Handwerk Special Nr. 132 vom 29. August 2009 - page 14

Damit es rollt: Handwerk gestaltet Bewegung
Nr. 132
29. August 2009
„Lackieren alles, vom Hubschrauber bis zum Pkw!“
„Wir veredeln alles, was
nicht läuft“, lacht Fahr-
zeuglackierermeister
Frank Gerardy, 38-jäh-
riger Geschäftsführer der
Frank Gerardy GmbH in
Polch. In seinem Karos-
serie- und Lackierzentrum
werden mit Kreativität
und technischem Know-
how Karosserieober-
flächen instand gesetzt
und nach allen Regeln
der Lackkunst bear-
beitet und gestaltet.
Das Spektrum reicht von der
Schwere Unfallschäden werden
ebenso behoben wie kleine
Beulen.SelbstHubschrauber,ein
Flugzeugschlepperundsogarein
Mercedes-FlügeltürerfüreinKö-
nigshaus wurden in der Polcher
Werkstatt veredelt. „Solche
Aufträge sind natürlich die Sah-
nehaube im täglichen Geschäft.
Der Schwerpunkt unsererArbeit
liegt auf der Instandsetzung von
Unfallschäden.“ Frank Gerardy
zählt auch einen Karosserie-
bauermeister zu seinem Team.
„40 bis 50 Pkw werden pro
Woche bearbeitet. Beginnend
mitderSchadendiagnosebiszum
Gespräch mit der zuständigen
Versicherung fallen darunter
alle technischen Aspekte eines
Fahrzeugschadens.“
Eigens für Pkw wurde im Mai
dieses Jahres ein neues Gebäude
in Betrieb genommen. Auf ca.
2.000 qm Hallenfläche gibt es
einen Werkstattbereich und die
Lackier- und Karosserieabtei-
lung. In einer Kombikabine mit
angeschlossenem Trockner in
Überbreite ist es möglich, Teile
und Fahrzeuge komfortabel ge-
meinsamzu lackieren.DieLuft
wird über eine Wärmerückge-
winnung von der Hallendecke
zugeführt. Optimal gedämmte
Außenwände und die Ausrich-
tung der Fenster sorgen für
Energieersparnis undoptimale
Lichtverhältnisse. „Neben der
Energieeinsparung standen
schnellstmögliche Abläufe im
Vordergrund“, bringt Gerardy
das Konzept für den Neubau
auf den Punkt. „Wir verkau-
fen nicht, sondern reparieren.
Unfälle passieren nun mal
unabhängig von der wirt-
schaftlichen Situation“, nennt
er einen weiteren Grund für
die Investition. Das bisherige
Gebäude bleibt den Nutzfahr-
zeugen vorbehalten.
Auchauf demGebiet derOldti-
merlackierung ist dasTeamum
Meister Gerardy fachkundiger
Ansprechpartner. „Ich habe
ein Faible für die Fahrzeuge“,
so Gerardy. Er weiß, dass die
Restaurierung sehr viel Liebe
zum Detail und fundiertes
Fachwissen bedarf. 20 bis 25
Oldtimer pro Jahr werden hier
auf Vordermann gebracht.
Ein Rad für alle Fälle
Durch eine Krümmung
der Wirbelsäule kann ein
Mann nicht mehr auf-
recht gehen, Radfahren
aber sehr wohl. Möglich
ist ihm dies durch eine
Sonderanfertigung aus
der Werkstatt von Man-
fred Schumacher aus
Unzenberg/Hunsrück.
Der gelernte Werkzeug-
macher hat sich auf
Planung, Konstruktion,
Fertigung und Repa-
ratur von Sonderfahr-
rädern spezialisiert.
Seit 1994 ist der Meister selbst-
ständig und in die Handwerks-
rolle der HwK Koblenz als Ma-
schinenbaubetrieb eingetragen.
