Nachgefragt
zu aktuellen Themen
Am 16. April wer-
deninderKoblenzer
Rhein-Mosel-Halle
650 Meisterbriefe
überreicht.DieZahl
der Absolventen
steigt seit Jahren:
Der Meisterbrief
zählt etwas bei
Handwerkern und
Kunden!HwK-Prä-
sident und Dach-
deckermeister Kurt
Krautscheid geht
im Interview auf
den Stellenwert des
Meistertitelseinund
erklärt, warum die-
ses Qualitätssiegel
nichts anAttraktivi-
tät verloren hat.
Herr Kraut-
scheid, was
macht die
Faszination
„Meisterbrief“
aus?
DerMeisterbrief ist einwichtigerAbschluss imberuflichenEntwick-
lungsprozess. Er hat Tradition und ist in vielen Unternehmen über
Generationen hinweg ein Aushängeschild. Er wird nicht versteckt,
sondern zählt etwas. Er ist wichtiger Teil der Unternehmenskultur im
Handwerk und auch Orientierungspunkt. Der Meisterbrief steht für
Leistung, fürWissenund auchdieBereitschaft, in seineErlangung zu
investieren. Er ist Qualitätsmerkmal des Handwerks und genießt bei
den Verbrauchern einen hohen Stellenwert. Insofern kann es kaum
verwundern, dass er für viele im Handwerk das ultimative Ziel ist.
Sicherlichgehtmit derÜbergabeaucheinkleinerTrauminErfüllung.
Das darf und muss gefeiert werden und die Handwerkskammer lädt
gerndie jüngsteMeistergenerationundihreFamilienangehörigenein.
Esmacht uns auch stolz und ganz ehrlich: Es ist einGänsehautgefühl,
wenn ich als Präsident den Besten der Besten persönlich den Brief
überreichen darf. Routine kommt da ganz sicher nicht auf.
Gibt es besondere Merkmale, die die aktuelle Meistergenera-
tion heraushebt?
Jeder Jahrgang ist einzigartig, hinter jedemMeisterbrief steht eine
persönliche Biografie, die es wert ist, herausgehoben zu werden.
Das ist auch diesmal so und freue mich für jeden Einzelnen der
650 Absolventen. Bemerkenswert ist, dass sich einige Trends
auch 2016 fortsetzen: Der Anteil der Frauen wächst seit Jahren
kontinuierlich und steht bei 18 Prozent. Und man ist niemals zu
alt, ein Jungmeister zu sein!Während anderemit 59 Lebensjahren
auf die Rente schielen, ist man sich imHandwerk nicht zu schade,
nochmals die Schulbank zu drücken. Man lernt nie aus ... dieses
Motto kann man im Handwerk wörtlich nehmen. Das gilt sicher-
lich für alle Absolventen, die noch viel lernen werden – gezielt
über Fort- und Weiterbildung, aber auch im betrieblichen Alltag.
Wie stark ist der „Gründergeist“? Wie schätzen Sie das aktu-
elle Klima für Betriebsgründung oder -übernahme ein?
Jeder zehnte Jungmeister führt bereits einen Betrieb, jeder Dritte
plant das für die kommenden fünf Jahre. Die aktuellen Rahmen-
bedingungen sind positiv, denn die Auftragslage ist gut und die
Nachfrage spricht für eineanhaltendguteKonjunkturlage. Insofern
zeigt derDaumen eindeutignachobenunddieHandwerkskammer
hilft mit ihremumfangreichenBeratungsangebot beimStart in die
Selbstständigkeit unddarüber hinaus.Nach32Meisterjahrenweiß
ich aber auch, dass es nicht nur wirtschaftliche Schönwetterzeiten
gibt. Auch und gerade dann, wenn das Konjunkturbarometer auf
Sturm steht, sorgen der Meisterbrief und das damit verbundene
Hintergrundwissen für Stabilität und Erfolg.
HwK-Präsident Kurt Krautscheid
(aufgenommen von Fotografen-
meisterin Sabine Reuther für die
Ausstellung „Wir sind Koblenz“).
