Handwerk im Herbst vom 30. Oktober 1999 - page 3

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Felder, Wiesen, vor allem
Wälder: Dass imWester-
wald die Holzschnitzerei
weit verbreitet war, er-
staunt nicht. Wer heute
Holzgeschnitztes möchte,
muss suchen. Und würde
beispielsweise in Renne-
rod fündig. Hier pflegt
Dieter Weingarten, einer
der letzten Holzbildhau-
ermeister der Region,
sein Handwerk.
Zur Holzbildhauerei kamDieterWein-
garten als Schreiner. Das Handwerk
faszinierte ihn so, dass er sich noch
einmal zu einer Lehre entschloss. In
der Schule für Holz- und Elfenbein-
schnitzerei in Michelstadt im Oden-
wald lernte er, 1985 legte er dort die
Meisterprüfung als Holzbildhauer ab.
Ein Schritt, den er nicht bereute, denn
dieAuftragslage stimmt, gerade in die-
sen Herbsttagen: Weihnachten ist in
Sicht, die Nachfrage nach Krippenfi-
guren nimmt ständig zu. Nur ein klei-
ner Teil davon wird allerdings kom-
plett von Hand geschnitzt, die heilige
Familie kommt schneller und preis-
werter vom Zulieferer, der mit CNC-
gesteuerten Kopierfräsen arbeitet. An-
schließend werden die „Rohlinge“ in
drei Stunden Handarbeit nach-
bearbeitet. „Es gibt zu wenige, die 400
oder 500Mark für eine komplett hand-
geschnitzte Figur ausgeben würden.“
Lindenholz wird bei der Schnitzerei
nach wie vor am meisten verwendet;
je nach Verwendungszweck greift
Weingarten auch schon mal aufAhorn
oder Eiche zurück, schnitzt daraus bei-
spielsweise Wappen oder Friedhofs-
kreuze. Dass ein Holzbildhauermeister
noch viel mehr kann, demonstriert
Weingarten per Foto, kunstvoll ge-
schnitzte und verzierter Balken, Dek-
ken, Türen, Truhen, Schränke. Unter
den Objekten ist auch ein 200 Jahre
altes Kreuz, das er für den Kapellen-
berg im benachbarten Oberrod restau-
rierte. „Eine Arbeit, die viel Spaß ge-
macht hat, bei der man nur nicht rech-
nen darf, wieviel Zeit sie eigentlich
gekostet hat.“ Dass er als Ein-Mann-
Betrieb zumindest nicht immer auf den
Pfennig genau kalkulieren und rech-
nen muss, empfindet er in solchen
Fällen dann doppelt als Vorteil.
Hier finden Sie Holzbildhauermeister
Dieter Weingarten: Mittelgasse 1,
56477 Rennerod, Tel.: 02664-7286
Auf dem
wirtschaft-
lichem
Holzweg
ist Dieter
Weingar-
ten auf
keinen
Fall, denn
die Auf-
tragslage
ist gut.
ZuWeih-
nachten was
Handge-
schnitztes,
nach eigenen
Wünschen
Gefertigtes
verschenken?
Der nächste Meistervorbereitungskurs der
HwK Koblenz für Zimmerer beginnt im
September 2000 in Koblenz, in Bad
Kreuznach im März (beide Teilzeit). Infos
und Anmeldung: HwK-Meisterakademie,
Die HwK-Lehrstellenbörse weist aktuell
vier freie Lehrstellen im Tischlerhandwerk
sowie sechs Ausbildungsplätze im
Schreinerhandwerk aus. Informationen zu
den Unternehmen können abgerufen wer-
den: Internet:
efonisch unter
0261/398-331 oder per Fax-Abruf: 0261/398-469.
In einem traditionsreichen Ausbildungsbe-
trieb ist sie in einem traditionsreichen Män-
nerberuf das erste Mädchen, dass seit mehr
als 70 Jahren eine Lehre zur Zimmerin ab-
solviert: Karina Zenz aus Ulmen - zu sehen
auch auf unserem
Titel
. Die 19jährige erlernt
ihren Beruf im Handwerksbetrieb Erwin
Franzen, Ulmen. Das 1927 vom Großvater
gegründete und vom Vater Erwin weiterge-
führte Unternehmen leiten heute der 37jähri-
ge Hans-Werner Franzen zusammen mit Bru-
der Raimund. Beide sind Handwerksmeister.
14 Beschäftigte zählt das Unternehmen, das
seit Jahren kontinuierlich ausbildet und sei-
nen Lehrlingen auch als Gesellen einen fe-
sten Platz im Unternehmen bietet, „auch in
Zeiten, als es nicht so rosig aussah“. Über
das wirtschaftliche Umfeld kann sich Hans-
Werner Franzen heute nicht beschweren: „Die
Auftragslage ist seit zwei Jahren gut.“ Dass
die steigende Nachfrage auch im Bereich der
Kooperationspartner, denen das Unternehmen
zuarbeitet, bedient werden kann, verdankt der
Betrieb der Weitsicht seiner Juniorchefs:
Frühzeitig wurde die Produktionsstätte um
eine neue, 1200 qm große Holzskeletthalle
erweitert, eingerichtet mit allen Maschinen,
die man heute in einer modernen Zimmerei
braucht, „und was gut und teuer ist“.
Zum erlesenen Kundenkreis, dem die Ulmer
aufs Dach steigen, zählen u.a. dieAldi-Märk-
te der Region - bis nach Mülheim-Kärlich.
Doch auch von privaten Bauherren kommen
verstärkt Aufträge, „gerade in der Region
Cochem-Zell wird wieder sehr viel gebaut“.
Hans-Werner (rechts hinten) und Raimund Franzen mit
„ihren“ Schützlinge aus der F-Jugend des SV Fortuna Ul-
men. Die beiden Handwerksmeister engagieren sich für die
Zukunft junger Menschen - im Sport wie in der Berufsaus-
bildung.
Der Tip zum Berufseinstieg
Infos zum
Berufsprakti-
kum bei der
HwK-Aus-
bildungs-
beratung
,
Tel.: 0261/
398-232, Fax:
-989, e-mail:
Karina Zenz hat vor dem Start in die
Lehre ein Praktikum in ihrem künftigen
Ausbildungsbetrieb absolviert. Sie lern-
te ihre Arbeit und die Kollegen kennen,
die Ausbilder konnten sich davon über-
zeugen, dass auch in einem typischen
Männerberuf Platz für eine Frau ist.
Fazit: Ein Praktikum hilft bei der Berufs-
findung. Bringt ihr Talent, Fähigkeiten
und guten Willen mit, wird das dem
Ausbilder nicht verborgen bleiben...
Zusammenwachsende Märkte ermögli-
chen neue Kooperationen und neue Kun-
den. Mit Qualitätsmanagementsystemen
können mittelständische Unternehmen
die neuen Chancen besser nutzen, die
HwK-Betriebsberatung hilft dabei.
HwK-Beratungsservice nutzen!
Das HwK-
Berater-
telefon: 0261/
398-251,
Fax: 0261/
398-994
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