Handwerk Special Nr. 108 vom 17. Dezember 2005 - page 22

17. Dezember 2005
Nr. 108
Traditionsunternehmen in Sachen Automobil / Lehrlinge befragt
Mit dem „Rheingold“
Richtung Zukunft
Die Fassade an der
Koblenzer B 9 ist
imposant. Doch auch
der Inhalt und seine
Präsentation sind ein
absoluter Hingucker.
BMWs - mit vier und
zwei Rädern - soweit
das Auge reicht, dazu MINIs
auf vier Ebenen. Doch nicht
nur hier hat das Unternehmen
Hanko in die Zukunft inves-
tiert. Im Betrieb werden aktuell
30 Lehrlinge ausgebildet -
auch ein Stück Zukunft. Ein
Vertreter aus vergangenen
Tagen findet sich im
Präsentationsraum: Der
„Hanko Rheingold“ war ein
rollender Traum seiner Zeit
und erblickte vor über 70 Jah-
ren hier das Licht der
automobilen Welt …
Koblenzer Kfz-Geschichte: Seit 1919 dreht sich bei Hanko alles ums Automobil
Die Geschichte des „Oldies“ ist
abenteuerlich, steht aber auch
für unternehmerischenSpürsinn
und Erfolg: Nach einem Ein-
fuhrverbot für amerikanische
Fahrzeuge 1933 kam der deut-
sche Generalimporteur für die
Marken Chrysler, Nash und
Packard mit Sitz in Koblenz auf
die Idee, nicht „ganze“ Wagen
einzuführen, sondern sie in Ein-
zelteilenzerlegtzubeziehen.Aus
den Teilen wurden dann dank
handwerklicher Arbeit wieder
Autos, auf deren Haube der
Schriftzug „Hanko“ thronte.
AuchwennesvomModellRhein-
gold nicht mehr viele gibt (es
wurden 2000 Stück gebaut), der
Name Hanko schreibt auch heu-
te noch ein wichtiges Stück Ko-
blenzer Wirtschaftsgeschichte.
Was hinter dem Namen steht?
„Ein kreativer Kopf legte die
Kürzel beider deutscher Stand-
orte zusammen: Aus Hannover
und Koblenz wurde Hanko“, er-
zählt Ralf John, seit 1997 Ge-
schäftsführer des 140 Mitarbei-
ter (darunter 30 Lehrlinge) zäh-
lendenUnternehmens,dasinAn-
dernach und Neuwied BMW-
Niederlassungenbetreibtundbe-
reits seit 1919 mit Fahrzeugen
handelt. Ein Name ist unmittel-
bar mit dieser Erfolgsgeschichte
verbunden: Es ist die Familie
Spaeter, die das Unternehmen
gründete und bis heute dahinter
steht. Die Hanko-Gründung war
nahe liegend: Spaeters betrie-
ben ein Handelshaus für Stahl
und Aluminium. Dabei spielten
schon damals Transportwege
und ihre Bedienung eine wichti-
ge Rolle, also nahm man sich
des Fahrzeughandels an.
Auf der ersten IAA
Die Verbindung zu BMW ent-
wickelte sich über die erste IAA
1951 in Frankfurt, an der das
KoblenzerAutohaus „natürlich“
teilnahm.AufdemNachbarstand
dieser weltgrößten Präsenta-
tionsbühne für Kraftfahrzeuge
zeigte BMW seine Neuerungen.
1952 wurden die Verträge un-
terschrieben und so ist Hanko
heute einer der ältesten BMW-
Handelspartner in Deutschland.
Ralf John als Geschäftsführer
verbindet damit „Verpflichtung,
aber auch Stolz“. Die Philoso-
phie des 45-Jährigen, das Unter-
nehmen auf der Erfolgsspur zu
halten? „Das höchste Gut eines
Unternehmens sind seineMitar-
beiter!“ Qualifikation, Arbeits-
bedingungen und das Verhältnis
der Mitarbeiter zum Chef, aber
auch untereinander und natür-
lich zu den Kunden - alles ist
hier etwas anders. „Damit ver-
bindet sich Freude an der Arbeit
und die Motivation, Herausfor-
derungen anzupacken“, so John
und weiß, „dass sich in unserer
Branche in den nächsten Jahren
viel verändern wird. Das reicht
von neuen Technologien beim
Antriebüber eine technischeRe-
volution im Auto grundsätzlich
und endet bei einer Verschlan-
kung des Händlernetzes!“
Er verweist - am Beispiel BMW
- auf die USA, „in denen BMW
rund 300 Niederlassungen hat.
