Handwerk Special Nr. 170 vom 25. Mai 2013 - page 12-13

Handwerk sorgt für Mobilität und erhält „Kulturgut Auto“
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Nr. 170
25. Mai 2013
PS-Berufsfindung – Manthey Racing beim Nürburgring-Klassiker
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Nr. 170
25. Mai 2013
Von Porsche bis Panda
Peter Arenz dreht den
Zündschlüssel des 911er,
Baujahr 1965. Der Anlas-
ser weckt den Motor, dem
offen liegenden Gasge-
stänge im Heck kann man
bei der Arbeit zuschauen.
Infernalisch melden sich
130 Pferdestärken. Die
sechs Zylinder sind zum
Dienst angetreten.
Langsam schiebt sich der Por-
sche durch die Halle in Groß-
maischeid, vorbei an Artgenos-
senjüngerenDatums.WasArenz
da bewegt, ist der älteste aktuell
inDeutschlandzumVerkauf ste-
hende Porsche 911, Wert knapp
80.000 Euro.
Es geht hinaus ins natürliche
Umfeld eines solchen Wagens,
die kurvenreichen Straßen des
Westerwaldes. Passanten blei-
ben stehen, Autofahrer bremsen
abundmachenehrfürchtigPlatz,
Kühe recken neugierig ihre
Hälse. Wenn ein historischer
911er anrollt, ist das nicht nur
eine Bewegung im Straßen-
verkehr. Über einen Mangel an
Aufmerksamkeit können sich
Arenz und sein Porsche nicht
beklagen. Strahlende Gesichter
undfreundlicheGestenbegleiten
jede Umdrehung des 2-Liter-
Motors. Wo der Wagen stehen
bleibt, sind sofort Menschen da,
die sich mit Kfz-Mechaniker-
meister Peter Arenz über seinen
Untersatz unterhalten. Bei aller
Emotionalität,die sichmiteinem
solchen Fahrzeug verbindet – es
ist und bleibt ein Automobil.
Und um das kümmert man sich
im Großmaischeider Autohaus
Stentenbach,dasPeterArenzund
Ehefrau Nicole betreiben.
Großmaischeider Kfz-Experten und ihre 911er Schätze
„Der Wagen wird jetzt wieder
auf den Originalzustand rück-
gebaut“, erklärt der Handwerks-
meister die nächste Mission am
911er. 1990 zum Rennwagen
umgebaut, soll dank handwerk-
licher Spitzenleistung und einer
weltweiten Vernetzung bei der
Ersatzteilversorgung wieder der
Zustand erreicht werden, in dem
der Porsche 1965 ausgeliefert
wurde. Das wird einige Zeit
dauern, fachliche Kompetenzen
bindenundauchGeldkosten,den
Wert desWagens aber starknach
oben korrigieren.
„Aktuell geht der Markt für
historischeFahrzeuge,insbeson-
dere der Marke Porsche, durch
die Decke“, erzählt Arenz, der
über Kontinente hinweg Wa-
gen ankauft, in Großmaischeid
restauriert und wieder verkauft.
„50 Jahre Porsche 911 und das
schwacheZinsniveauhabendazu
geführt, dass in Sachwerte wie
gut erhalteneOldtimer investiert
wird. Mit dem 50-Jahre-Jubilä-
um ist der Porsche 911 aktuell
in aller Munde und gefragt wie
seltenzuvor“,weißArenz,derim
Autohaus Stentenbach schondie
Lehre absolvierte und 1998 bei
derHandwerkskammerKoblenz
seine Meisterprüfung ablegte.
Vor 30 Jahren wurde der Fami-
lienbetrieb gegründet, der sich
längst über die Region hinaus
einen erstklassigen Ruf bei
der Restaurierung historischer
Fahrzeuge gemacht hat, aber
genauso für die großen und
kleinen automobilen Anliegen
der Nachbarschaft da ist. Und
so wechseln sich auf der Hebe­
bühne 911er Modelle aus dem
Hause Porsche ab mit Panda,
Peugeot oder Pagode. „Wir sind
für alles und alle da“, beschreibt
Peter Arenz den Alltag, der ihn
aber auch immer wieder weit
weg von Großmaischeid führt.
So im vergangenen Jahr, als
er einen 911er, Baujahr 1964,
zu einen New Yorker Kunden
begleitete. „Der Wagen hatte
die Fahrgestellnummer 133“,
denkt Arenz an den Wagen der
ersten Generation zurück und
mit Blick auf die anschließenden
Produktionszahlen folgten ihm
über 800.000 911er. Ein Stück
Zeitgeschichte, das in Groß-
maischeid in guten Händen ist.
Steckbrief: Auto Stentenbach, Großmaischeid
Gegr. 1983 | 6 Mitarbeiter | Wartung und Reparatur aller Kfz-Mar-
ken, speziell Porsche-Restaurierung |
24-Stunden-Rennen
Mantheys flotte 911er
Porsche und Olaf Man-
they – das ist eine über
Jahrzehnte gewachsene
Partnerschaft, die auch das
jüngste 24-Stunden-Rennen
auf dem Nürburgring lange
Zeit dominierte.
