Handwerk Special Nr. 123 vom 9. August 2008 - page 16-17

Start ins neue Ausbildungsjahr – Traumberufe im Handwerk
Nr. 123
9. August 2008
Mit Vollgas in die Lehre
Tobias Moser, 17 Jah-
re, aus Rheinbach
möchte Maler und
Lackierer werden.
Auf schnellen Rädern von Rheinbach zur Lehre nach Kalenborn
Start ins neue Ausbildungsjahr – Traumberufe im Handwerk
Nr. 123
9. August 2008
Glücklich gestartet ...
2.511 junge Leute im
nördlichen Rheinland-
Pfalz haben sich bis
zum 31. Juli für eine
Lehre im Handwerk
entschieden. Das ist ein
Plus von drei Prozent.
Nochimmersind164Lehrstellen
für2008frei.Für2009sindschon
jetzt 174 Ausbildungsplätze
gemeldet. In der aktuellen Lehr-
stellenbörse der HwK werden
alle Informationen gesammelt
und können im Internet
6 von 2.511 Lehrlingen und ihre ersten Eindrücke
Die Ausbildungssituation 2008
deutet darauf hin, dass es wieder
mehr Lehrstellen als Bewerber
gebenwird. „Die Zeit, in der Be-
triebe für Lehrlinge wieder den
‚roten Teppich’ ausrollen, liegt
angesichts der demografischen
Entwicklung nahe. Jedoch wird
einBewerbermit ungenügenden
Noten inMathematikundPhysik
auch inZukunft keineLehre zum
Elektronikererfolgreichmeistern
können“, so die HwK Koblenz.
SechsLehrlinge,
dieam1.August
e i nge s t i eg en
sind, kommen
stellvertretend
für alle Hand-
werksneulinge
in Handwerk
S p e c i a l z u
Wort.Sie erzäh-
len, warum sie
sich für einen
Bernd Neltner (r.) und sein neuer Lehrling Tobias Moser.
Tobias. „Er ist handwerklich
begabt und sehr fleißig. Von
Anfang an hat er gut in unser
Team gepasst. Deshalb war die
EntscheidungüberdieLehrstelle
schnell getroffen, als ich seine
Bewerbungauf demTisch liegen
hatte“, erzählt Bernd Neltner.
In seinem Unternehmen, das im
vergangenen
Jahrsein10-
jähriges Bestehen feiern konnte,
arbeitet mit Rebecca Melcher
bereits ein weiterer Lehrling.
SiewurdeauseinerEinstiegsqua-
lifizierung in das Ausbildungs-
verhältnis bei Neltner übernom-
men und hat im August nun ihr
drittes Lehrjahr zur Raumaus-
statterin be-
gonnen.
Profi für die Schönheit
Julia Müllers aus Mayen
hat geschafft, was die
anderen Lehrlinge noch
erreichen möchten.
Sie hat ihre Lehre als Friseurin
erfolgreich beendet. Die 21-
Jährigekannsichsogarüberdas
beste Prüfungsergebnis unter
den Friseurlehrlingen der Fri-
seurinnungMittelrhein freuen.
Friseurmeisterin Marie-Luise
Schneider (l. im Bild) ist stolz
auf ihren ehemaligen Lehrling.
„Julia war während der Lehre
immer hellwach und lernbegie-
rig. Sie hat gezeigt, dass ihr der
Umgang mit den Kunden Spaß
machtundihrkreativesArbeiten
gefällt“, sagt die Meisterin. Als
junge Gesellin verstärkt Julia
jetzt das vierköpfige Team.
„Ich möchte unbedingt noch
den Meisterbrief erwerben“,
verrät sie ihren Wunsch für die
berufliche Zukunft.
Auf sicheren Pfaden wandeln
Marcel Müller, 16 Jahre,
aus Koblenz möchte
Ofen- und Lufthei-
zungsbauer werden.
Pfadfinder Marcel baut Öfen nach den Wünschen der Kunden
Fingerspitzengefühl ...
Tom Hildebrandt,
15 Jahre, aus
Leutesdorf
möchte Elek-
trotechniker
werden.
„Technik fasziniert
mich einfach. In der
Schule war Physik
deshalb auch mein
Lieblingsfach“, erzählt
Tom. Jeden Morgen
fährt er mit seinem
Großcousin Markus
Adams zusammen
nachNeuwied. IhrZiel:
Elektro Schumann. In
demvonElektrotechni-
kermeister Peter Schä-
fer geführten Betrieb,
indemauchGroßcousinMarkus
arbeitet, wird Tom seit dem 1.
August zum Elektrotechniker
ausgebildet.
