Handwerk Special Nr. 219 vom 05.05.2018

200 Jahre Backtradition Vom Vater, vom Vater, vom Vater…zum heutigen Geschäftsinhaber, so lässt sich die Traditions- geschichte der Bäckerei Bauer in Singhofen nach- vollziehen. Dokumente in den evangelischen Kirchenbüchern und alte Fotos belegen es, den Familienbetrieb gibt es bereits seit 1780. Bäckermeister Bauer aus Singhofen führt Familienerbe weiter Familienbäckerei seit 1780 und sogar international aktiv Nr. 219 5. Mai 2018 www.handwerk-special.de 19 Ob das Backhaus von Bä- ckermeister Bernhard Bingel, der den Betrieb Ende des 18. Jahrhunderts gründete, schon am gleichen Platz stand wie die heutige Dorfbäckerei, lässt sich allerdings nichtmehr feststellen. Auch der Familienname der Geschäftsinhaber hat sichmehr- fach geändert. So heiratete die Tochter des Gründers einen GeorgFriedrichGemmerundder Name „Gemmersch Bäckerei“ entstand. 1939 änderte sich das Firmenschildüber derEingangs- tür. Friedrich Bauer übernahm durch Einheirat den Betrieb und sein Enkel, Bernhard Bauer, ist seit 1990 der Chef in der Back- stube. Der Generationswechsel war stets auchmit Investitionen, Erweiterungs- und Modernisie- rungsarbeiten verbunden. Heute sind Bauer und Ehefrau Uschi stolz auf ihre Bäckerei, in der überwiegend regionale und natürliche Rohstoffe zum Einsatz kommen. „Wir beziehen unser Getreide aus Singhofen unddenHauptrohstoffMehl von der Mühle Kruskop in Windes- heim“. Regional zu sein und zu produzieren hat für die Bauers aber nicht nurmit denRohstoffen zu tun, die sie aus dem Umland beziehen, sondern auch für die Menschen aus der Region da zu sein. Regelmäßig wird mit Vorschulkindern zu Weihnach- ten gebacken, und auch der Kindergarten und Ortsvereine sind gern gesehene Gäste. Die Backstube befindet sich direkt hinter dem Verkaufsraum und derBäcker ist immerwieder auch gern zum kleinen Plausch mit seinen Kunden bereit. Er greift Wünsche auf und setzt sie um. Diese Nähe und Fürsorge macht Bernhard Bauer auch aus. Engagement sogar in Indien Das Engagement des Sing- hofenerBäckermeisters ist gren- zenlos. So hat er drei Wochen im Süden Indiens elternlosen Mädchen, die im Heim leben, Grundkenntnisse seines Berufs vermittelt. Die Ausstattung, die Bauer bei seinem Aufenthalt vor Ort vorfand, bestand aus sauberen Räumen, einem Back- ofen, sowie „viel gutem Willen und Handarbeit“, wie er sagt. „Wir haben das Rundwirken von Teiglingen geübt, Zutaten abgewogen, Mürbeteig ausge- rollt und vieles andere mehr“, erinnert er sich an die Arbeit mit vier Mädchen. Zurzeit bildet er in Singhofen eine gelernte Erzieherin, die im Projektmitarbeitet, zurBäckerin aus. Sie wird ihre erworbenen Fachkenntnisse dann gezielt einsetzen. Seine Bereitschaft, Neues zu entdecken, andere Kulturen zu erschließen und sich mit Herzenswärme, Wertschätzung und Freundlichkeit fremden Menschenzuöffnen, überträgt er auch auf seine Lehrlinge. Celine Keller wird über die Mobili- tätsberatung der HwK Koblenz nach Valencia in Spanien zum Lehrlingsaustausch fahren. „Man bekommt so viel zurück, wenn man über den Gartenzaun schaut“, ist der Handwerksmei- ster sicher. Bäckerei Bernhard Bauer, Singhofen Gegr. 1780 | 11 Mitarbeiter | Verwendung regionaler Rohstoffe, „Backes- brot“ nach alter Rezeptur | Tel. 02604/ 41 41 Der aktive Christ Bernhard Bauer in der indischen Aus- bildungswerkstatt (oben) und seine Mitarbeiterin Celine Keller (unten), die sich ebenfalls in das Indien-Projekt einbringt. Bernhard Bauer sammelt früh seine ersten Bäcker-Er- fahrungen, damals schon schwer begeistert ... ... woran sich über die Jahre und Jahrzehnte nichts geändert hat. Mit Herz und Ver- stand ist er für die Menschen seiner Region da, weit über das Handwerkliche hinaus. Foto: privat Foto: privat

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