„Das Rad wurde im Liegen
angepasst“, beschreibt Schu-
macher die Besonderheit. „An
den Rahmen kamen spezielle
gelaserte Halterungen für den
klappbaren Sitz.“
Maßgeschneiderte
Fahrräder
„Die Idee, Räder für Menschen
mitgesundheitlichenBeeinträch-
tigungen, sogenannteDreiräder,
zu bauen, kam im Gespräch mit
einem befreundeten Sportlehrer
und Physiotherapeuten. Vor 15
Jahren fand ich so eine Marktlü-
cke“, erinnert sich Schumacher.
„Inzwischen gibt es viele An-
bieter. Und die Krankenkassen
bezuschussen die Dreiräder
nur noch für Kinder und in
Ausnahmefällen. Das macht
die wirtschaftliche Situation
nicht einfacher.“ Schumacher
sieht aber genau hier auch seine
Chance als Handwerksmeister.
„Ich fertige die Dreiräder maß-
genau“, betont er.
„Ein Kunde, der imAlter von 40
Jahren einen Schlaganfall hatte,
ist jetzt imDreiradmobil und hat
damit bereits 30.000 Kilometer
absolviert“, unterstreicht der
56-Jährige die Fahrtüchtigkeit
der Fahrzeuge. Ein Apotheker
bestellte bei Schumacher eine
außergewöhnlicheDreiradkons-
truktion für sich und seine Frau.
„Sie kann das Rad selbst nicht
lenken, soll aber zusammen mit
ihrem Mann auf drei Rädern
mobilsein.Deshalbwurdenzwei
Dreiräder zu einem verbunden.
Schumacher plant, baut
und repariert Sonderfahrräder
Steckbrief: M. Schumacher, Unzenberg/Hsr.
Gegr. 1994 | Sonderfahrräder, Planung, Konstruktion, Fertigung,
Reparatur | Tel.: 06763/ 4439 |
Er tritt und
sie bewegt sich
mit“, erklärt der
Fachmann.
Vom Stadtrad
bis zur Rennmaschine
Inzwischen werden die
Dreiräder zunehmend
von Senioren nachge-
fragt. „Man braucht sich
keineSorgenmachen, das
Gleichgewicht zu halten,
sitzt angenehmund stärkt
Bein- und Armmuskula-
tur.EineAltersbegrenzung
für Dreiradfahrer gibt es
nicht, zumal
d i e Au f -
und Nach-
r ü s t u n g
mit elek-
t r i s c h e n
Hilfsantrie-
ben unprob-
lematisch ist.
VomStadtradbis zur
Rennmaschine, jede Sonderan-
fertigung ist möglich“, so Schu-
macher. Liegezweiräderwerden
ebenfalls in der Unzenberger
Werkstatt gebaut. „DieTendenz,
mithilfe eines ‚Maßrades’ trotz
Einschränkungen lange körper-
lich aktiv zu sein, ist steigend“,
freutsichderHandwerksmeister.
BaldwirdauchimhohenNorden,
in Finnland, ein Dreiradmade in
Unzenberg fahren. „Mein Sohn
war als Austauschschüler vor
Ort“, erklärt er den zustande
gekommenen Kontakt. „Wer
weiß, vielleicht gibt es dort einen
Markt“, lacht er.
Für Kfz-Lackierer beginnt
am 9. Oktober ein Teilzeit-
Meisterkurs in Koblenz.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
E-Mail:
Meisterkurs
Kfz-Lackierer
Info-Tel.: 0261/ 398-415
Faszination Oldti-
mer, eine Spezialität
der Mannschaft um
Frank Gerardy (r.).
Jedes Rad ein Einzelstück: Schumacher tüftelt für die radelnde Kundschaft.
Steckbrief: Gerardy Lackierzentrum, Polch
Gegr. 2002 | 34 Mitarbeiter (2 Meister, 5 Lehrlinge) | Karosserie-
und Lackierarbeiten, Oldtimerrestaurierung |
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