„Er hat bei uns bereits zwei
freiwillige Praktika durchlaufen
undwirwaren jedesMal sehr zu-
friedenmitihm.Eristinteressiert
und packt mit an. Ich achte auch
immerbesondersdarauf,dassder
LehrlingmitdemRestdesTeams
gut zusammenarbeitet“, erklärt
Geschäftsführer Peter Schäfer.
... für Technik: Tom lässt sein Hobby zum Beruf werden
Seine Elektrotechniker-Truppe
ist insgesamt 18Mann stark. „In
der Sommerzeit haben wir sehr
oft Einsätze, bei denen Schäden
aus Blitzeinschlägen repariert
werden müssen. Da muss es
schnell gehen und wir müssen
auf Zack sein.“
Anforderungen, die Tom Hil-
debrandt voll und ganz erfüllt.
Denn als aktives Mitglied der
THW-Jugend kennt er sich mit
„Blitzeinsätzen“ bestens aus.
Der frisch gebackene Elektrotechnikerlehrling Tom Hilde-
brandt (l.) und Elektrotechnikermeister Peter Schäfer freuen
sich auf die kommenden gemeinsamen Projekte.
Von 8 bis 13 Uhr dreht sich
am16.AugustimCity-Büro
alles ums Thema „Lehre“.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Ausbildungberatung:
E-Mail:
de/lehrstellen
HwK-Aktionstag
Ausbildung/ Lehre
Info-Tel.: 0261/ 398-323
Voraussetzungen für unsere
Zusammenarbeit“, bekräftigt
Diplom-Ingenieur (FH) Hinke
seine Entscheidung für den
neuen Lehrling.
Vater und Diplom-Kaufmann
Gerd Hinke gründete 1980 das
Kachelofenzentrum Hinke,
das 1996 von Koblenz-Lüt-
zel nach Mülheim-Kärlich
umzog. Schon früh mittendrin
im betrieblichen Geschehen,
entschied sich Sohn Dani-
el Hinke zunächst für eine
Ausbildung zum Ofen- und
Luftheizungsbauer.
„Mein Bauingenieurstudium
habe ich dann noch hintendran
gehängt.“MitseinerAusbildung
hat Marcel Müller den Weg in
die Berufswelt sicher gefunden
- nicht verwunder-
lich, ist er doch
seit zehn Jahren
ein begeisterter
Pfadfinder.
Schmackhafter Beruf
Steven Weber, 17 Jahre,
aus Neuwied möchte
Bäcker werden.
„MeinCousinhatBäcker gelernt
und mir den Beruf sozusagen
schmackhaft gemacht“, erzählt
Steven. „Super ist, dass es in
der Bäckerei Preißing, in der
auch mein Cousin ausgebildet
wurde, mit der Lehrstelle ge-
klappt hat.“
Bäcker- und Konditormeister
Jens Preißing, der sich bei
der HwK Koblenz auch zum
Betriebswirt des Handwerks
qualifiziert hat, führt die 1935
von seinem Großvater Kurt
Preißing gegründete Bäckerei
in der dritten Generation. „Für
mich zählen Tugenden wie
Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit
Bäckerlehrling Steven lernt im Traditionsbetrieb Preißing
mehr als Schulnoten.
WerFreudeamBeruf
hat und die hand-
werkliche Arbeit
mag, wird sich auch
in der Berufsschule
anstrengen. Außer-
dem sind wir ein
eingespieltes Team,
damuss der Lehrling
reinpassen“, betont
der Chef von 37
Mitarbeitern.
Während eines Prak-
tikumskonnteSteven
seine Teamfähigkeit
schon einmal un-
ter Beweis stellen.
Schwer fiel es dem
17-Jährigen nicht, sich zu inte-
grieren und vor allem zu enga-
gieren.AlsHobbyfußballerweiß
In seiner
Ausbil-
dung bei
Daniel
Hinke
(l.) lernt
Marcel
Müller,
indivi-
duelle
Öfen zu
bauen.
Bäcker- und Konditormeister Jens
Preißing (r.) weiht Steven Weber
in die Feinheiten des Bäckerhand-
werks ein.
er,worauf es imTeamankommt.
„Nur gemeinsam kommt man
zum Ziel“, betont er.
Chemie für echte Autofreaks
Andrey Bogomazov,
22 Jahre, aus Lonnig
möchte Kfz-Mechatro-
niker werden.
Aus Liebe zum Automobil: Andrey lernt im Autohaus Barz in Polch
Chancen hat.
Ich habe zehn Be-
werbungengeschriebenund
bin glücklich über die neue
Möglichkeit“,soAndrey.Er
kommt aus St. Petersburg
undlebtseitsiebenJahrenin
Deutschland. „Sein Auftre-
tenwährend eines dreiwöchigen
Praktikums hat mich überzeugt.
