne außerdem das
Grundschulfest beim Handwerk am 29. September, zu dem die Handwerkskammer
wieder mehrere tausend Schüler erwartet oder die Arbeit der Ausbildungsberatung,
die sich rund umdie Uhr demNachwuchs widmet. Auch die bundesweite Imagekam­
pagnedesHandwerks zielt auf dieNachwuchsgewinnung–kurzum:Wir unternehmen
sehr viel, um die beruflichen Möglichkeiten und Vorteile des Handwerks in den
Vordergrund zu stellen und so Jugendliche als Lehrlinge zu gewinnen.
Sollen die Anstrengungen von Erfolg gekrönt sein, müssen die
Betriebe mitziehen. Wie beurteilen Sie die Lage der Unterneh-
men und deren Anstrengungen in der Nachwuchssicherung?
Die Betriebe haben das Problem erkannt und gehen sehr verantwortungsbewusst
damit um – das ist unsere Erkenntnis aus der Arbeit, die sich an der Schnittstelle
„Handwerkskammer – Handwerksbetrieb“ abspielt. Die Ausbildungsberater der
HwK Koblenz sind täglich in den Unternehmen und informieren, beraten, sind als
Ansprechpartner da, wenn sie gebraucht werden. Nicht jeder Betrieb wird seinen
„Wunschlehrling“ finden. Also wird er bei seinen Anforderungen, wenn möglich,
den Jugendlichen entgegenkommenmüssen. Das ist das normaleGesetz ausAngebot
und Nachfrage. Das klappt momentan sehr gut, was sich aus dem Plus der neuen
Lehrverträge von 9,3 Prozent ablesen lässt. Die Zahl belegt auch, dass die Unter-
nehmen perspektivisch denken und handeln und sich bereits heute die Fachkräfte
von morgen sichern. Den Weg der erfolgreichen Nachwuchsgewinnung können
Unternehmen und Handwerksorganisationen – hierbei schließe ich neben der Kam-
mer die Innungen, Kreishandwerkerschaften und Fachverbände ein – nur gemeinsam
schaffen. Aber darauf sind wir gut vorbereitet und auch optimistisch, dass wir diese
Situation meistern werden.
Alle freien Ausbildungsplätze bietet die HwK-Lehr­stellenbörse
im Internet:
Foto: P!ELmedia
HwK-Präsident
Werner Wittlich
„Handwerk und Feuerwehr sind tradi-
tionell eng miteinander verbunden“,
begrüßteHwK-PräsidentWernerWittlich
die Vertreter der Medien auf der Pres-
sekonferenz, in deren Rahmen das neue
Projekt vorgestellt wurde. „Unter den
Feuerwehrleuten sind viele Handwerker.
Handwerksbetriebe unterstützen das
Engagement ihrer Mitarbeiter, die sich
bei den Wehren einbringen. Handwerk
und Feuerwehr sind also Partner und es
ist nahe liegend, dass wir gemeinsam den
Nachwuchs schulen und ihmauch einPlus
bei der Berufswahl anbieten können.“
„HandwerkunddieArbeit bei denWehren
setzen Teamarbeit voraus, um erfolgreich
agieren zu können“, beschrieb auch
Hauptgeschäftsführer Alexander Baden
dieGemeinsamkeiten der Partner. „Hand-
werkskammer und Landesfeuerwehrver-
band treten nun ihrerseits als Mannschaft
auf – im Sinne des Nachwuchses bei den
Wehren und im Handwerk.“
EinePartnerschaft, die auchder rheinland-
pfälzische InnenministerKarl PeterBruch
lobte: „Von der Zusammenarbeit und
den konkreten Inhalten der Workshops
profitieren die jungen Menschen und
deshalb unterstützt die Politik in ganzer
BreitedieseInitiative.“DasneueProjektist
modularmit denBereichenMetalltechnik,
Schweißtechnik sowieBau- undHolztech-
nik aufgebaut und bietet Workshops für
Jugendlichezwischen12und18Jahren,die
in den Ausbildungswerkstätten der HwK
samstags durchgeführt werden. Ziel ist
die Vermittlung von technischem Know-
how, das auch der Berufsorientierung im
Handwerk dient. Unterstützt wird diese
auch durch eine professionelle Ausbil-
dungsberatungundLehrstellenvermittlung
der HwK-Spezialisten.
Mehr Infos und ein ausführlicher Be-
richt zum Projektstart gibt es im Inter-
net:
enüpunkt
„Presse & Medien“.
Foto: Juraschek
Stellten gemeinsam das neue Projekt bei der HwK Koblenz vor
(v.l.): Hauptgeschäftsführer Alexander Baden, Otto Fürst, Präsi-
dent des Landesfeuerwehrverbandes, Landesjugendfeuerwehr-
wart Matthias Görgen, Innenminister Karl Peter Bruch und HwK-
Präsident Werner Wittlich.
Foto: P!ELmedia
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