Handwerk Special Nr. 141 vom 7. August 2010 - page 22

Die junge Seite – zum Titel: Mit Vollgas und Köpfchen erfolgreich
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Nr. 141
7. August 2010
Sieg in Le Mans!
Seit 1923 finden im französischen Le Mans Autorennen statt.
Der 24-Stunden-Klassiker hat sich längst zum Mythos entwi-
ckelt. Automarken wurden mit einem Le Mans-Sieg unsterb-
lich, Rennfahrerlegenden geboren. Einmal diesen Klassiker
gewinnen – das ist der Traum eines jeden Motorsportlers.
Mike Rockenfeller aus Neuwied gewinnt den 24-Stunden-Klassiker
MikeRockenfeller,Audi-Werks-
fahrer,weiß,wieesist,ganzoben
auf demTreppchenvonLeMans
zu stehen. Als einer der jüngsten
Sieger aller Zeiten hat er das
geschafft, wovon viele seiner
Zunft träumen. Ein Portrait des
sympathischen Neuwieders, der
2003 die rheinland-pfälzische
Handwerks-Kampagne„Morgen
Meister!“ unterstützte und tat-
sächlich kurz darauf Meister im
Porsche Carrera Cup wurde:
Geboren und aufgewachsen in
Neuwied, wurde Mike Rocken-
feller in der Kfz-Werkstatt der
Eltern ausgebildet und schloss
die Lehre als Jahrgangsbester
ab. Ein handwerkliches Ausru-
fezeichen. Bereits in dieser Zeit
greift der junge Neuwieder in
Motorsportlenkräder. Und eilt
von Erfolg zu Erfolg.
Im Juni 2010, mit gerade ein-
mal 26 Jahren, gewinnt er den
24-Stunden-Klassikers von Le
Mans. Und schreibt damit ein
– und auch sein ganz persön-
liches – Kapitel Motorsportge-
schichte.
Aber ausruhen auf dem Erfolg
– das passt nicht zu Rocken-
fellers Lebenseinstellung und
auch nicht in den modernen
Motorsport. „Training ist ein
SchlüsselzumErfolg“,hältMike
Rockenfeller, der seit Jahren in
der DTM als Audi-Werksfahrer
an den Start geht, sachlich fest.
„Du musst ständig an dir arbei-
ten, dich auf die nächsten Ziele
konzentrieren und als Team
Wege finden, sie zu erreichen.“
SchnellmachtRockenfellerklar:
Rennsport ist eineMannschafts-
sportart, die sich ständig und
parallel in mehreren Bereichen
weiterbewegt. Der Fahrer ist
dabei ein – wenn auch nicht
unwichtiges und öffentlich-
keitswirksames – Mannschafts-
mitglied.
Um gemeinsam erfolgreich
zu sein, wird auch gemeinsam
trainiert – so beim perfekten
DTM-Boxenstopp. Für den ist
dasTeamvon „PhoenixRacing“
vomFirmensitz inMeuspath am
Nürburgring für einige Stunden
auf den Flugplatz von Mendig
umgezogen, der nach seiner
Schließung für den Flugbetrieb
heute gerade für Automobilher-
steller einbegehrtesTestgelände
darstellt.
Beschleunigung wie im
Kampfjet
Wenn Mike Rockenfeller in
seinem 460-PS-Boliden auf
der Start- und Landebahn Gas
gibt, erreicht er dabei locker die
Beschleunigungswerte eines
modernen Kampfjets. In we-
niger als drei Sekunden geht
es von 0 auf 100 km/h. Immer
wieder schießt Rockenfeller im
Renntempo indie „Boxengasse“
und stoppt auf den Zentimeter
genau neben seinen Mechani-
kern, die mit Schlagschraubern,
Ersatzreifen und Tankbehälter
auf „ihren Superstar“ warten.