Außerdem hat er beste Noten in
der Berufsschule“, ergänzt Kfz-
Mechanikermeister Hermann
Barz. Er führt das Autohaus seit
1970. „Ich bilde regelmäßig aus,
weil ich jungen Leuten eine Ein-
trittskarte insBerufsleben geben
möchte. Ausbildung bedeutet
aber auch, dem Fachkräfteman-
gel vorzubeugen,“ weiß der 63-
Jährige. „Wichtig für mich ist
dabei immer, dass die Chemie
im Team stimmt.“
Lehre mit viel Biss
Kim Derksen, 22 Jahre,
aus Kottenheim möchte
Zahntechnikerin werden.
Sie lernt bei Zahntechniker-
meister Stephan Guckenbiehl
inMayen. „Ich habe bereits eine
Ausbildung zur Hotelfachfrau
abgeschlossen. In diesem Beruf
war ich aber nicht glücklich“,
erzählt Kim. Mithilfe des In-
ternets informierte sie sich über
verschiedene Berufe.
„So bin ich auf das Zahntech-
nikerhandwerk gestoßen. Als
Zahntechniker kann ich mit den
Händenarbeitenundgleichzeitig
etwas für die Gesundheit der
Menschen tun. Die Arbeit mit
unterschiedlichen Materialien
finde ich spannend.“ „Kim ist
Handwerkliches Geschick für schöne Zähne: Zahntechnikerin Kim
sehr interessiert, besitzt
Fingerspitzengefühl, ist
geschickt beim Model-
lieren und ausdauernd.
Eigenschaften, die man in
unserem Beruf braucht und
die sie bei einem Praktikum
in unserem Labor bewiesen
hat“, lobt Stephan Gucken-
biehl die 22-Jährige.
Er ist seit 15 Jahren selbst-
ständig undChef von insge-
samt34Mitarbeitern,darun-
ter sind auch vier Lehrlinge.
Von seinen zukünftigen
Lehrlingen erwartet Gu-
ckenbiehl neben Geschick-
lichkeit auch gute Schul-
noten. „Die jungen Leute
habensonstSchwierigkeiten
in der Berufsschule.“
Zahntechnikermeister Stephan
Guckenbiehl zeigt Lehrling Kim
Derksen das Modellieren.
Andrey und Lehr-
meister
Barz.
Handwerkliche Heraus-
forderungen haben Marcel
schon immer gereizt. Zu
Hause musste deshalb früh
eine eigene Werkbank her
und der elterliche Keller
wurde zur Ideenwerkstatt.
DashandwerklicheGeschick
des 16-Jährigen überzeugte
auchDanielHinke, indessen
Betrieb Marcel jetzt zum
Ofen- undLuftheizungsbau-
er ausgebildet wird. „Nach
seinem Praktikum bei uns
hat er in den Ferien öfter
ausgeholfen. Er ist fleißig
und sehr interessiert. Beste
Er lernt im Autohaus Barz
in Polch. „Ich bin Autofreak
undhabebereitseinLehrjahr
in einem anderen Autohaus
absolviert. Dann habe ich
aus verschiedenen Gründen
aufgegeben. Inzwischen ist
mir aber klar, dass man nur
mit einer abgeschlossenen
Lehre auf demArbeitsmarkt
Jeden Morgen steigt er auf
seinenschwarz-rotenMotor-
roller undbraust inRichtung
KalenbornbeiAltenahr.Dort
lernt er in Bernd Neltners
Maler- und Raumausstat-
terbetrieb „Wohn(T)räume“
seinen Wunschberuf.
„IchhabemichalsPraktikant
im Einzelhandelsge-
werbe ausprobiert und
schnell festgestellt,
dass das nicht das
Richtige für mich ist.“
Schon das nächste
Praktikum brachte ihn
zuBerndNeltner.„Das
hat mir so gut gefallen,
dass ich kurz darauf
noch ein zweites dran-
gehängt habe,“ lacht
Auch Ministerpräsident Kurt Beck be-
suchte die Ausbildungsmeile und den
„Morgen Meister!“-Bus der HwK und
dankte den Mitarbeitern für ihr Ausbil-
dungsengagement.
gestandene Handwerker, sagen,
was sie alles von ihrem neuen
Lehrling erwarten.
Handwerksberuf entschieden
haben und wie sie die Lehrstelle
fanden. Ihre Lehrmeister, selbst
1...,6,7,8,9,10,11,12,13,14,15 18,19,20,21,22,23,24,25,26,27,...32
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