1990 star-
tete Olaf
M a n t h e y
als aktiver
Rennsport-
ler erstmals
auf Porsche
911 in eine
Meisterschaft und eigentlich „war derWagen unfahrbar“, erinnert
sich der heute 58-jährige Teamchef und Unternehmer („Manthey
Racing“, Meuspath am Nürburgring, Mitgliedsbetrieb der HwK
Koblenz).Mit vielArbeit, fachlichemFingerspitzengefühl undder
notwendigen Portion Benzin im Blut gewöhnte man dem 911er
seine Zickigkeiten ab und kultivierte den Untersatz in Sachen
Rennsport. Was folgte, waren ausgesprochen erfolgreiche Jahre,
dennder Porsche setzte nicht nur imRennsportMaßstäbe, sondern
gab dieseGene auch an die Serienfertigungweiter. So entwickelte
sich eine Sportwagenikone, die nach 50 Jahren über 800.000 Mal
gebaut wurde. Für Olaf Manthey ist der 911er immer noch ein
interessanter Fall für dieunternehmenseigeneEntwicklungsarbeit,
denn „Porsche baut mit dem911er ein Fahrzeug, dass sich in allen
wichtigenDetails für denRennsport individuell konfigurieren lässt
und auch bewusst ab Werk Reserven bietet, die wir im Rennsport
ausschöpfen und nutzen“ - so jüngst beim24-Stunden-Rennen auf
dem Nürburgring, das gleich zwei Manthey-Porsche lange Zeit
bestimmten. Bis zur wetterbedingten Unterbrechung nach knapp
sechs Stunden lagen die 911er mit den Startnummern 18 und 50
auf den Plätzen zwei und drei unmittelbar hinter dem Führenden.
Das Rennen endete mit Platz 7 für die Startnummer 18 (der in
seiner Klasse SP7 siegte) und Platz 11 für die Nummer 50.
Nicole und Peter
Arenz betreiben
das Familienunter-
nehmen „Autohaus
Stentenbach“ in
Großmaischeid.
Porsche 911 der ersten Generation
(Baujahr 1965).
Traditionelles 911er Cockpit mit Rundinstru-
menten, zentral gelegen der Drehzahlmesser.
Vor 20 Jahren wurde der 911er auf „Rennsport“ umgebaut, jetzt
wird Peter Arenz ihn wieder in den Urzustand versetzen.
Schöner Rücken kann entzücken: Die Form des
911er hat sich in 50 Jahren kaum verändert.
Kfz-Mechanikermeis­
ter Peter Arenz.
Unverkennbare
911er Silhouette
im satten Grün des
Westerwaldes.
Schrauben und schauen
Es geht um Motoren, Rad-
wechsel und Stromkreis-
läufe am Auto: Kinder und
Jugendliche, die über ein
Projekt der Kreuznacher
Diakonie Kirn an Technik
und Berufsfindung heran-
geführt werden, dürfen
selber mal anpacken und
einen Blick hinter die
Technik-Kulissen werfen.
Angefangen vom Wechseln
der Räder über die Elektrik bis
hin zur Motorkunde bietet sich
in den Kfz-Ausbildungswerk-
stätten der Handwerkskammer
(HwK) Koblenz die Möglich-
keit, Erfahrungen aus erster
Hand zu sammeln. Das Projekt
„Technik unserer Zeit“ führte
die Teilnehmer bereits in das
Technikmuseum nach Speyer
oder die Mercedes-Produktion
in Sindelfingen.
Nun probierten sie sich dort aus,
wo normalerweise Lehrlinge im
Rahmen der überbetrieblichen
Lehrunterweisung ausgebildet
werdenoder sichMeisterschüler
aufihrePrüfungvorbereiten.Da-
bei wurden auch anspruchsvolle
Kinder und Jugendliche der Diakonie erobern HwK-Werkstätten
Aufgaben wie das Wechseln
eines Zahnriemens gelöst. „Es
ist spannend zu sehen, was dabei
alles zu beachten ist, denn alle
Rollen und Zahnräder müssen
in eine bestimmte Stellung ge-
bracht undmit Spezialwerkzeug
fixiert werden.“ Fachkundige
Unterstützung gab es dabei
durch Ausbildungsmeister Mir-
co Schuhmann, der den jungen
Nachwuchshandwerkern die
Handgriffe erläuterte, aber auch
auf die berufliche Ausbildung
einging und berichtete, was man
beruflich nach erfolgreichem
Lehrabschluss alles machen
kann.
Berufsfindung mit praktischem
Bezug – das bieten auch die
zahlreichen Praktikumsplätze
in Handwerksbetrieben, die auf
eine Ausbildung vorbereiten.
Informationen dazu gibt die
Handwerkskammer Koblenz im
Internet in der Rubrik „Prakti-
kumsbörse“. Hier gibt es auch
eine Übersicht über freie Aus-
bildungsplätze im Handwerk
– alles gebündelt unter
Teilnehmer des Projektes „Technik unserer Zeit“ der
Diakonie Kirn in der Kfz-Ausbildungswerkstatt der
HwK, rechts Ausbilder Mirco Schuhmann.
Manthey-Porsche beim 24-Stunden-Rennen.
Boxenstopp
beim Team
Manthey im
Dauerregen,
der kurze
Zeit später
zu einer
mehrstün-
digen Renn-
pause führte.
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