Denkmalpflege im Handwerk: ein Beispiel aus Beltheim
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Nr. 191
11. Juli 2015
www.handwerk-special.deMethusalem-Häuser retten
In seinen 34 Jahren der
Selbstständigkeit restau-
rierte er mit Fachwissen,
Leidenschaft und Herz-
blut 30 Gebäude aus
früher Zeit. Häuser, die
eigentlich abgerissen
werden sollten, erstrah-
len jetzt in neuem Glanz.
Tischlermeister Peter
Etzkorn aus Kastellaun ist
ein begnadeter Res-
taurator. Auch für Möbel
und Antiquitäten. Er nutzt
dabei überlieferte alte
Handwerkstechniken und
lässt kleine Kunstwerke
entstehen.
„Ich erfinde nichts neu, son-
dern lasse nur im Verborgenen
Schlummerndes auferstehen“,
betont Peter Etzkorn. Den histo-
rischenCharmevonAltertümern
zu erweckenundwieder sichtbar
zumachen, treibt ihn an. Für sein
Engagement bei der Restaurie-
rung des 250 Jahre alten Drei-
herrischen Gerichts in Beltheim
wurde der Handwerksmeister
im Rahmen der Verleihung des
Sparkassen-Denkmalpreises
2015 mit einer Anerkennung
geehrt.
Tischlermeister Etzkorn erweckt alte Substanz zu neuem Leben
Für sein Engagement bei der Restaurierung des 250
Jahre alten Dreiherrischen Gerichts in Beltheim wur-
de Handwerksmeister Peter Etzkorn im Rahmen der
Verleihung des Sparkassen-Denkmalpreises 2015 mit
einer Anerkennung geehrt.
Auch bei der Restaurierung der Innenräume bewahrte
Peter Etzkorn den Geist des historischen Gebäudes.
Bei der Umsetzung seines Projektes arbeitete Peter
Etzkorn mit Kollegen zusammen, die auf Arbeiten der
Denkmalpflege spezialisiert sind.
Schon 1978 habe er damit ge-
liebäugelt, das ehemalige Ge-
richtsgebäude inBeltheim, einen
stattlichen Fachwerkbau, der
später als Pfarr- und Wohnhaus
genutzt wurde, zu erwerben. „Es
war Liebe auf den ersten Blick“,
bekennt er. Leider wollte der da-
maligeBesitzer nicht verkaufen.
Mit Denkmalpflege
abgestimmt
Nach einem schweren Brand
1999 stand das unter Denk-
malschutz stehende Gebäude
viele Jahre leer und verfiel
zusehends. Der Eigentümer
wollte es eigentlich abreißen,
verkaufte es 2010 dann doch an
Etzkorn.DerHandwerksmeister
verwandelte die marode Ruine
in ein komfortables Ferienhaus.
Alle Restaurierungsmaßnahen
erfolgten in enger Absprache
mit der unter dem Dach der Ge-
neraldirektion Kulturelles Erbe
(GDKE) angesiedelten Landes-
denkmalpflege, die, wie auch
die Gemeinde, die Sanierung
der ortsbildprägenden Bausubs-
tanz mit Zuschüssen förderte.
„Meinem Prinzip entspricht
es, so viel wie möglich von der
historischenSubstanz zubewah-
ren, energetisch zu sanieren und
trotzdem durch Veränderungen
im Inneren des Gebäudes eine
sinnvolle Nutzung zu ermögli-
chen“, erklärt der Restaurator.
So wurde zunächst eine detail-
lierte Bestandsaufnahme durch
das Landesdenkmalamt erstellt.
Dazu gehörte auch eine Farbbe-
fundstudie. „An einigen Stellen
waren bis zu zehn Farbschichten
übereinandergelegt“, erinnert
sich Peter Etzkorn. Anhand
der letzten gefunden Schicht
wurde das jetzige Farbkonzept
entwickelt.
Um das Gebäude vor Wind
und Wetter zu schützen, erhielt
es – in Zusammenarbeit mit
Frank Schneider aus Beltheim
– zunächst ein neues Dach.
DachdeckermeisterSchneiderist
seit 20 Jahren selbstständig und
hat drei Mitarbeiter. „Schiefer
und altdeutsche Deckung sind
bei solch historisch wertvollen
Gebäuden obligatorisch. Man
muss aber ein Gefühl für das
Naturmaterial haben, weil die
Schiefer unterschiedlich groß
und dick sind. Es macht stolz, so
zu arbeiten wie bereits Dachde-
ckergenerationenvoruns,dieauf
den alten Hunsrücker Dächern
unterwegs waren“, erklärt er.
Historischer Dachstuhl
war gut erhalten
Der Dachstuhl hat die Jahrhun-
derteschadlosüberstanden.Kein
Wurm oder Käfer bohrte sich in
die dicken Eichenbalken. Beim
Fachwerk sah es anders aus.
An beiden Stirnseiten mussten
etliche Balken erneuert werden.
Dabei griff Peter Etzkorn auf
altes Baumaterial zurück. Beim
AufarbeitendesaltenEichenfuß-
bodens der Türen und Fenster
konnte er auf die Zusammenar-
beit mit seinem Fachkollegen,
Tischlermeister Dirk Pfläging
aus Gödenroth, bauen.
„Es ist ein unbeschreibliches
Gefühl, alte Handwerkskunst
wieder aufleben zu lassen und
den Hauch der Geschichte zu
spüren“, so Pfläging. Er hat
seinen Betrieb im Jahr 2000
gegründet und sieht inRestaurie-
rungsaufträgen eine besondere
Herausforderung.
Fortsetzung auf Seite 15
Fotos: privat