Meisterbefragung / HwK-Präsident im Gespräch
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Nr. 198
9. April 2016
www.handwerk-special.deTrend zum Meister hält an
Traditionell fragte die Handwerkskammer (HwK) Koblenz Jung-
meisterinnen und Jungmeister, die am 16. April in der Koblen-
zer Rhein-Mosel-Halle ihren Meisterbrief in Empfang nehmen,
nach ihrem beruflichen Werdegang, ihren Gründen für die
Meisterprüfung, aber auch zu beruflichen Zukunftsplänen.
HwK Koblenz legt Meisterbefragung des Jahrgangs 2015 vor
Mit 650 Absolventen, darun-
ter 120 Frauen, bestätigt der
Meisterlehrgang 2015, dass der
Erwerb des Meisterbriefes nach
wie vor voll im Trend liegt. Seit
2009 legen kontinuierlich über
600 Handwerker bei der HwK
Koblenz ihreMeisterprüfungab.
2014 waren es 621. Zu den zehn
beliebtesten Fachrichtungen
gehörten 2015 die Augenoptik
mit 104 Meisterprüfungen,
gefolgt von den Dachdeckern
mit 88 und den Kfz-Technikern
mit 84 Prüfungen. Den höchsten
Frauenanteil findet man bei den
Gold- und Silberschmieden mit
100 Prozent, bei den Friseuren
mit 87 Prozent und bei den Kon-
ditoren mit 71 Prozent.
Die Hauptgründe für die Mei-
sterprüfung liegen für die Ab-
solventendesPrüfungsjahrgangs
2015 in beruflichen, persön-
lichen und wirtschaftlichenMo-
tiven.Auchdie gesellschaftliche
Anerkennung, die sich mit dem
Titel verbindet, spielt für sie
eine Rolle. Der Meisterbrief ist
ein Gütesiegel handwerklicher
Leistung und die Basis für eine
Karriere als Fach- oder Füh-
rungskraft, nicht nur im Hand-
werk. Bildungspolitisch steht er
in Deutschland und Europa auf
einer Stufe mit dem Abschluss
des Bachelors.
29 Prozent der befragten Jung-
meister nennen die angestrebte
Selbstständigkeit als Grund,
warum sie die Meisterprüfung
abgelegt haben. Zehn Prozent
führen bereits einen eigenen Be-
trieb. Das Durchschnittsalter der
Absolventen liegtwie imVorjahr
bei28Jahren.DerjüngsteMeister
ist 20Jahre, der älteste„Jungmei-
ster“ 59 Jahre. Die Meisterprü-
fungwurdevondenmeistennach
sechsGesellenjahrenabgelegt.74
Prozent der Jungmeister haben
zur Finanzierung Meister-BA-
föG in Anspruch genommen.
40 Prozent der Befragten inves-
tierten auch eigene Mittel in ihre
Qualifizierung.
Die Jungmeister wurden auch
nach ihrer Meinung gefragt,
wie Mitarbeiterbindung in
Handwerksbetrieben erfolg-
reich umgesetzt wird, um dem
Fachkräftemangel entgegen zu
wirken. 36 Prozent nannten die
Möglichkeit zur Weiterbildung
und 29 Prozent finanzielle
Anreize. Zukünftig wird für
die Gewinnung und Bindung
der Beschäftigten aber auch
entscheidendsein,wasdieUnter-
nehmendarüber hinaus anbieten.
Dazu zählen Maßnahmen im
Betrieblichen Gesundheitsma-
nagement, arbeitserleichternde
Hilfen, flexible Arbeitszeiten
sowie einemitarbeiterorientierte
Unternehmenskultur.
Die Jungmeisterinnen und Jung-
meisterdes Jahrgangs2015 loben
den Service der HwK Koblenz.
87 Prozent der Befragten wür-
den die Koblenzer Kammer
als Weiterbildungsanbieter und
96 Prozent die Leistungen der
HwK-Betriebsberatung weiter-
empfehlen.
Informationen zur Meister-
vorbereitung bei der HwK,
Tel. 0261/ 398-311,
meister@hwk-koblenz.deMinisterpräsidentin Malu Dreyer sagt „Ja zum Meister!“ und wird als Festrednerin
auf der Meisterfeier der Handwerkskammer Koblenz (rechts Präsident Kurt Kraut-
scheid, links Hauptgeschäftsführer Alexander Baden) am 16. April zu 650 Jung-
meisterinnen und Jungmeistern sowie ihren Familienangehörigen sprechen.
Foto: P!ELmedia
Foto: Fotostudio Reuther