Teammanager Frank Lynn
drückt auf die Stoppuhr – immer
undimmerwieder.DieZeitenfür
denkomplettenRadwechsel und
einmal nachtanken liegen um
die vier Sekunden. Ein Traum-
wert – den die Boxencrew mit
traumwandlerischer Sicherheit
auf den Asphalt zaubert, weil
man es immer und immerwieder
trainiert.
„Sicher haben wir uns vom Au-
di-Teamüber den LeMans-Sieg
gefreut und ihn auch ausgiebig
gefeiert. Aber nun richtet sich
alleKonzentrationwiederaufdie
DTM.“Er sagt es ruhig, beschei-
den.KeineSpurvon„Superstar“.
Eher ein harter Arbeiter, der sich
täglichmit einemstundenlangen
Fitnessprogramm in Form hält.
Alles, was er für seine Mann-
schaft leisten kann, ruft er ab.
Dazu zählt nicht nur eine gute
Kondition, sondern auch ein
ausgeprägtesVerständnisfürdas
Sportgerät. „Meine Ausbildung
zum Kfz-Techniker ist sicher
hilfreich, geht es darum, das
Fahrverhalten zu beschreiben
und Möglichkeiten der Opti-
mierung zusammen mit den
Mechanikern zu finden.“ Sich
in das Auto und seine Technik
hineindenken – das hat der
jahrgangsbeste Kfz-Geselle von
2003 auch 2010 nicht verlernt.
Die jungen Wilden von
Audi
„Du kannst so auch von der
Strecke wertvolle Nachrichten
an deine Mannschaft funken,
was am Fahrzeug technisch ver-
ändert werden muss.“ Insofern
hätte die Audi-Mannschaft um
die Startnummer 9 bei der 73.
Auflage des Traditionsrennens
von Le Mans relative Funkstille
halten können.Wie einUhrwerk
lief der Audi R 15 TDI beim
Rennen über 24 Stunden. Mit
Rekordwerten überfuhr das
Fahrer-TrioTimoBernhard(29),
Romain Dumas (32) und Mike
RockenfellerdieZiellinievonLe
Mans: 397-malwurde derRund-
kurs zurückgelegt und mit einer
Durchschnittsgeschwindigkeit
von über 225 km/h 5.411 Kilo-
meter unter die Räder genom-
men. Alles Rekordwerte – wie
auch das Durchschnittsalter des
Siegertriosvon29Jahren,indem
Rockenfeller (26) die Rolle des
Juniorpartners zukam.
Das alles ist nun Geschichte.
Eine beeindruckende – sicher-
lich. Aber auch eine, die im
nächsten DTM-Rennen kei-
nen Gegner veranlassen wird,
bei Rockenfellers Anblick im
Rückspiegel respektvoll auf die
Bremse zu treten, um den Le
Mans-Siegerpassierenzulassen.
„Technisch spielt sich die DTM
auf höchstem Niveau ab. Ein
noch so kleiner Fehler auf der
Strecke, beim Boxenstopp oder
in der komplexen Technik des
FahrzeugesentscheidetüberSekt
oder Selters.“Wie es ist, auf dem
Treppchen ganz oben zu stehen,
hat Mike Rockenfeller mit Audi
bei den 24-Stunden-Rennen von
LeMans oderDaytona indiesem
Jahr bereits erleben können.
„Unser Ziel kann es nur sein,
diese Erfolge auch in der DTM
Mike Rockenfeller in
seinem DTM-Audi
beim Training auf
dem Flugplatz von
Mendig.
Hat als einer
der jüngsten
Le Mans-
Sieger aller
Zeiten gut
lächeln: Mike
Rockenfeller
auf seinem
460-PS-A4.
Rockenfeller
im Interview,
zu sehen
unter
zu erreichen“ – sagt es, und
zwängt sich wieder ins Cockpit
seines 460-PS-DTM-Boliden,
um weitere Boxenstopps hinzu-
legen. Wie gesagt: Training ist
ein Schlüssel zum Erfolg …
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