In Deutschland sind es heute
880“. Und noch etwas wird sich
ändern: Die sich rasant entwi-
ckelnde Kfz-Technik setzt ent-
sprechend geschulte Handwer-
ker unddie entsprechendeWerk-
statteinrichtung voraus. „Das ist
mitumfangreichenInvestitionen
verbunden und mit dem Auftritt
eines Betriebes in der Öffent-
lichkeit.“
Bei Letzterem schneidet Hanko
nicht zuletzt mit seinem gelun-
genen Umbau an der B 9 gut ab.
„Und die schöne Fassade und
die Ausstattung dahinter”, so
John, „haben durchaus ihren
Sinn, denn jeden Morgen und
am späten Nachmittag ist in die-
sem Bereich der B 9 Stau. Da
kann sich das Auge des generv-
ten Autofahrers an unserer Prä-
sentation erfreuen.“
Verkauf, Reparatur & Wartung von Auto und Motorrad gegründet
1919 140 Mitarbeiter, 30 Lehrlinge Internet:
Steckbrief: Hanko Kfz-Handel GmbH, Koblenz
Als in Koblenz
noch Autos
(zusammen)gebaut
wurden: ein
über 70-jähriger
Hanko „Rhein-
gold“.
Die imposante Glas-
fassade an der B 9 steht
für Transparenz, ein
modernes Unternehmen
und ist Hingucker im
Feierabendstau.
Insgesamt arbeiten bei Hanko
140 Mitarbeiter, darunter 30
Lehrlinge. Geschäftsführer ist
Ralf John (Bildmitte).
Die Koblenzer
Niederlassung
in den 50er
Jahren an der
B 9 (Bild oben).
Zur Person: Ralf John
Er ist Kaufmann, liebt die Tech-
nik, Sport und seine Familie und
traut sich zu, die wichtigsten
Arbeiten an einem Auto immer
noch selbst durchzuführen. Sei-
ne erste Station über 14 Jahre
bei Mercedes-Benz hat für eine
gründliche Ausbildung und
mehr gesorgt, später arbeitete er u.a. im Renn-
sport.InseinemBürohängteinBildmitBenetton-
PilotMichael Schumacher. DieLiebe zumRenn-
sport ist unübersehbar, fließt aber auch ins Un-
ternehmen ein. „Profirennsport ist imhandwerk-
lichen Sinnemit einer Null-Prozent-Fehlerquote
verbunden, will man den Erfolg. Das setzt fach-
liches Wissen, Gründlichkeit in der Ausführung
und gutes Teamwork voraus - Dinge, auf die wir
auch bei Hanko sehr großen Wert legen - an
sieben Tagen in der Woche.“
Gedanken zur Weihnachtszeit
Florian Hoffmann (18)
Kfz-Mechatroniker
Ausbilder: Holly-Automobi-
le, Bendorf
Ich arbeite in einem kleinen
Betrieb.NachderGesellenprü-
fung kann ich nicht übernom-
men werden. Ich möchte trotz-
dem sehr gut bestehen, dann
stehen mir viele Wege offen.
Nach meiner Ausbildung gehe
ich zunächst zur Bundeswehr. Ich werde mich für einen Zeitraum
von vier Jahren verpflichten und als Panzermechaniker arbeiten. In
meinemAusbildungsbetrieb haben wir imWinter immer besonders
viel Arbeit. Wintercheck, Winterreifen, Lichteinstellung. Autofah-
rer sind auch nur Menschen und die meisten kommen erst , wenn der
erste Schnee fällt, um ihre Reifen zu wechseln. „Aha, Weihnachten
kommt“, denke ich dann.
Das Weihnachtsfest feiern wir in der Familie. Leckeres Essen,
Weihnachtsbaum und so gehören traditionell dazu. Wünsche habe
ich keine, das Leben ist teuer und meine Eltern unterstützen mich
genug.
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