Handwerk Special Nr. 167 vom 23. Februar 2013 - page 12-13

Hunderte
Kilometer
Kleine Geschichten rund um die Meisterfeier am 24. Februar
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Nr. 167
23. Februar 2013
Meisterbrief treibt an
Karmin Gorgis Dawoud kommt
aus dem Irak. Seit fünf Jahren lebt
die 31-Jährige mit der Familie in
Deutschland.
In Koblenz fand die gelernte Friseu-
rin Arbeit. „Es war eine schwere Zeit.
Abends habe ich die Sprache gelernt,
denn ohne Kommunikation mit den
Kunden geht es in unserem Beruf nicht“,
sagt sie.
Um sich ihren Traum vom eigenen Salon
zu erfüllen, besuchte sie die Meistervor-
bereitungskurse bei der HwK Koblenz.
„Die Theorie hatte es in sich. Deutsch ist
nun mal nicht meine Muttersprache, und
wenn betriebswirtschaftliche Zusammen-
hänge, Rechnungswesen oder Kalkulati-
onen erklärt werden, ist das ohnehin kein
leichter Unterrichtsstoff, der natürlich
bei Sprachproblemen nicht einfacher zu
verstehen ist. Ich bin glücklich, dass ich
es geschafft habe. Der Meisterbrief treibt
mich an“, freut sich die Friseurmeisterin
mit irakischen Wurzeln.
Stolz auf die Mama sind auch Ehemann
und Tochter. „Wir sind seit fast 15 Jah-
ren zusammen. Unsere Tochter ist neun
Jahre. Da hat man schon viele Dinge
zusammen bewältigt. Auch die Meister-
prüfung ist ideell ein Familienerfolg“, ist
Karmin zu recht stolz.
Kleine Geschichten rund um die Meisterfeier am 24. Februar
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Nr. 167
23. Februar 2013
Meister über 600 Computer
Kevin Naujokat aus Ko-
blenz ist einer der Fach-
männer für Installation,
Verwaltung und Wartung
von über 600 Arbeits-
platzcomputern bei der
Handwerkskammer (HwK)
Koblenz.
InseinemfrüherenAusbildungs-
betrieb betreut der 23-jährige,
frisch gekürte Informations-
technikermeister heute die IT-
Infrastruktur, Computer, das
Netzwerk und die PC-Nutzer.
2005 begann Kevin seine Lehre
bei derHwK. Er schloss 2009 als
Jahrgangsbester ab, wurde Lan-
dessieger im Leistungswettbe-
werb des Deutschen Handwerks
und belegte auf Bundesebene
den 2. Platz. Im gleichen Jahr
absolvierte er die Teile III (Be-
triebswirtschaft,Recht undkauf-
männische Grundlagen) und IV
(Berufs- und Arbeitspädagogik)
der Meistervorbereitung. Die
HwK Koblenz ist sehr an der
Weiterbildung der Mitarbeiter
interessiert und förderte den
ehrgeizigen jungen Mann.
Informationstechnikermeister Kevin Naujokat betreut IT-Infrastruktur bei der HwK
Die Zeit bis zum Beginn der
Meisterkurs-TeileI(Fachpraxis)
und II (Fachtheorie), für die er
Mittel aus der Begabtenför-
derung in Anspruch nehmen
konnte, nutze er ebenfalls zur
Glänzend qualifiziert
Andrea Nicola Grimm aus Berlin ist nicht nur die beste Goldschmiedemeisterin
des Meisterjahrgangs 2012 (s. S. 6), sondern wird im März auch die Qualifikation
zur Restauratorin im Gold- und Silberschmiedehandwerk beenden.
Goldschmiedemeisterin aus Berlin ist Meisterin PLUS Restauratorin
Die Meisterfeier ist auch Thema in
HwK-TV, dem Fernsehformat der
Handwerkskammer Koblenz – im-
mer zum Nach-Sehen im Internet
unter
Über den nebenstehenden QR-Code geht’s mit dem
Smartphone zum Filmbeitrag vom 20. Februar 2013
im Internet unter
Fortbildung. Er qualifizierte
sichzumNetzwerkadministrator
und ist zertifizierter Microsoft
System Administrator. „Ich bin
eigentlich ständig dabei, mich
abends und samstags weiter zu
bilden“, erzählt der Jungmei-
ster. „Was Spaß macht, belastet
nicht“, beantwortet er die Frage
nach fehlender Freizeit. Sohat er
bereits ein Wirtschaftsinforma-
tikfernstudium im Blick.
