Handwerk Special Nr. 150 vom 18. Juni 2011 - page 22

Handwerk Special
25 – 28.03.1992
Von einem Unternehmen, das jung und dynamisch geblieben ist
22
Nr. 150
18. Juni 2011
Von Wirtschaftswundern und Wasserschnitten
Die Frage an Hans Kessel, ob er sich noch an seinen aller-
ersten Auftrag erinnern kann, beantwortet der 75-Jährige,
ohne lange nachdenken zu müssen: „Im Keller eines Wohn-
hauses habe ich den damals neuen Heizöltank zusammenge-
schweißt.“ Das war 1964 – das Jahr, in dem er als 28-jähriger
Handwerksmeister seinen Betrieb gründete.
Stahlbauunternehmen Hans Kessel aus Remagen:
Steckbrief: Hans Kessel GmbH, Remagen
Gegr. 1964 | 15Mitarbeiter (4Meister, 3Lehrlinge) | Entwurf und Fer-
tigung im Stahlbau | Tel.: 02228/ 8001 |
HS-intern
Rückblick & Einblick
Bereits zum runden
Jubiläum, der 100.
Ausgabe von Hand-
werk Special, wurde
der Betrieb 2004 vor-
gestellt.
Damals wie
heute gilt: Mit
dem klassischen
Familienbetrieb
verbinden sich
fachliche wie auch menschliche Qualitäten.
Das spürte auch Praktikantin Victoria Fey, die
an ihrem zweiten Tag in der Pressestelle der
HwK Koblenz auf Betriebsbesuch dabei war
und ihre Sicht der Dinge zum Beitrag (
in roter
Schrift
) beisteuerte, der nun durch zwei HwK-
Redakteure geschrieben wurde.
Als „eine Einladung zum Nachdenken, Nachschau-
en und Nachblättern über alles, was im nördlichen
Rheinland-Pfalz mit Handwerk, mit mittelstän-
discher Wirtschaft zu tun hat“, beschreibt die Ko-
lumne auf Seite 2 der 25. Ausgabe von Handwerk
Special dieses Wirtschaftsmagazin. Gut vier Jahre
nach seiner Premiere war HS längst zu einer festen
Größe in der Medienlandschaft des Kammerbezirks
Koblenz geworden – und überzeugt bis heute mit
seinen bunten Themen aus der Welt des Handwerks.
Politisch ging es im Jahr 1992 um zwei große Um-
strukturierungen, die Rheinland-Pfalz und besonders
dessen Norden betrafen: die „Konversion“, also die
Neunutzung vieler frei werdender Militärliegen-
schaften, und die Auswirkungen des beschlossenen
Regierungsumzuges nach Berlin.
HansKessel lacht viel undhat ei-
niges zu erzählen, wenn er Gäste
durchdas Familienunternehmen
führt, das seit 1970 in Remagen-
Bandorf zuhause ist.
Die Geschäfte leitet
heute seine Tochter
Doris–imBetriebgroß
geworden – mit Ehe-
mann Joachim Körbel,
doch der Senior gibt
dem Betrieb mehr, als
nur seinen Namen. In einem
Raum steht noch immer sein
Zeichentisch. ImRaumdaneben
drehen sich dreidimensionale
Konstruktionen auf den Flach-
bildschirmen seines Schwie-
gersohnes. „Die Zeiten haben
sich geändert“, sagen die Drei
übereinstimmend. Das klingt
weder wehmütig noch resignie-
rend. „Bei Unternehmensgrün-
dung 1964 war Bonn eine sich
entwickelnde Bundeshauptstadt
und die ganze Region hat davon
profitiert.Wirwarenauf denBau
von Heizöltanks spezialisiert
und sind in den Jahren des Wirt-
schaftswunders kräftig
gewachsen.“
in der Werkstatt an den
metallverarbeitenden Beruf
herangeführt und Doris Körbel
betont, dass „dieChance auf eine
Festeinstellung sehr groß ist“.
Jung und Alt arbeiten zusam-
men, ergänzen neue Ideen mit
jahrelanger Erfahrung.
