Handwerk Special Nr. 137 vom 6. März 2010 - page 9

Mit Tradition in die Zukunft: Jungmeister in Familienbetrieben
9
Nr. 137
6. März 2010
Jungmeister wird 100
Wenn man sich mit der
Malerfamilie Fuhr aus
Buchholz im Westerwald
auf den Weg durch ihren
Wohnort macht, nach
den Häusern fragt, an
denen sie in den letzten
100 Jahren gearbeitet
haben, kann es dauern.
Einfacher wäre die Frage, an
welchen Häusern sie nicht ge-
arbeitet haben, denn da gibt es
kaum welche. Seniorchef Peter
Josef Fuhr kann für jede Arbeit
sogar das Jahr, oft den Monat
zuordnen.
Zusammen mit seinen Söhnen
setzt er das fort, was durch
Großvater Josef Fuhr am 16.
Februar 1910 mit der Unterneh-
mensgründungbegonnenwurde.
Vater Josef hat dann die Firmen-
undFamiliengeschichte über die
Kriegsjahre hinein in die Zeit
des Wiederaufbaus erfolgreich
fortgesetzt. Nun ist die nächste,
dievierteGenerationangetreten,
Malerei Fuhr ist Werk von Generationen
Steckbrief: Malerei Fuhr, Buchholz (Ww.)
Gegr. 1910 | 4 Mitarb. (3 Meister) | Malerarbeiten im Innen- und
Außenbereich | Tel.: 02683/ 7365 |
Meister!
781 km zum Meisterbrief
Christel Hoff aus
Greifswald an
der Ostsee ist
staatlich geprüfte
Keramikgestalterin
und Meisterin in
ihrem Handwerk.
Die Jungmeiste-
rin legte mit 781
Kilometern den
weitesten Weg
zum Meister-
brief zurück.
I
nfos
„Ich habe mich
nach der Lehre
zum Besuch
der Staatlichen
Fachschule für
Keramik in Höhr-Grenzhausen entschlossen. Sie hat
einen guten Namen und man erwirbt dort die Berufsbe-
zeichnung eines staatlich geprüften Keramikgestalters“,
erzählt sie.
„Der geprüfte Gestalter zählt in der Keramik, wenn man
selbstständig arbeiten möchte, jedoch nicht so hoch
wie der Meister. Da ich im eigenen Atelier meine Ideen
umsetzen wollte, habe ich mich zum Erwerb des Meis­
terbriefs entschlossen“, betont die 30-Jährige. Die not-
wendigen fachtheoretischen und fachpraktischen Inhalte
der Meisterprüfung waren in die Fortbildung integriert,
Betriebswirtschaft, Recht und arbeitspädagogische
Inhalte „büffelte“ Christel zusätzlich. „Ich denke, das
Engagement hat sich gelohnt.“ In jedem Fall können
Kunden Geschirr made by Hoff inzwischen erwerben.
... und Anmeldung zu allen Meisterkursen, Tel.:
0261/398-415,E-Mail:
Beruflich gut gerüstet
Sie sind Brü-
der und gehen
beruflich einen
gemeinsamen
Weg. Alexander
und Christian
Gschwandtner aus
Neuwied sind Ge-
rüstbauermeister.
Die Geschwister sind
selbstständigund führen
den vom Vater gegrün-
deten Gerüstbaubetrieb weiter.
Beide haben eine Dachdecker-
lehre erfolgreich beendet. Ein
zweites Standbein zum elter-
lichen Betrieb sollte es werden.
