Handwerk Special Nr. 176 vom 25. Januar 2014 - page 17

Ausgezeichnet: Beruflich erfolgreich und ehrenamtlich engagiert
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Nr. 176
25. Januar 2014
„Werkstatt steht Jugendlichen für Praktikum immer offen!“
Auch Robert Klein, Ober-
meister der Schreiner-In-
nung Ahrweiler, wurde
jüngst mit der Goldenen
Ehrennadel ausgezeich-
net. Dem Vollbluthand-
werker liegt gerade die
Nachwuchsgewinnung
besonders am Herzen.
Hoffeld in der Eifel ist zwar
nicht der Nabel der Welt, aber
dieWerkstattvonTischlermeis­
terRobertKleinliegtzentralim
Dorfgeschehen Seite an Seite
mit Kirche und Feuerwehr.
Das ist seit 82 Jahren so. Vom
Vater 1931 gegründet, agiert
von hier „aus der Tiefe des
geografischen Raumes heraus
Robert Klein - als Handwerker
undEhrenamtler“,führtePräsi­
dent Werner Wittlich anlässlich
der Ehrennadelverleihung au­
genzwinkernd aus. „Die Rede
hat mir sehr gut gefallen“, lacht
Klein und macht damit auch
klar, dass er Humor hat. Wenig
Spaß versteht er allerdings beim
Thema Fachkräftesicherung.
„Das ist eines der wichtigsten
Themen–heuteundinZukunft!“
Robert Klein tut etwas: Seit
Jahren steht die Werkstatt Ju­
gendlichen für Praktika offen,
so auch aktuell. Der 13-jährige
Tim greift zu Werkzeug und
Holz, was ihm sichtlich Spaß
bereitet. „Das sind definitiv
die ersten Handgriffe eines
künftigenTischlers“,motiviert
Klein strahlend den Schüler.
Immer am Ball
Spricht man Dachdecker-
meister Burkhard Löcher-
bach aus Betzdorf auf
sein Ehrenamt als
2. Vorsitzender des Fuß-
ballvereins SG 06 Betz-
dorf an, strahlen seine
Augen. „Ich bin im Verein
groß geworden und habe
selbst 25 Jahre Fußball
gespielt. Heute betreuen
wir 300 Kinder. 30 Pro-
zent von ihnen haben
Migrationshintergrund.
Sport fördert Werte wie
Disziplin, Leistungsbe-
reitschaft, Ehrlichkeit
und Teamgeist. Das liegt
mir am Herzen und treibt
mich an.“
Löcherbach betont, dass er sei­
nen Kontakt zu den jungen Leu­
ten auch nutzt, um über seinen
Berufsstandzuinformieren.Hier
schließt sich für ihn der Kreis,
denn in der Nachwuchswerbung
sieht er einen Schwerpunkt für
sein zweites Ehrenamt. Der
50-Jährige ist seit mehr als 15
Jahren Obermeister der Dach­
decker-Innung Altenkirchen
mit 25 Mitgliedsbetrieben. Für
„seine Betriebe und Kinder“ ist
er gern immer auf Achse, wobei
er einräumt: „Der 2. Vorsitzende
ist mehr gefordert als der Ober­
meisterinmir.“Beruf,Unterneh­
men,FamilieundEhrenamtunter
einenHut zu bringen, sieht er als
Herausforderung und Ansporn.
Das Ehrenamt wurde ihm von
seinem Vater Werner Löcher­
bach, selbst jahrzehntelang
im Vorstand der Innung aktiv,
ebenso in die Wiege gelegt, wie
die Liebe zum Dachdecker­
handwerk. Er hat im elterlichen
Dachdeckermeister Löcherbach: engagiert für Beruf und Ehrenamt
Werner Löcherbach Bedachung, Scheuerfeld
Gegr. 1963 | 3 Mitarbeiter | Dachsanierung, Flachdächer, Wärmedäm­
mung | Tel. 02741/ 1285 |
Ein Wohnhaus, an dem die Dachdecker um Burkhard Lö-
cherbach Hand anlegen werden vorher ...
... und nach Abschluss der Arbeiten.
Burkhard Löcherbach ist Dachdeckermeister, Ober-
meister und 2. Vorsitzender im Oberliga-Fußballverein.
Für sein ehrenamtliches Engagement wird Burkhard
Löcherbach (rechts) durch HwK-Präsident Werner
Wittlich mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.
Betrieb gelernt, 1987 die Mei­
sterprüfung abgelegt und den
BetriebinScheuerfeld/Sieg1996
übernommen.Mit seinenderzeit
zwei Mitarbeitern ist er über­
wiegend in der Altbausanierung
tätig. Die Flachdachabdichtung
gehört ebenso zu seinem Spe­
zialgebiet. „Man muss bei der
Dacheindeckung in stilistischen
Fragen ebenso sicher sein,
wie in der energiesparenden
Beratung durch verschiedene
Dämmmaßnahmen“, weiß er.
Für ihn ist Dachdecker ein
idealer und vielseitiger Beruf.
Dafür wirbt der Obermeister mit
seinen Innungskollegen auch
auf Schulveranstaltungen an der
Realschule in Betzdorf. „Wir
müssen vor allem die Köpfe der
Eltern erreichen und gegen die
noch immer verbreitete Ansicht
wirken, dass nur das Abitur der
Königsweg sei“, sagt er.
Vor dem Schaden
klug sein
AufdenInnungsversammlungen
ist die Fachkräftesicherung ein
wichtiges Thema. „Wir sind
durch fehlende Verkehrsanbin­
dungen eine strukturschwache
Region. Noch immer wandern
Gesellen vom Handwerk ab“,
bedauert er. Gerade hier sieht er
Bedarf, den Gemeinschaftssinn
der etwa 50Dachdeckerbetriebe
imKreisAltenkirchenzu stärken
und sie zur Zusammenarbeit zu
bewegen. „Ich bin überzeugt,
dass die Mitgliedschaft jedem
EinzelnenVorteilebringt“,wirbt
Löcher Bach für die Innung.
Der Obermeister verweist bei­
spielsweise auf eine erhebliche
Rabattierung bei Schulungen,
Mietberufskleidung, Werbe­
kosten, Prüfungsgebühren und
vieles mehr. Er hebt die Gewäh­
rung von Materialgarantien und
ErstattungderLohnnebenkosten
im Schadensfall hervor, der
sonst existenzgefährdend sein
kann. Löcherbach spricht von
sBeratungderMitgliedsbetriebe
bei auftretenden Fragen und
hebt den Informationsvorsprung
hervor, der die Betriebe vor
Fehlentscheidungenschützt.„In­
nungsmitgliedschaft heißt auch
gemeinsamer Einkauf und somit
bessereKalkulationsgrundlage“,
wirbt er für Neuzugänge.
Burkhard Löcherbach ist über­
zeugter „Ehrenamtler“. „Ich
habe Lust, gemeinsam mit
Fachkollegen zu diskutieren
und Erfahrungen auszutau­
schen. Unser Wissen kommt
den Kunden zugute“, betont
der Obermeister, der zudem
durch die Handwerkskammer
Koblenzöffentlichbestellterund
vereidigter Sachverständiger ist.
Jetzt wurde er von der Kammer
mit der Goldenen Ehrennadel
ausgezeichnet.
Tischlermeister
Robert Klein
mit Tim, der
wie viele ande-
re Jugendliche
auch ein Schul-
praktikum im
Betrieb des
Obermeisters
absolviert.
Foto: privat
Foto: privat
Foto: P!ELmedia
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