Handwerk Special Nr. 246 vom 19.04.2024

Horchs Ur-Enkel und Kfz-Meister 1999, und damit vor 25 Jahren, bestand Michael Müller seine Meisterprüfung im Kfz-Handwerkundsetzte anschließendeine langeFamilientradition rundumsAuto fort. 70 Jahre zuvor baute sein Urgroßvater eine Seilbahn zum Transport von Hühnereiern in luftiger Höhe von einemMoselufer zum anderen. Ein „Freizeitvergnügen“, denn als Ingenieur hatte sichder Seilbahnentwickler August Horch längst einen weltweiten Ruf als Autobauer erarbeitet. Der Ehemann (Theo) seiner Enkelin (Heike) gründete 1980 imHorch-Heimatort Winningen eine Kfz-Werkstatt. Die übernahm Michael 2004. Mit demMeisterbrief inder Tasche bauten Vater Theo und SohnMichael den Familienbetrieb weiter aus, bis sich Vater Theo 2004 zurückzog. „Daswaren schöne Jahre und ich denke sehr gern zurück an diese Zeit, in der wir jeden Tag in der Werkstatt standen.“ Heute arbeiten am Standort unweit derMosel sechsKfz-Experten.MichaelMüller, inzwischen49 Jahre alt, zieht ein positives Fazit über 25 Meisterjahre. „Eigentlich ist bei der starken Kundennachfrage unsere Werkstatt zu klein. Wir könnten mehr Aufträge entgegennehmen, doch die Kapazitäten sind ausgelastet.“ Täglich 14 bis 15 Arbeitsstunden und natürlich steht der Meister von 1999 auch an den Wochenenden in der Werkstatt – „das ist die Kehrseite erfolgreichen Unternehmertums. Als Selbstständiger hast du nicht um 17 Uhr Feierabend und kannst vier Wochen Urlaub am Stück machen.“ Zwei Kinder hat er zusammen mit Ehefrau Sandra großgezogen, ist außerdem imNamen des Ur-Großvaters viel unterwegs. „Es gibt immer wieder Veranstaltungen vonHorch-Clubs, zu denenwir alsFamilieeingeladenwerden“, erzählt der Winninger. All das muss unter einen Hut gebracht werden, zumal die betrieblichen Anforderungen nicht geringer werden. „Die Kfz-Technik entwickelt sich rasant und die bürokratischen Anforderungen steigen. Für jedes Produkt gibt es heute ständigneueDatenblätter undSicherheitsbelehrungen. Jüngst musstenwir das Büro umbauen, damit die vielenRechner für die elektronischenDokumentationenverarbeitet undgespeichertwerdenkönnen.“Hätte das der Ur-Opa gewusst … Und doch sagt Michael Müller ganz deutlich: „Es macht unendlich viel Spaß!“ Es gibt immer wieder Augenblicke, die ganz bewusst machen, wie sehr seine Arbeit gebraucht und geschätzt wird. „Kunden werdenüber JahrezuFreunden.AlsSelbstständiger hast Du den Vorteil völliger Unabhängigkeit und über dir steht nur der Kunde.“ Ein deutliches Bekenntnis für die Menschen und ihre rollenden Untersätze, für dieMichaelMüller jedenTagaufsNeue in der Werkstatt steht. Und eine Aussage, auf die der Ur-Opa als echter Autonarr sicherlich sehr stolz wäre! Kontakt: Kfz-Meisterbetrieb Michael Müller Tel. 02606 511 www.michael mueller-kfz.de Die Älteste aller Jungmeister „Ich hatte schon mit so etwas gerechnet“, lacht Monica Bernabeu Pedroso aus Dallgow im Havelland, als die Nachricht bei ihr eingeht: unter allen 713 Absolventen der Meisterprüfung ist sie die älteste. ImJanuar2024konntedieAugenoptikermeisterin ihren 60. Geburtstag feiern. 1983 legte siemit derAusbildungdenGrundstein für die nun erfolgreich abgeschlossene Meisterprüfung, „die ich eigentlich viel früher machen wollte. Doch dann kam bei einer größeren Reise die Liebe dazwischen. Dann habe ich zunächst in der Gastronomie gearbeitet und eine Fremdsprachenausbildung absolviert, Kinder großgezogen.“ Später beginnt sie in BerlineinStudiumfürAugenoptikundOpto18 metrie, in der Freizeit wird gekellnert. „Das war schon ein strammes Programm und ich musste nach einigen Jahren Berufsabstinenz auch feststellen, dass nicht mehr alles auf Knopfdruck abrufbar war.“ Auch wenn sie das Studium nicht abschließt – das Augenoptikerhandwerk bestimmt nun das weitere Berufsleben. Monica Bernabeu Pedroso unterschreibt einen Arbeitsvertrag bei der Optiker-Kette Robin Look in Berlin. „Dort wurde dann ein Meistertrainingskurs ausgerufen und ich habe mir gesagt: warum nicht?!“ So wird sie nochmals zur Schülerin, „auch wenn einigeDozentenjüngerwarenals ich.“DenTeilzeitkursüber 18 Monate absolviert sie an der Meisterschule Optonia in Diez, „in der Freizeit wurde online gebüffelt. Eine weitere Mitschülerin kam ebenfalls aus Berlin und wir haben uns die Fahrten und auch eine Ferienwohnung vor Ort geteilt.“ Und natürlich geht Monica weiter arbeiten, stellt sich so einer anspruchsvollen Mehrfachbelastung. „Die jüngste Mitschülerin war 21, die zweitälteste 43. Das Miteinander war sehr harmonisch und wir haben als Team erstklassig funktioniert!“Mit demMeisterbrief schließt sich einKreis, sagt die Augenoptikerin. Das ist eher eine sehr private Betrachtung auf ihr Berufsleben ab 1983. Doch es hat auch Einflussauf ihreAngestelltentätigkeit. „Zumeinenistdadie neueStellungalsMeisterin.Zumanderenbinichmomentan kommissarische Filialleiterin.“ Man kann also durchaus von einem beruflichen Aufstieg sprechen, doch wenn man MonicaBernabeuPedrosozuhört, schwingt inihrerStimme ein anderer Stolz. Es ist eher eine persönliche Sichtweise, dass nun in einem spannenden wie abwechslungsreichen Leben auch der Meistertitel seinen Platz gefunden hat. Foto: privat Auch vor 25 Jahren gab es eine Meisterfeier und viele strahlende Gesichter wie auch Pläne. Haben diese sich erfüllt? Michael Müller erzählt seine ganz persönliche Meister-Geschichte.

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