Oft haben sie ihrem Vater bei
seiner Arbeit geholfen. „Er hat
uns somanchen Trick verraten“,
so die Brüder. Als der Vater vor
vier Jahren plötzlich verstarb,
führten die Brüder, damals 23
und 19 Jahre jung, den Betrieb
mit einerAusnahmebewilligung
weiter. Als Meister wollen sie
denBetrieb fortführen. Zunächst
startete der ältere Alexander den
Meisterkurs. Ein Jahr später
folgte Christian. „Wir haben
uns abgewechselt. Einer fuhr zur
Meisterschulung, einer musste
Brüder Gschwandtner erwarben Meisterbrief im Doppelpack
dasMalerunternehmenRichtung
Zukunft zu führen. Florian Fuhr,
Jahrgang 1983, wird als jüngster
Handwerksmeister der Familie
Fuhr am 7. März in Koblenz
seinen Großen Meisterbrief ent-
gegennehmen. „Es erfüllt mich
mit Stolz, etwas fortzusetzen,
was vor 100 Jahren begann“,
strahlt der Westerwälder.
Zusammen mit seinem Bruder
Michael, der vor zwölf Jahren
denMeisterbrief ablegte, wird er
den Familienbetrieb weiterfüh-
ren. Kunden hat der Betrieb vor
Ort – im wahrsten Sinne – und
auch in den Großräumen Bonn
und Köln. „Unsere gute Arbeit
spricht sich rum und wer einmal
unser Kunde war, empfiehlt
uns weiter. Die Auftragslage
ist also recht gut“, bringen es
die drei Malermeister auf den
Foto: privat
Punkt. 2009 zählt dabei zu den
bestenJahreninder100-jährigen
Geschichte.
„Der Meisterbrief ist nicht nur
ein Nachweis für Wissen und
Können. Die Meisterprüfung
und ihre Ansprüche sind auch
ein wichtiger Meilenstein im
Malerfamilie Fuhr
bei ihrem Tage­
werk: Jungmeister
Florian (l.), Bruder
Michael und Vater
Peter Josef schwin­
gen gemeinsam
die Malerpinsel.
Aus dem Jahr 1949: Eine
Rechnung aus Großvater
Josef Fuhrs Zeiten.
AnsprechpartnerimBetriebsein.
Das Tagewerk ging weiter und
ohne Chef ist das schwer mög-
lich.Außerdemwolltenwirjeden
Kundenauftrag erfüllen“, erklärt
Alexander Gschwandtner.
Als Dachdecker muss man
schwindelfrei sein. DieseEigen-
schaft kamdenBrüdern bei ihrer
beruflichen Neuorientierung
auch zu Hilfe, ist aber nur ein
Aspekt. „Gerüstbauer rüsten
nicht nur Einfamilienhäuser
für Malerarbeiten ein. Gerüste
sind ebenso Basis bei Arbeiten
an Kirchen und anderen Ge-
bäuden. Jede Einrüstung muss
maßgeschneidert und sicher
sein. Das verlangt mehr als nur
eine sichere Hand
und Augenmaß“,
betonen dieMeister.
Sie berichten von
einem 30-Meter-
Gerüst, mit dem sie
ein Mehrfamilienhaus in Wies-
badenfürdieFassadengestaltung
vorbereitet haben. Auch für die
Innenarbeiten einer Limburger
Kirche war ein Gschwandtner
Gerüst Voraussetzung.
Der vorhandene Kundenstamm
hat den Existenzgründern bei
ihrem Start geholfen. Dass der
gute Name Gschwandtner bei
den Kunden nicht an Klang
verliert, müssen die Meister-
brüder mit solider Arbeit weiter
unter Beweis stellen. Mit dem
Meisterbrief sind Christian, der
in der Freizeit in der freiwilligen
Feuerwehr Feldkirchen aktiv ist,
undAlexander,derShowtanzbe-
treibt, jedoch bestens gerüstet.
Die Jungmeis­
ter Christian (l.)
und Alexander
Gschwandtner.
persönlichen Werde-
gang.ManhatdasGe-
fühl, wirklich etwas
erreicht zu haben“,
zeigt sich Florian
Fuhr stolz, der nun
in der Meister-Liga
seiner Vorfahren an-
gekommen ist.
1,2,3,4,5,6,7,8 10,11,12,13,14,15,16,17,18,19,...24
Powered by FlippingBook