Handwerk Special Nr. 141 vom 7. August 2010 - page 19

Bau- und Ausbauhandwerk entdeckt am Tag der architektouren II
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Nr. 141
7. August 2010
Ein Haus setzt Zeichen!
Optisch ansprechend und äußerst
funktional hat der Bauhausstil die
Bewunderung von Bauherren seit
Generationen hervorgerufen. Aktu-
ell sind diese Häuser in kubischer
Bauform, formschön, praktisch
und vollkommen schnörkellos,
wieder besonders im Trend.
Wohn(t)raum wird mit dem Handwerk Wirklichkeit
Seiten und ermöglicht so einen
ständigen Dialog zwischen In-
nen- und Außenraum. „Häuser
leben durch Licht. Licht ist
architektonisches Element, ge-
währt Aus- und Einblicke. Die
Landschaft ist Wohnpartner“,
darin stimmen Bauherr und Ar-
chitektüberein.DieGrundrissan­
ordnung im Wohnhaus Schurf
und die ineinanderfließenden
Räume vermitteln Exklusivität
undGroßzügigkeit. DasAtrium,
das nach Westen hin durch eine
Mauerscheibe begrenzt wird,
schafft zusätzlichen Wohnraum
und bildet den Mittelpunkt des
Hauses. Im Obergeschoss be-
finden sich Elternschlafzimmer,
zweiKinderzimmer, zwei Bäder
und ein Hauswirtschaftsraum.
„So müssen wir mit der Wäsche
nichtimmerdieTreppenlaufen“,
begründet es die Hausherrin.
Zusammenspiel von
Architektur und Handwerk
„Ein Leitbild des Bauhauses
war die Rückbesinnung auf das
Handwerk, die Entwicklung
einer neuen Formensprache und
die gestalterische Intention, Ar-
chitektur als Gesamtkunstwerk
mit den anderen Künsten zu
verbinden“, erklärt Architekt
Fries. IndiesemZusammenhang
verweist er darauf, „das große
Potenzial desHandwerks bereits
bei der Planung eines Hauses zu
berücksichtigen“.
Das unterstützt Tischlermeister
Stephan Hammes aus Morshau-
sen/Hunsrück. Er hat nicht nur
alle Einbauten und Massivholz-
möbel im Haus aus Eiche und/
oder mit Schleiflackoberfläche
gebaut. Auch das Highlight im
Eingangsbereich, eine Mul-
tifunktionswand, stammt aus
seiner Werkstatt. „Sie verbirgt
beispielsweise die Garderobe.
Ein Schuhschrank ist ebenso da-
hinter integriert wie zusätzlicher
Stauraum. Türen und Griffe
sucht man vergeblich. Sie wür-
den die makellose Optik der wie
aus einem Guss erscheinenden
Flächestören“,soHammes.„Die
Verbindung zwischen Türen,
Schränken und Wandverklei-
dung erforderte detailgetreue
Absprachen mit Bauherr und
Architekt sowie handwerkliche
Perfektion“, ergänzt der Tisch-
lermeister und Holztechniker.
Er führt den 1935 gegrün-
deten Betrieb mit acht
Mitarbeitern in der
dritten Generation.
Weiß ist nicht
gleich weiß
Vorherrschende
Wa n d f a r b e i m
Wohnhaus Schurf
ist weiß. „Sie ist die
Farbe mit unterschied-
lichen Tönen“, sagt Ma-
lermeister Michael Mohr
aus Vallendar. „Weiß ist nicht
gleich weiß. Die direkte und
indirekte Beleuchtung schafft
Licht- und Schattenspiele, die
man berücksichtigen muss.
