24-Jähriger als Jungunternehmer erfolgreich
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Nr. 192
12. September 2015
www.handwerk-special.deAufs richtige Pferd gesetzt
Wer zu Johannes Faisst
nach Zehnhausen im
Westerwald kommt, fühlt
sich wie in einem Saloon.
Schon der Eingang im Stil
der Ponderosa-Ranch er-
innert an „Bonanza“, eine
der bekanntesten ameri-
kanischen Fernsehserien,
die im Western-Milieu der
1860er Jahre spielte.
DiesesGefühl wird in der Sattle-
rei „HighHorse“ noch verstärkt.
Im Ofen flackert das Feuer. Es
riecht nach Holz und Leder. Ein
großerHolztisch, Felle, dieNäh-
maschineundaufgebockteSättel
komplettieren das malerische
Ambiente.
Reitsportsattler Johannes Faisst
ist seit drei Jahren der Chef von
„High Horse“. Er macht We-
sternsättel. Unikate aus bestem
Leder, von Hand zugeschnitten
und genäht. Westernreiter aus
Deutschland, Österreich und
der Schweiz gehören zu seinen
Kunden. 70.000 Kilometer im
Jahr fährt Faisst, um Pferde
Sattler Johannes Faisst ist Spezialist für Westernsättel
auszumessen, sie in
B e w e -
gung zu
s e h e n
und den
p a s s e n -
den Sattel zu bespre-
chen. Anpassen amOrt
gehörtzumServicedes24-
Jährigen. Satteländerungen,
durch Wachstum oder Mus-
kelveränderungen des Pferdes
bedingt, zählen ebenfalls zu
seiner Angebotspalette.
Johannes Faisst ist selbst Pfer-
denarr und passionierter Wes-
ternreiter. Er hat 12Hektar Land
gepachtet und betreut sechs
Pferde, davon zwei eigene.
Sein Interesse an Pferden
und den handgefertig-
ten Sätteln entdeckte er
als14-Jährigerwährend
eines Aufenthalts bei
den Nomaden in der Mongolei.
Seitdem stand auch sein Berufs-
wunsch fest: Reitsportsattler in
derFachrichtungWesternsattler.
Ein Praktikum bestärkte ihn. Er
zog vom Schwarzwald in den
Westerwald und absolvierte im
Anne Matthai erlernt bei „High Horse“ den Beruf der
Reitsportsattlerin – eine Aufgabe, die Kraft, handwerk-
liches Geschick und kreatives Gestalten verbindet.
Unternehmen „HighHorse“ von
Sattlermeister StefanLuchmann
die Lehre.
Um Pferde zu verstehen, ge-
hörten für den Lehrling tägliche
Reitstunden dazu. Faisst bekam
Einblicke in die Entwicklung
neuer Sattelmodelle und die
Herstellung von Sattelbäumen.
„Ausbilder Stefan hatte sein
ganzes Können von Sattlern
in den USA. Den Namen High
Horse bekam er, als er von
einer indianischen Familie vom
StammeOglala-Dakotaadoptiert
wurde“, erzählt Faisst. Er hat ihn
zum Andenken beibehalten, als
er nach dem plötzlichen Unfall-
tod seines Chefs den Betrieb
zunächst weiterführte und dann
seine eigene Sattlerei in den
Räumlichkeiten eröffnete.
SattlermeisterWolfgangFeyund
Geselle Konstantin Kosuchin
stehen dem jungen Inhaber zur
Seite.DiegelernteBuchbinderin
Anne Matthai hat gerade ihre
zweite Lehre als Reitsportsatt-
lerin begonnen.
„Die Selbstständigkeit ist ein
Wagnis, aber auch eine Chance.
Man kennt sich in der Szene
der Westernreiter. Es gilt in
höchsterQualität zu fertigen, um
den guten Namen zu bewahren
und sowohl funktionelle als
auch künstlerische Ansprüche
der Kunden zu erfüllen. Wer
unachtsam ist, riskiert teures
Material wegwerfen zu müssen
–oderVerletzungen.Mitunseren
Messern und Nähmaschinen
bearbeiten wir immerhin zwei
Zentimeter starkes Leder“, so
Faisst. Das Leder bezieht Faisst
ausAmerika, demUrsprungland
derWesternreiterei.Zwischen80
Auf zentimeterstarkes Le-
der werden die Schnittmus-
ter übertragen.
bis120Arbeits-
stunden
s t e -
cken in
e i n e m
S a t t e l
ohne jegliche Ver-
zierungen. Diesema-
chendas i-Pünktchen
des Designs aus. Mit
Drehmessern und
Stempelnwerden da-
zu unterschiedliche
Motive auf die Skirts
punziert.„Sättelferti-
genbedeutet,Verant-
wortung zu überneh-
men. Da lernt man
nie aus“, so Johannes
Faisst, der auch als
Jungunternehmerfest
im Sattel sitzt.
High Horse, Zehnhausen
Gegr. 2012 | 4 Mitarbeiter | Westernsättel, Anfertigung, Reparatur | Tel.
06435/ 5123 |
www.high-horse.de24 Jahre und Chef eines ei-
genen Betriebes: Johannes
Faisst aus Zehnhausen.