Bei der HwK Koblenz ausgebildet und zum Informationstechnikermeister qualifi-
ziert: Kevin Naujokat betreut hunderte Computer im Kollegenkreis.
Brüderlich zu Meisterbrief und Selbstständigkeit
Nachgefragt bei den Tischlermeisterm Jörg und Thomas Sucke aus Großholbach
Sie haben gemein-
sam die Schulbank
gedrückt und freuen
sich nun auf die
Übergabe des Gro­
ßen Meis­terbriefes:
Die Brüder Jörg
und Thomas Sucke
aus Großholbach
bei Montabaur sind
Tischlermeis­ter.
„Das Tischlern liegt
uns im Blut. Schon
als Fünfjähriger
habe ich auf der
Hobelbank gesessen
und meinem Vater
bei der Arbeit zu-
gesehen“, erinnert
sich Jörg. Er ist mit
32 Jahren der Ältere
der Brüder. Ihr Vater, Tischlermeister Peter-Josef
Sucke, arbeitet als Angestellter und ist mit seiner
Tischlerei seit 1985 im Nebengewerbe in der
Handwerksrolle der Handwerkskammer (HwK)
Koblenz eingetragen. „Unser Traum ist es, die
Tischlerei unseres Vaters einmal gemeinsam
auszubauen und weiterzuführen“, so Jörg Sucke.
Er hat sich bereits vor zehn Jahren bei der HwK
zum Betriebswirt des Handwerks qualifiziert.
„Der Meisterbrief ist ein weiterer Baustein zur
Realisierung unseres Vorhabens. Mein Bruder
hat mitgezogen. Jetzt ist er noch in einem Fens­
terbauunternehmen beschäftigt“, erzählt er.
Wurde gemeinsam gelernt und wer war der
Bessere auf der Meisterschule? „Wir waren kei-
ne Konkurrenten. Wichtig war unser Ziel, der
Meisterbrief. Jeder hat sein Wissen eingebracht.
Gegenseitige Hilfe und Motivation stand auf der
Tagesordnung“, antwortet Thomas Sucke. Er ist
27 Jahre alt und hat wie sein Bruder die Selbst-
ständigkeit fest im Blick.
Die 26-Jährige nutzte das Fort-
bildungsangebot der Hand-
werkskammer (HwK) Koblenz
zum„Meister PLUSRestaurator
im Handwerk“ im Zentrum für
RestaurierungundDenkmalpfle-
ge in Herrstein. „Die wöchent-
liche Anreise von Berlin nach
Herrstein machte mir zunächst
Sorgen. Das Angebot der HwK
ist konkurrenzlos. Dem kann
man sich nicht entziehen, wenn
man sich über die Arbeit am
Werkbrett hinaus auch für die
Geschichte und Entwicklung
des Goldschmiedehandwerks
interessiert“, betont sie.
Andrea Nicola Grimm erzählt,
dass sie das Geschäft der Eltern
nicht übernimmt. „Die Kunden
wollen im Verkauf immer den
Chef sehen. Dadurch kommt
man nur selten zur Arbeit in der
Werkstatt.Hätte ichdenVerkauf
favorisiert, wäre ich Juwelier-
fachangestellte geworden“,
erklärt sie. Ab März wird sie
am Deutschen Technikmuseum
in Berlin als Vorführerin in
der Abteilung „Manufakturelle
Schmuckproduktion“ arbeiten.
„Ich führe alte Goldschmiede-
techniken vor und erkläre sie
den Besuchern. Außerdem gibt
es Projekte mit jungen Gold-
schmieden und Schmuckgestal-
tern, denen alte Maschinen zur
Schmuckherstellung praktisch
näher gebracht werden sollen.
Hier bringe ich gern meine bei
derHwKerworbenenKenntnisse
ein. Gerade der Restaurator ist
eine gute Basis. Nur lebende
Geschichte bleibt denMenschen
in Erinnerung“, beschreibt sie
ihre Aufgaben.
Und ihrLebensmotto lautet: „Ich
gehemitKonfuziuskonform,der
sagte:Wähle einenBeruf, dendu
liebst, und du brauchst keinen
Tag in deinem Leben mehr zu
arbeiten.“
Gold- und
Silber-
schmiede-
meisterin
Andrea
Nicola
Grimm
versteht
sich auf
alte Hand-
werks-
techniken
wie das
Ziselieren.
In Kürze
schließt
sie die
Fortbil-
dung zur
Restau-
ratorin
in ihrem
Handwerk
ab.