Das macht es so schwierig, den
richtigen Ton zu treffen.“ Alle
Wände hat Mohr erst gespach-
telt, geschliffen, anschließend
den Vlies geklebt und erst dann
Steckbrief: Raum:Design:Möbel, Morshausen
Gegr. 1935 | 8 Mitarbeiter (1 Meister, 2 Lehrlinge) | Massivholz-
möbel | Tel.: 02605/ 84100 |
Steckbrief: Malerwerkstätte M. Mohr, Vallendar
Gegr. 1840 | 3 Mitarbeiter (1 Meister) | Fassaden- und Raumge-
staltung | Tel.: 0261/ 61744 |
Steckbrief: Weisgerber GebäudeTechnik, KO
Gegr. 1881 | 56Mitarb. (9Meister, 8Lehrlinge) | alternative Energien,
Sanierung | Tel.: 0261/ 988234-0 |
Bauherr
Marcus
Schurf (v.l.)
und sein Ar-
chitekt Gui-
do Fries an
einem Tisch
mit den
Handwer-
kern Stefan
Weisgerber
(Installateur
und Heizungsbauer),
Michael Mohr (Maler und
Lackierer) und Stephan
Hammes (Tischler).
Auch das Ehe-
paar Karina und
Marcus Schurf
ausKoblenzent-
schiedsichbeim
BauihresEigen-
heims für diesen
Stil. „Ein puris­
tisches weißes
Haus sollte es
werden, zeitlos
elegant mit vie-
len Fenstern“,
beschreibt die
junge Bauherrin ihre Wün-
sche. „Das historische Bauhaus
stellt heute die einflussreichste
Bildungsstätte im Bereich der
Architektur, der Kunst und des
Designs dar. Der Bauhausstil ist
einzigartig“, nennt der Bauherr
sein Motiv, so zu bauen. Als In-
haber einer Werbeagentur hat er
einbesonderesFaible fürGestal-
tung.InDiplom-IngenieurGuido
Fries aus Vallendar fanden die
Schurfs einen Architekten, der
ihreWohnträumesofortverstand
und sie gestalterisch umsetzte.
Auf 750 Quadratmetern Grund-
stücksfläche ist ein klar geglie­
dertes, modernes Gebäude
entstanden. 210 Quadratmeter
Wohnfläche verteilen sich auf
zwei Etagen. Das transparente,
lichtdurchflutete Erdgeschoss
öffnet sich nach mehreren
gestrichen. Der Aufwand führte
zu einem perfekten Ergebnis,
sauber, rein, klar, frisch, fu-
turistisch, aufrichtig, frei und
neutral. Michael Mohr arbeitet
mit seinen beiden Mitarbeitern
vor allem für Privatpersonen.
Qualitätsarbeit ist für ihn Basis
seines Erfolgs und der seiner
Vorfahren. Den Malerbetrieb
gibt es bereits seit 1840.
Energie sparen durch
modernes Heizen
Inder „KopplungvonGasbrenn-
werttechnikundalternativenEn-
ergien“ siehtDiplom-Kaufmann
Stefan Weisgerber, Geschäfts-
führer der FirmaWeisgerberGe-
bäudeTechnik aus Koblenz, die
Energieersparnis im Haus. „Bis
zu 45 Prozent Energie können
durchdenEinsatzvonGasbrenn-
werttechnik eingespart werden.
Die Fußbodenheizung im Haus
unterstützt die günstige Ener-
giebilanz.“ Durch die extrem
große Heizfläche komme sie
miteinerniedrigenOberflä-
chentemperaturaus.„Die-
se gleichbleibend milde
Wärmeabstrahlungsorgt
für eine ausgeglichene
Temperaturverteilung.
Der wesentliche Teil
der Wärme wird bei
der Fußbodenheizung
durch Wärmestrahlung
übertragen.Dadurchkann
die Lufttemperatur in fuß-
bodenbeheizten Räumen bei
gleich empfundener Temperatur
deutlich niedriger gehalten
werden als bei Räumen mit
herkömmlicher Beheizung“,
erklärt er. Weisgerber führt das
1881 gegründete Unternehmen
mit 56 Mitarbeitern, davon
acht Lehrlinge, in der fünften
Generation.
Das Wohnhaus Schurf wurde
von der Architektenkammer
Rheinland-Pfalz als Projekt ge-
lungener Wohnhausarchitektur
ausgewählt und im Rahmen der
„architektouren“ vorgestellt.
Funk-
tiona-
lität
und
Optik
im
Geist
des
Bau-
haus-
stils.
Karina, David und Mar-
cus Schurf freuen sich
über ihr neues Heim.
Foto: privat
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