Handwerk Special Nr. 108 vom 17. Dezember 2005 - page 28

Outputorientierte Innovationsförderung für zwei Handwerksbetriebe
17. Dezember 2005
Nr. 108
Büchsenmachermeister Ferdinand Müller aus Giershausen macht Jagdgewehre treffsicherer
„Ich hatte schon als Kind das
Ziel, zu erfinden. Das habe ich
jetzt als Büchsenmachermeis-
ter geschafft“, freut sich Ferdi-
nand Müller aus Giershausen.
Für die Neuentwicklung einer
Jagdwaffe bekam er die „Out-
putorientierte Innovationsför-
derung“ des Landes Rhein-
land-Pfalz.
Bei Jagdwaffen sind die Lauf-
bündel zu zwei, drei oder vier
Läufen für Schrot bzw. unter-
schiedliche Kugelkaliber zu-
sammengefasst undverlötet. Bei
der Abgabe von einem Schuss
führt die Explosions- und Rei-
bungswärme zum Verzug des
Laufbündels, Treffpunktlage
und damit Treffsicherheit sind
nicht mehr gewährleistet. Mül-
lers Neuerung erlaubt es, Waf-
fen mit freiliegenden, nicht ge-
löteten, kombinierten Läufen so
zu fertigen, dass bei einem
Laborierungswechsel die Läufe
justierbar sind.
„Durch diese Einstellung ist es
möglich, aus dem rechten und
aus dem linken Lauf unabhän-
gig voneinander mehrfach zu
schießen und trotz Wärme-
verzug die Treffpunktlage zu
erhalten“, erklärt der Büchsen-
machermeister den Vorteil sei-
ner Erfindung. „Das Wechsel-
system mit Justierung verkauft
sich so gut, dass derzeit sogar
Produktionsengpässe beste-
hen“, fügt er stolz hinzu.
„Ich wollte schon als Kind erfinden“
Schulgeld statt
Ausbildungsvergütung
Ferdinand Müller kam über die
Jagd zum Beruf. „Schon mein
Vater war leidenschaftlicher
Jäger und hat mir diese Passion
nahe gebracht“, sagt er. Seine
Ausbildung absolvierte Müller
an der Höheren Technischen
Bundeslehranstalt in Ferlach,
Österreich. „Eine Lehre in
Deutschlandwar zudiesemZeit-
punkt nicht möglich. Ich habe
auch keine Ausbildungsvergü-
tung erhalten, sondern musste
Schulgeld bezahlen. Die große
Entfernung von Ferlach zu mei-
nemHeimatdorf Hove bei Rup-
pichteroth in Nordrhein-West-
falen erlaubte mir nur ein bis
zwei Heimfahrten im Jahr“, er-
innert sich der 42-Jährige. Er
erzählt, dass er bereits während
seiner Lehre ein lukratives An-
gebot, in Kanada als Büchsen-
macher zu arbeiten, ablehnte.
„Mir war der Abschluss einer
intensiven Ausbildung viel
wichtiger als das schnelleGeld.“
Doppelt gesichert
Zur Anerkennung seiner öster-
reichischen Ausbildung, mach-
te er nochmals drei Jahre eine
Ausbildung inSiegburgund leg-
te 2001 seine Meisterprüfung
ab. Bereits 1993 eröffnete er
Büchsenmachermeister Anfertigung und Umänderung von
Jagdwaffen gegr. 1993 6 Mitarbeiter, 3 Lehrlinge Tel.:
02685/ 986285 E-Mail:
Steckbrief: Waffen Müller, Giershausen
Treffsicher: Die Erfindungvon Büchsenmachermeister
Ferdinand Müller ermöglicht eine Justierung der Läufe
von Jagdgewehren - und erfreut sich großer Nachfrage.
mit Ausnahmebewilligung in
Eitorf (NRW) einen Laden für
Jagdwaffen mit angeschlosse-
ner kleiner Werkstatt. Durch
seine Schwester kam er dann in
denWesterwald, wo er zunächst
in Niederwambach und 2004 in
Giershausen seine Werkstatt
gründete. Er baute die Räume
eines ehemaligen Schlachthofs
um. „Die sicherheitstechnischen
Anforderungen für denUmgang
mitWaffen sind sehr aufwändig
und teuer: beispielsweise die
Einrichtung eines Tresorraums
zur Aufbewahrung der Schuss-
waffen“, betont er.