Foto: privat
... bis zum
Meisterbrief:
Wenn Augen­
optikermeister
Remo Jahnke
zur Meister­
feier der Hand-
werkskammer
Koblenz in die
Rhein-Mosel-Stadt kommt,
liegen 530 Fahrkilometer
hinter ihm. Der 25-Jährige
lebt und arbeitet jetzt in
Hamburg.
Vorher hat er in Waren/Mü-
ritz in Mecklenburg-Vor-
pommern gewohnt. Dort ist
er auch geboren, zur Schule
gegangen und hat die Hand-
werkslehre gemacht. Mit
739 Kilometern liegt sein
Geburtsort am weitesten
von Koblenz entfernt. Kei-
ner der 645 Jungmeister,
die am 24. Februar in der
Rhein-Mosel-Halle ihren
Großen Meisterbrief be-
kommen, stammt aus noch
größerer Ferne.
Remo gehört nicht nur zu
den am weitesten angerei-
sten Jungmeistern (s. S. 5),
sondern ist auch der Beste
unter den frisch gekrönten
Augenoptikermeistern. Zum
Fototermin für den Titel
von Handwerk Special ist er
auf Grund der Entfernung
nicht angereist.
Augenoptikerin Stefanie
Langer kommt aus Mal-
chow in Mecklenburg. Das
sind immerhin auch 719
Fahrkilometer bis Koblenz
und liegt „um die Ecke“
von Remo Jahnke.
Foto: privat
Auf dem Weg nach oben
Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister Sergej Ruff setzt auf Meister
„Mit dem Erwerb des
Meisterbriefes habe ich
meine Chancen auf dem
Arbeitsmarkt erhöht“,
ist Fliesen-, Platten- und
Mosaiklegermeister
Sergej Ruff aus Wittlich
überzeugt. Der 34-Jäh-
rige stammt aus Kasachs­
tan und kam mit 13 Jah-
ren nach Deutschland.
Nach Lehre und Ge-
sellenjahren war der
Meisterbrief für den
Fliesenleger eine Selbst-
verständlichkeit. „Der
Meister war immer
mein Ziel“, sagt er. Ruff
arbeitet derzeit für eine
Firma in Luxemburg.
Dort steht eine Mei-
sterstelle in Aussicht.
„Die praxisnahe Meis­
tervorbereitung bei der
HwK Koblenz war eine
gute Schule für eine Lei-
tungsfunktion“, freut er
sich. Dafür fährt er gern
täglich 180 Kilometer
vom Wohnort zur Ar-
beitsstelle.
Private Meisterfeier im November 2012 kurz nach bestan-
dener Prüfung (v.l.): Jörg, Peter-Josef und Thomas Sucke.
Foto: privat
Meisterbrief ist Gewinn
Gerüstbauermeister Ralf Steffens aus Erkelenz in Nord­
rhein-Westfalen ist mit 48 Jahren der Älteste unter 645
Jungmeis­tern, die bei der HwK Koblenz im Jahr 2012
den Meisterbrief erworben haben.
„Ich wollte mich unbedingt Handwerksmeister nennen können.
Dafür ist es nie zu spät“, so Steffens. Während des Meisterkurses
hat er in Koblenz gewohnt. Mit den „Jungs“ im
Meistervorbereitungskurs hat er sich gut ver-
standen. „Ich konnte praktische Erfahrungen
einbringen und habe vom theoretischen Wissens-
vorsprung der Jüngeren profitiert“, betont Ralf
Steffens. Er ist Betriebsleiter eines Unternehmens
in Düsseldorf, das 20 Gerüstbauer beschäftigt.
„Ich bin 30 Jahre im Beruf und kenne die unterschiedlichen
Gerüstsysteme. Das reicht aber nicht aus. Zahlreiche rechtliche
Neuerungen und Verordnungen sind dazu gekommen, um größt-
mögliche Sicherheit zu gewährleisten. Der Meisterbrief ist ein
Gewinn für mich und für die Firma, denn bisher gab es hier kei-
nen Meister“, erzählt er.
Die HwK
Koblenz
bietet
zahlreiche
Meister-
vorbe-
reitungs-
kurse an.
Sie berät individuell
in der Qualifizierungs-
planung und über För-
dermöglichkeiten auf
dem Weg zum Meister.
Über den nebenste-
henden QR-Code
geht’s zu den Infor-
mationen über die
Meisterfortbildung im
Foto: privat
Foto: privat
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