Handwerkssenior startet durch / Studenten beim Handwerk
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Nr. 199
14. Mai 2016
www.handwerk-special.deGutes System
Der Besuch im Bauzentrum der Handwerkskammer
(HwK) Koblenz von 20 Berufsschullehrern in spe war
für ihren Leiter, Prof. Dr. Matthias Schönbeck,
fast ein Heimspiel. In der Holzwerkstatt fühlte sich der
Professor, der in einem kleinen Handwerksbetrieb das
Zimmererhandwerk gelernt hat, nicht nur in seinem
Metier, sondern gab den Studenten auch fachprak-
tische Tipps.
„Mein beruflicher Werdegang zeigt einmal mehr wie durchlässig
unser Bildungssystem ist“, so der Hochschulprofessor, der an der
Hochschule Koblenz den Studiengang für das Lehramt an Be-
rufsbildenden Schulen in den Bereichen Bau- und Holztechnik
leitet. Der Informationsaustausch beim Handwerk beruht auf den
guten Kontakten zwischen der Hochschule und dem Leiter des
Bauzentrums, Architekt Rudolf Müller, der auch Beauftragter für
Innovation und Technologie der Kammer ist.
Während der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (Ülu)
in den Werkstätten der HwK Koblenz schauten die zukünftigen
Lehrer ihren Schülern von morgen bei der Arbeit über die Schul-
ter und versuchten sich selbst als Zimmerer oder Fliesenleger.
Die Ülu in den Berufsbildungszentren der HwK ist fester Be-
standteil der Berufsausbildung im Handwerk und ergänzt die
fachpraktische Ausbildung im Betrieb. Die Lehrlinge aus dem
Baubereich besuchen im ersten Lehrjahr 17 Wochen, im zweiten
11 Wochen und im dritten Ausbildungsjahr vier Wochen die
Ülu. Damit wird sichergestellt, dass alle Lehrlinge eines Berufes
die handwerklichen Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben, die
sie für die Gesellenprüfung beherrschen müssen.
Darüber hinaus informierten sich die Studenten über die Prü-
fungen in der Bauwirtschaft, Weiterbildungsmöglichkeiten
und Leistungen der Sozialkasse (SOKA-Bau). So werden bei-
spielsweise überbetriebliche Ausbildungskosten für Fahrten der
Lehrlinge oder für die Unterbringung im Internat sowie Kursge-
bühren erstattet.
Fazit des Besuchs: Die Baubranche ist das Zugpferd im deut-
schen Handwerk. Die Anforderungen an die Baubetriebe entwi-
ckeln immer weiter. Neben dem zentralen Thema Energieeffi-
zienz macht der demografische Wandel das barrierefreie Bauen
zum großen Trend. Building Information Modeling (BIM) verän-
dert die prozessualen Abläufe beim Planen, Entwerfen, Errichten
und Verwalten von Gebäuden. Mit 3D-Druckverfahren werden
auf der Erde schon komplexe Gebäudestrukturen erzielt. Die
Entwicklung stellt auch die Berufschullehrer vor neue Heraus-
forderungen. Eine weitere intensive Zusammenarbeit zwischen
Hochschule und HwK Koblenz ist eine gute Basis.
Informationen zur Zusammenarbeit zwischen der der Hand-
werkskammer Koblenz und der Hochschule Koblenz gibt
Rudolf Müller, Leiter des Bauzentrums und Beauftragter für
Innovation und Technologie bei der HwK Koblenz, Tel. 0261/
398-601, E-Mail
Rudolf.Mueller@hwk-koblenz.de, www.hwk-
koblenz.deStudenten zu Gast im Bauzentrum
Erfüllung im Handwerk
„Wenn ich auf der Au-
tobahn von Hechtsheim
in Richtung Darmstadt
unterwegs bin und die
etwa elf Meter lange und
vier Meter hohe Außen-
werbeanlage einer renom-
mierten Firma leuchten
sehe, geht mir das Herz
auf. Ich weiß dann, dass
die von mir eingebauten
LED-Modulen, sie zum
Strahlen bringen“, sagt
Schilder- und Lichtre-
klameherstellermeister
Helmut Knuf aus Windes-
heim im Landkreis Bad
Kreuznach.
Der 74-Jährige arbeitet seit 60
Jahren in seinem Beruf. „Ich
habe Spaß an der Arbeit, bin
gern unterwegs und fühle mich
körperlich fit. Warum sollte ich
aufhören? Das Handwerk hält
mich jung“, beantwortet er die
Frage nach dem Ruhestand.
1970 hat sich Helmut Knuf in
Bad Kreuznach selbständig ge-
macht und seine Söhne Michael
undOlaf ausgebildet.DerÄlteste
führt inzwischen den Betrieb.
Um seinem Sohn vollends das
Terrain zu überlassen, hat sich
Knuf vor vier Jahren aus dem
Unternehmen zurückgezogen.
„Die Hände in den Schoß legen
wollte ich aber nicht“, so der
rüstige Handwerkssenior.
Auf LED-Außenanlagen
spezialisiert
Helmut Knuf meldete ein Ge-
werbe an, nahmKontakt zu einer
großenFirmaauf, diebundesweit
Montagen und Reparaturen an
LED-Außenanlagen durchführt
undarbeitet alsSubunternehmer,
wann immer er angefordertwird.
Dann fährt ermit seinemGerüst,
das ihn Arbeiten in bis zu 6,5
Meter Höhe erledigen lässt, und
dem erforderlichen Material an
den Einsatzort.
Der Handwerksmeister tauscht
alte gegen neue LED-Module
aus, baut neue Trafos ein, bringt
Leuchtkästen an oder reinigt die
Schriftzügevon innenundaußen.
Manchmal leiht er für seine
Reparaturen einen Motorsteiger
aus.NachgetanerArbeit fotogra-
fiert Helmut Knuf das Ergebnis.
Auchbei seinemSohnhilft er hin
und wieder aus.
Helmut Knuf ist mit sich imRei-
nen. Er weiß, dass er gebraucht
Schilder- und Lichtreklameherstellermeister Knuf: Spaß mit 74
wird. Er weiß auch, dass sein
Handwerk, das handwerkliches
Können und gestalterisches
Talent verbindet, immer eine
hervorragende Basis für den
Arbeitsmarkt war. Das bestätigt
sich bis ins Alter!
DerHandwerksmeister bedauert
allerdings, dass es sich beim
Schilder- und Lichtreklameher-
steller um ein zulassungsfreies
Handwerk handelt, bei dem
der Meisterbrief keine Voraus-
setzung zur selbstständigen
Tätigkeit ist.
„Bei Außenreklame, die an Ge-
bäuden angebracht werden soll,
gibt es vieles zu bedenken. Trägt
dieStatikdie geplanteReklame?
Wie soll die Werbeanlage befe-
stigt werden? Wo verläuft der
Strom? Meisterarbeit vermittelt
dem Kunden auch ein Gefühl
der Sicherheit“, ist er überzeugt.
Handwerks-
meister Hel-
mut Knuff ist
immer dann
gefragt, wenn
es darum geht,
Montagen und
Reparaturen an
LED-Außenan-
lagen durchzu-
führen. Er punk-
tet mit Erfah-
rung, Kreativität
und seinem
gestalterischen
Talent.
Knuf Werbung, Windesheim
Gegr. 2011 | Montage und Reparaturen an LED-Außenwerbeanlagen
Tel. 0172/ 613 54 00 |
knuf-werbung@t-online.deInteressiert schauten die Studenten der Hoch-
schule den Lehrlingen im HwK-Bauzentrum über
die Schulter.