FerdinandMüller träumt davon,
irgendwann als Pensionär ein
Studium im Fachbereich Phy-
sik zu machen. „Es ist ein Her-
zenswunsch von mir“, sagt er.
Zunächst will er aber seine Fir-
ma erfolgreich am Markt eta-
blieren. Seine Erfindung in der
Jagdwaffentechnik hat ihn auf
diesem Weg entscheidend vor-
angebracht.
Über das Landesprogramm „Outputorientierte Innovationsför-
derung“ der Investitions- und Strukturbank Rheinland Pfalz
(ISB) können Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, die
innovative Produkte oder Produktionsverfahren am Markt er-
folgreich eingeführt haben, mit einer Prämie ausgezeichnet
werden. Entscheidend für die Höhe der Förderung ist der Inno-
vationsgrad der Neuentwicklung und der mit dem Produkt er-
zielte Umsatz. Viele Unternehmen mit ausgeprägten handwerk-
lichen Strukturen stellen ihre Innovationskraft täglich mit neu-
en und erfolgreichen Produkt- und Verfahrensideen unter Be-
weis und sollen von dem Förderprogramm profitieren. Mit dem
Programm wird eine einmalige Prämie von bis zu 50.000 Euro
nachträglich bewilligt.
Informationen bei der HwK-Technologieberatung:
Telefon: 0261/ 398-571, Fax: -988
E-Mail:
Internet:
Outputorientierte Innovationsförderung
Metallbauerhandwerk Entwicklung u. Vertrieb von Präzisions-
bandsägen gegr. 1994 10 Mitarbeiter Tel.: 02689/ 6045
Internet:
Steckbrief: Dramet GmbH, Kleinmaischeid
Sägen schneiden weltweit
Dramet aus Kleinmaischeid mit Hightech-Maschinen erfolgreich
Die „Outputorientierte Innova-
tionsförderung“ 2005 erhält
auch die Dramet Draht- und
Metallbau GmbH aus Klein-
maischeid im Westerwald.
Die in dem Handwerksbetrieb
hergestellten, teilweise compu-
tergesteuertenDraht- undBand-
sägen schneiden weltweit jedes
Werkstück, das ihnen vorgelegt
wird. Der Zehnpersonenbetrieb,
der vor zwei Jahren für diese Ent-
wicklung den Innovationspreis
des Landes Rheinland-Pfalz be-
kam - Handwerk Special be-
richtete -, kann inzwischen in
Serie produzierenund erzielt pro
Bandsäge Umsatzerlöse zwi-
schen 9 und 50 Tausend Euro.
Auch Sondermaschinen bis 140
Tausend Euro wurden verkauft.
In Verbindung mit der erfolg-
reichen Markteinführung der
neuen Bandsäge wurden nicht
nur die bestehendenArbeitsplät-
ze gesichert, sondern auch neue
geschaffen.
„Unser Draht kann jede beliebi-
ge Richtung schneiden, schnei-
det sich selbst frei, beliebige
Konturen können in einem Ar-
beitsgang herausgesägt wer-
den“, so Maschinenbauinge-
nieur undDramet-Geschäftsfüh-
rer Dr. Jürgen Hoffmann. Unter
dem Anspruch, noch dünnere
und präzisere Schnitte zu errei-
chen, entwickelte er parallel zu
den Drähten die jetzt ausge-
zeichneten Bänder.
„Das wichtigste an den
Sägebändern ist ihre
Dauerlauffestigkeit und
der mit 0,4-0,8 mm sehr
kleine Schnittspalt. Das
bedeutet wenig Ver-
schnitt und eine geringe
Wärmeentwicklung.“
Dr. Jürgen Hoffmann: „Glas-
schnitte erinnern an die Ober-
fläche spanischer Sektflaschen,
sie fühlen sich samtig an.“
1...,18,19,20,21,22,23,24,25,26,27 29,30,31,32
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