Erfolg bei Innovationswettbewerb / Lebensläufe im Handwerk
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Nr. 195
5. Dezember 2015
www.handwerk-special.de60 Jahre Meister
Seine 88 Jahre sieht man Installateur- und Klempner-
meister Erich Weyand aus Holler nicht an. Fit und vital
genießt er den Lebensabend. Jetzt wurde er von der
Handwerkskammer (HwK) Koblenz mit dem Diaman-
tenen Meisterbrief für 60 Jahre Meisterschaft geehrt.
„Ich habe Glück gehabt“, sagt er und blickt zurück. 1942 be-
gann er im väterlichen Betrieb in Montabaur die Ausbildung als
Klempner und Installateur. Bedingt durch die Einberufung zur
Luftwaffe mit Einsatzgebiet Dänemark legte er die Gesellenprü-
fung vorzeitig ab. „Als ich im August 1945 zurückkam, waren
meine Mutter und meine Schwester tot und wir ausgebombt. Va-
ter und ich haben das Haus wieder aufgebaut und die schweren
Nachkriegsjahre gemeinsam durchlebt. Die Zerstörung um uns
herum brachte natürlich auch viel Arbeit für uns als Handwerker
mit sich“, erinnert er sich.
Nach der Meisterprüfung 1955 führte er den Betrieb des Vaters
weiter. „Das Handwerk hat mich immer jung gehalten“, lacht
er. Der rüstige Senior verweist auf die kugelgelagerten Wetter-
fahnen, die er bis vor einem Jahr in handwerklicher Kleinarbeit
mit unterschiedlichen Symbolen, vom Motorrad bis zum Schiff,
entworfen und hergestellt hat. „Sie zeigen präzise an, woher der
Wind kommt.“ Hier spürt man seine Liebe zum Detail. Auch bei
der weithin sichtbaren Stehle der HwK Koblenz im Koblenzer
Industriegebiet hat er seine Handschrift hinterlassen und die
Schrift in Kupfer gefasst. „Schön, wenn Spuren der Arbeit blei-
ben“, freut er sich.
Erich Weyand: Handwerk hält jung
Überall digital vernetzt
Das Kompetenzzentrum
für Gestaltung, Fertigung
und Kommunikation der
Handwerkskammer (HwK)
Koblenz ist mit dem Pro-
jekt „IT-Schulungen für
Menschen in Handwerks-
berufen“ Preisträger im
bundesweiten Innova-
tionswettbewerb „Aus-
gezeichnete Orte im Land
der Ideen“ 2015.
ZumThema „Stadt, Land, Netz!
Innovationen für eine digitale
Welt“ liefert das Projekt in der
Kategorie Wirtschaft wichtige
Antworten auf die Frage, wie
Menschen inHandwerksberufen
für den digitalen Arbeitsalltag
geschult werden können.
Nachholbedarf
in vielen Betrieben
Unsere Arbeitswelt wird immer
digitaler. In vielen Handwerks-
berufen besteht jedoch Nach-
holbedarf, den das HwK-Kom-
petenzzentrum analysiert und
erkannt hat. Es schult Lehrlinge,
Gesellen und Meister, das Inter-
net und die Digitalisierung für
ihren Beruf effektiv und um-
fangreich zu nutzen. Sie lernen
zum Beispiel, wie 3D-Software
funktioniert oder wie die eigene
Firmenwebseite entsteht.
Wer eigene Ideen mitbringt,
erhält im HwK-Kompetenz-
zentrum professionelle Hilfe,
diese in konkrete Ergebnisse
umzusetzen. Damit schlägt das
Projekt gleichmehrereBrücken:
HwK-Kompetenzzentrum ist ausgezeichneter „Ort der Ideen“
Die Initiative „Deutschland
– Land der Ideen“ und die
Deutsche Bank zeichnen im
Rahmen des Wettbewerbs
gemeinsam Ideen und Pro-
jekte aus, die einen positiven
Beitrag zur Gestaltung einer
vernetzten Welt leisten und
Antworten auf die Heraus-
forderungen des digitalen
Wandels geben.
Hintergrund
Innovationswettbewerb
„Ausgezeichnete Orte“
Hemmnisse überwinden, Hand-
werksbetriebe zukunftsfähig
machen und lokale Netzwerke
stärken.
FrankLindner, LeiterGeschäfts-
kundenbereich der Deutschen
Bank Koblenz, überreichte ge-
meinsammit der rheinland-pfäl-
zischenCDU-VorsitzendenJulia
Klöckner, MdL, und Uli Quaas
von der InitiativeLand der Ideen
demPräsidentenderHandwerks-
kammer, Kurt Krautscheid und
dem Leiter des Kompetenz-
zentrums Christoph Krause die
Auszeichnung als „Ausgezeich-
neter Ort“ und betonte: „Das
Kompetenzzentrum Koblenz
macht die Menschen fit für den
neuen digitalen Arbeitsalltag.
Gefragt sind neben IT-Know-
how Kreativität, Teamfähigkeit
und die Bereitschaft, über den
eigenen Tellerrand hinauszu-
schauen. Dafür brauchen wir
Orte und Experten, die diese
Prozesse steuern und begleiten.
Das HwK-Kompetenzzentrum
ist dafür ein herausragendes
Beispiel.“
Julia Klöckner betonte bei der
Übergabe: „DasHandwerk zeigt
mit dem Kompetenzzentrum
schon heute, wie Wirtschaft
4.0 ganzheitlich gelingen kann.
Das Handwerk hat hier eine
tragende Rolle zur Stärkung der
Wirtschaft und präsentiert sich
modern und zukunftsorientiert.“
Handwerk 4.0:
Große Potenziale
Für Kurt Krautscheid ist die
AuszeichnungAnerkennungund
Ansporn zugleich: „Wir freuen
uns sehr, ein ‚Ausgezeichneter
Ort im Land der Ideen‘ zu sein
und damit eine Lösung für die
Herausforderungendesdigitalen
Wandels aufzeigen zu können.
Ganz sicher werden wir uns
nicht auf diesem Ruhm ausru-
hen, sondern noch intensiver
diese Richtung verfolgen.“ Das
bestätigt auch der Leiter des
Zentrums Christoph Krause, der
mit derAgendaHandwerk4.0ein
großes Entwicklungspotential
verbindet. Die Digitalisierung
der Fertigung, der Geschäfts-
prozesse, der Kommunikation
und die Entwicklung neuer
Geschäftsmodelle imHandwerk
werden dabei im Fokus stehen.
Infos zum Kompetenzzentrum
für Gestaltung, Fertigung
und Kommunikation: Tel.
0261/398-585, www.hwk-kom-
petenzzentrum.de.Frank Lindner (2. von links) von der Deutschen Bank überreichte gemeinsam mit
Julia Klöckner (Mitte) und Uli Quaas (links; Initiative Land der Ideen) dem HwK-Prä-
sidenten Kurt Krautscheid (2. von rechts) und Zentrumsleiter Christoph Krause die
Auszeichnung.
Foto: P!ELmedia
Das Handwerk hat Erich Weyand fit und vital ge-
halten. Das Foto zeigt den Jubilar bei Reparaturar-
beiten 2013.
Noch bis vor einem
Jahr hat der rüstige
Senior kugelgelagerte
Wetterfahnen herge-
stellt. Sie sind in viel
handwerklicher Klein-
arbeit mit unterschied-
lichen Symbolen ent-
standen – vom Motor-
rad bis zum Schiff.
Fotos: privat