„Mitdenken“ – das sei die
schlichte Erfolgsformel in 47
Unternehmerjahren gewesen, in
denen folgerichtigauchbis heute
keine roten Zahlen geschrieben
wurden. Doch nicht nur darauf
kann man stolz sein im Famili-
enbetrieb.HansKessel freut sich
sichtbar darüber, dass jedes sei-
ner dreiKinder heute erfolgreich
einen Handwerksbetrieb führt:
Sohn Albert ist selbstständiger
Heizungsbauermeister inRema-
gen-Oberwinter, Tochter „Me-
cky“ führt als Meisterin einen
Friseursalon im selben Ortsteil.
„MeinviertesKind, denBetrieb,
weiß ich bei meiner Tochter
Doris mit Ehemann Joachim
‘Knogge’ in guten Händen“,
erklärt der Senior.
„Mitdenken“ heißt die wirtschaftliche Erfolgsformel
Die Zeiten
ändern sich ...
„Eigentlich bin ich Handwerker
durch und durch. Doch in den
letzten Jahren bin ich zu einem
Bürotigergeworden“,beschreibt
Handwerksmeister und inter-
nationaler Schweißfachmann
Joachim Körbel – seit 19 Jahren
im Unternehmen tätig – den
Wandel, den er durchmacht.
Der Familienbetrieb hat sich in
vielerHinsichtweiterentwickelt.
Statt mit der Hand eigens Kon-
struktionszeichnungen anzufer-
tigen, zeichnen professionelle
Programme millimetergenau
Kons­truktionen, die über USB-
Sticks direkt
Lust, die
Stahlbauer
von Kessel
bei ihrer
Arbeit zu se-
hen? Einfach
QR-Code per
Smart-Phone
einscannen:
rückgreifen – von der Kon-
struktion über den Zuschnitt,
das Biegen, Schweißen, die
gesamte Palette der Edelstahl-
verarbeitung ... kurzum alles,
wasmit Stahl- und Schweißkon-
struktionen zu tun hat und beim
Kunden montiert oder gewartet
wird“ – Firma Kessel macht es
möglich.
Für weltweite Kunden
stahlhart im Einsatz
So haben viele namhafte, natio-
nal und international agierende
Kunden das Interesse an den
ideenreichen und vielseitigen
Handwerkern aus Remagen-
auf die Maschine
übertragenwerden.Auch
die neueWasserstrahl(Abrasiv)-
Schneideanlage und das selbst-
entwickelte Stabstahlregal und
Tafel-Plattenregal zeigen die
einmalige Vielseitigkeit des
Betriebes.
„Entscheidend für denunterneh-
merischen Erfolg ist und bleibt
aber die Kundennachfrage“, so
diedreiGeschäftsführer,dieüber
eine gute Auslastung berichten
können: „Über 90 Prozent der
Kunden sind Industriebetriebe,
die auf unsere Leistungen zu-
Das Zei-
chenbrett
ist längst
der digitalen
Konstruktion
gewichen, die
direkt auf die
Maschinen
überspielt
werden kann.
Im Famili-
enbetrieb
greift ein
Rädchen
ins ande-
re: Hans
Kessel ...
... mit
Tochter
Doris und
Schwieger-
sohn Joach-
im Körbel.
Bandorf entdeckt und
lassendortBauteile fertigen.Der
Betrieb mit seinen 15 Mitarbei-
tern produziert schon seit vielen
Jahren auch für den internatio-
nalen Markt und ist stolz auf die
erstellten„Unikate,diemannicht
im Katalog kaufen kann“.
Angeborener familiärer
Unternehmergeist
„Das persönliche Engagement,
das ideenreiche Mitdenken, die
Flexibilität und vor allem die
Vielseitigkeit unserer Mitarbei-
ter“, sind nach Doris Körbel die
Gründe des Erfolgs. Ehemann
Joachimergänzt, „dass die jahre-
langeErfahrung alsHandwerker
unddie ständigeWeiterbildung“
ihr Unternehmen zu einem be-
sonderen mache.
Ein weiterer klarer Pluspunkt
ist die Ausbildung junger Men-
schen. Drei Lehrlinge werden
Ein Hochdruck-Was-
serstrahl schneidet
Metall ...
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