Handwerk Special Nr. 219 vom 05.05.2018

Im Handwerk angekommen „Ich habe in der Berufs- schule gute Noten. Das ist nur möglich, weil ich die deutsche Sprache zeitnah erlernt habe“, freut sich Mahdi Yarmohammadi. Der 18-Jährige kommt aus Afghanistan. Fliesenlegerlehrling Mahdi aus Afghanistan setzt auf Deutsch Integration leben Informationen rund um die duale Ausbildung war das Schwer- punktthema einer Berufs-Orientierungsmesse für Flüchtlinge und Migranten der KAUSA Servicestelle Rheinland-Pfalz, wel- che bei der Handwerkskammer (HwK) Koblenz beheimatet ist. Neben der KAUSA Servicestelle Rheinland-Pfalz gehörten zu den Veranstaltern die Stadt Koblenz, die Agentur für Ar- beit Koblenz-Mayen, die Carl-Benz-Schule, die Jobcenter Koblenz und Mayen-Koblenz sowie die Kreisverwaltung Mayen-Koblenz. Weiterhin standen auch Vertreter des DEHO- GA-Verbandes als Ansprechpartner für die rund 500 eingela- denen Flüchtlinge zur Verfügung. Kurt Krautscheid, HwK-Präsident, hob in seiner Begrüßung im Atrium des Zentrums für Ernährung und Gesundheit (ZEG) hervor, dass „Integration sowohl Menschen mit Migrations- hintergrund als auch die sogenannte Aufnahmegesellschaft einbezieht“. „Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, unsere Gesellschaft weiter zu entwickeln und eine Integrationskultur leben!“, so der Kammerpräsident. Er verwies darauf, dass die Chance auf Ausbildung mit Sprachförderung und vorbereitender Qualifikation deutlich steigt und Ausbildung eine bewährte Brü- cke in nachhaltige Beschäftigung ist. Das sind auch die Erfah- rungen der Koordinierungsstelle Ausbildung und Migration, kurz KAUSA Servicestelle Rheinland-Pfalz. Im Februar 2017 wurde in Rheinland-Pfalz die erste landesweite KAUSA-Servicestelle gegründet und die vier rheinland-pfälzischen Handwerkskam- mern mit der Umsetzung der Aufgaben betraut. Die Handwerks- kammer (HwK) Koblenz ist Projektleiter. Frühzeitige Beratungen und Begleitungen mit Kopf und Herz sollen den Geflüchteten und Migranten, deren Eltern aber auch Betrieben zeigen, welcher Ausbildungsweg gut und realisierbar ist. Dieser Herausforderung stellt sich die HwK Koblenz neben der „KAUSA Servicestelle Rheinland-Pfalz“, den Flüchtlings- und Migrationscoaches, der Kompetenzerhebung KomPAS und dem Willkommenslotsen; ebenso durch die Zusammenarbeit im Projekt FAiR der Koblenzer Caritas, als auch mit den regionalen Agenturen für Arbeit, den örtlichen Jobcentern, den Berufsschu- len und der IHK Koblenz. Weitere Informationen bei der KAUSA Servicestelle Rhein- land-Pfalz, Tel. 0261/ 398-346, Oliver.Kirst@hwk-koblenz.de , www.kausa-rlp.de Berufsorientierungsmesse bei der HwK Heimat Handwerk / Projekte und Messe für erfolgreiche Integration Nr. 219 5. Mai 2018 www.handwerk-special.de 18 Jetzt wird er von Fliesenleger- meisterBerndFischbach inBetz- dorf zum Fliesen-, Platten- und Mosaikleger ausgebildet.Maha- di weiß, dass es ohne fundierte sprachliche Ausdrucksfähigkeit sehr schwer ist am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Nach abenteuerlicher Flucht vor den Taliban durch neun Länder zu Wasser und zu Land gelangte er nach Deutschland. Er absolvierte ein Berufsvor- bereitungsjahr und erwarb den Hauptschulabschluss. Seine Lehrstelle bei Bernd Fischbach fand er über die Ausbildungsberatung der Hand- werkskammer (HwK) Koblenz. Aus der Einstiegsqualifizierung wurde ein Lehrvertrag. „Der Beruf gefällt mir sehr und ich wünsche mir, nach der Lehre im Betriebzuarbeiten“, sagtMahdi, der momentan eine Duldung bis zum Ende der Ausbildung hat. „Ich werde mich sehr für sein Bleiberecht einsetzen. Er hatmir vom ersten Tag an gezeigt, dass er lernen will und ist sehr en- gagiert“, lobt Bernd Fischbach. „SeineLeistungen inderBerufs- schule und während der über- betrieblichen Unterweisung im Bauzentrum der HwK Koblenz haben meinen Respekt.“ Bernd Fischbach hat seinen Meisterbetrieb 2005 gegründet, nachdem er vorher 20 Jahre mit anderen Geschäftspartnern kooperierte. Persönliche Grün- de veranlassten ihn dann noch einmal von vorn zu beginnen. Erweiß,dassjederAnfangschwer ist und Menschen, die nicht auf- geben, kämpfen und ihren Weg gehen,habenbeiihmeinenBonus. Deshalb hat er auch nie gezögert, Mahdi eine Chance zu geben. Beider Verhältnis ist sehr gut. Von gemauerter Spezial- wanne zum Großauftrag Der Handwerksmeister zählt private und kommunale Auf- traggeber im Siegener Raum zu seinen Kunden. So hat er von der Gemeinde Burbach einen Sanierungsauftrag für mehrere öffentliche Objekte. Auch das Krankenhaus in Iserlohn hat er mit seinemsechsköpfigen Team und anderen Handwerkern sa- niert. „Das war ein Großauftrag imWert von einer halben Milli- on.“ Sein Herz als Handwerker geht ihm allerdings auf, wenn er sich an besondere Heraus- forderungen an Kreativität und Fingerspitzengefühl erinnert. Ausgefallene Mosaikbilder in privaten Bädern oder eine von ihm selbst gestaltete und ge- mauerte Wanne für einen 2,05 Meter großen Mann, der nichts vonder Stange zumAusstrecken gefunden hat. Ein großes Thema sind für ihn barrierefreie Bäder. „Die zeich- nen sich insbesondere durch spezielleKomfortoptimierungen und Einrichtungsoptionen aus. Geht es um Barrierefreiheit, ist also eine durchdachte Planung vonSanitäranlagen undEinrich- tungerforderlich.DerTrendgeht zum Duschen ohne Hindernisse schon in jungen Jahren“,weißer. BerndFischbach ist stolz auf sei- nenMeisterbetrieb.Wenn ihndie Kunden bei seinem Eintreffen mit einem „Hallo, unser Meister kommt“, begrüßen, freut das den 59-Jährigen immer wieder. „Das Handwerk hat Wertschät- zung verdient!“ Fliesenleger Fischbach, Betzdorf Gegr. 2005 | 6 Mitarbeiter | barrierefreie Bäder, Fliesenlegerarbeiten aller Art | Tel. 02741/ 97 41 19 | Mobil: 0170/ 30 68 447 Fliesenlegermeister Bernd Fischbach (rechts) mit seinem Lehrling Mahdi Yar- mohammadi Fliesenlegearbeiten nicht von der Stange und egal was der Kunde wünscht – Bernd Fischbach und sein sechsköpfiges Team setzen es um. Die Berufs-Orientierungsmesse im HwK-Zentrum für Ernährung und Gesundheit fand großen Anklang bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund.

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