Handwerk Special Nr. 108 vom 17. Dezember 2005 - page 30

Handwerkslehrlinge & ihre Zukunftspläne und Weihnachtswünsche
17. Dezember 2005
Nr. 108
Weihnachten ist auch „füreinander da sein“
Materielle Wünsche zu Weihnachten äu-
ßern sie kaum, aber ein konkretes Ziel
haben sie: Sie möchten die Gesellenprü-
„Nach der Lehre besuche ich noch eine Kosmetikschule und
werde mich auch im Nageldesign weiterbilden. Ich habe
dann drei Standbeine und größere Chancen, wenn ich
mich selbstständig machen möchte. Weihnachten be-
deutet für mich: viele Kerzen, Gans gefüllt mit
Hackfleisch, Knödel und ein Weih-
nachtsbaum. Ich wünsche mir
Schmuck von Esprit, mehr aber
noch gute Gespräche in der Familie,
weil die Weihnachtszeit einfach eine be-
sinnliche Zeit ist. Meine Eltern sind ge-
schieden, verstehen sich jetzt aber besser
und werden Weihnachten auch mit mir ge-
meinsam feiern. Ich schenke ihnen einen Ka-
lender von mir und meinem Pferd, aufgenom-
men in den verschiedensten Jahreszeiten.“
Anne Haack (18), Friseurlehrling,
Lehre bei Salon Lenz, Nastätten
„Nach der Gesellenprüfung möchte ich in den nächs-
ten drei Jahren die Meisterprüfung ablegen. Dann
werde ich erst einmal Erfahrungen in verschie-
denen Betrieben sammeln, bevor ich
mich eventuell selbstständig ma-
che. Ich hoffe, dass mit meinem
Beruf alles gut klappt. Das ist ein
Wunsch, den ich mir nur selbst er-
füllen kann, und hat mit Weihnachten
nichts zu tun. Heilig Abend verbringe
ich erst zusammen mit meiner Familie.
Der Weihnachtsbaum gehört dazu und
Gänsebraten. Am späten Abend trifft sich
dann die Dorfjugend. Meine Freundin hat
mich gerade verlassen und ich bin schon
echt traurig.“
Nils Frank (18), Fleischerlehrling,
Lehre bei Metzgerei Braun, Buch
„Später möchte ich als Meister einen eigenen Betrieb
haben. Zu Weihnachten wünsche ich mir Geld, um
meinen Meistertraum verwirklichen zu kön-
nen. Weihnachten ist ein großes
Familienfest. Gutes Essen gehört
dazu. Natürlich ein Weihnachts-
baum. Trotzdem fand ich Weihnach-
ten als Kind immer schöner, da war im-
mer viel Vorfreude dabei und ich habe
einen großen Wunschzettel geschrieben. In
diesem Jahr ist das Fest für mich fast wie
ein normales Wochenende.“
Matthias Blatter (18), Bäckerlehrling,
Lehre bei Bäckerei Kieffer, Münstermaifeld
„Zimmerer ist mein Traumberuf. Ich möchte mich spä-
ter eventuell selbstständig machen. Weihnachten
heißt für mich, Zusammensein mit der Fa-
milie, das Jahr Revue passieren las-
sen, Kirchgang, gutes Essen.
Schenken muss von Herzen kom-
men, oft spontan. Ich wünsche mir,
dass alle in der Familie gesund bleiben.
Vor eineinhalb Jahren ist mein Opa gestor-
ben. Er war mein bester Kumpel. Sein Tod
hat mir gezeigt, was wichtig ist.“
Michael Herzog (17), Zimmererlehrling,
Lehre bei Zimmerermeister Klaus Weisenfeld,
Weidenhahn
„Ich möchte in jedem Fall Meister werden und den el-
terlichen Betrieb übernehmen. Er wurde vor 80 Jah-
ren von meinem Urgroßvater gegründet und für
mich war es früh klar, die Familien-
tradition fortzusetzen. Ich gehe da-
von aus, dass sich in unserem
Handwerk meisterliche Qualitätsar-
beit durchsetzen wird. Zu Weihnach-
ten heißt es für mich: ‘Geben ist besser
als Nehmen.’ Sicher freue ich mich über
eine Überraschung, fordere aber nichts.
Wichtig ist für mich, Geborgenheit in der
Familie zu spüren.“
Christian Mies (18), Fliesen-, Platten- und
Mosaiklegerlehrling, Lehre bei Peter Mies
GmbH, Neustadt/Wied
Aber auch viele Träume und Sehnsüchte
- Handwerkslehrlinge, die in den HwK-
Berufsbildungszentren überbetriebliche
fung bestehen, die Voraussetzung, ihr
Leben selbst zu gestalten. Sie haben kon-
krete Vorstellungen von ihrer Zukunft.
Lehrgänge besuchen, stehen Rede und
Antwort, aufgeschlossen und offen. Es
macht Spaß, mit ihnen zu sprechen.
„Meine Lehre gefällt mir. Man sieht abends, was man
geschafft hat. Ich werde in jedem Fall später ein
Haus für mich bauen. Im Moment hat unsere
Familie gerade ein altes Haus erwor-
ben und wir feiern darin unser erstes
Weihnachtsfest. Es gab genug Ausga-
ben, deshalb habe ich keine materiellen
Wünsche zu Weihnachten. Einen Traum
habe ich allerdings doch: Vor 11 Jahren bin
ich aus Kasachstan gekommen und war noch
nie wieder da. Ich möchte einmal dort hinfah-
ren.“
Mark Dshoraew (18), Maurerlehrling,
Lehre bei Heimo-Bau, Dörth
„Ich möchte erst ein-
mal die Gesellenprü-
fung bestehen, mich spä-
ter zum Maskenbildner
weiterbilden. Ich bin ein mu-
sischer Mensch, habe früher
Gedichte geschrieben und im
Ballett getanzt, als Masken-
bildner bin ich dem Theater
nah. Der Friseurberuf ist eine
gute Basis. Weihnachten ist ein
großes Familienfest. Eltern, Geschwister, Pflegegeschwister, Großeltern, alle sind
da. Tannenbaum, Einläuten der Bescherung. Wir reden viel, machen Spiele, singen
zur Gitarre. Ich habe keine materiellen Wünsche, freue mich über Kleinigkeiten
und schenke selbst gebastelte Geschenke, Haarschmuck aus Tannenzapfen, indivi-
duell gestaltete Engel und Karten. Wichtig ist, dass der starke Zusammenhalt in
unserer Familie so bleibt. Das gibt mir unheimlich Kraft. Ich weiß, dass das nicht
überall so ist.“
Arcangelo Minozzo (18), Friseurlehrling
Lehre bei Ingrid Bühler - Frisurentrends, Limburg
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